Colonos – Kritik

TitelColonos
Genre Drama
Jahr2023
FSK16              
RegieFelipe Gálvez Haberle

Kinostart: 15.02.2024

Kolonialismus revisited

Die Kolonialzeit, lange verklärt als Ära des Fortschritts und der Entdeckung, birgt eine dunkle Realität mit verheerenden Folgen für die unterworfenen Völker. Während die westlichen Kolonialmächte stolz ihre Errungenschaften feierten – Eisenbahnen, Telegrafen, moderne Verwaltungssysteme -, blieb die brutale Realität meist im Schatten. Versklavung, Enteignung und kulturelle Unterdrückungen sind dabei nur die Spitze des Eisbergs aus Willkür, Hass und grenzenloser Brutalität. Die Glanzlichter des Fortschritts für einige, waren die Tragödien für viele andere – und “Colons” bildet letzteres ohne Rücksicht auf Verluste ab.

Colonos ©QuijoteFilms

Und darum geht es…

1901, Feuerland, Republik Chile: Um das naturbelassene, fruchtbare Land zu erschließen, entsendet der Großgrundbesitzer José Menendez (Alfredo Castro) drei Männer, um die einheimische Bevölkerung für eine friedliche Besiedlung für sich zu gewinnen. Angeführt von Leutnant MacLennan (Mark Stanley) macht sich die Gruppe, zu der auch der US-amerikanische Söldner und der junge Halbchilene Segundo (Camilo Arancibia) gehören, auf den beschwerlichen Weg durch das Ödland – doch statt Frieden, haben sie ausschließlich Verderben im Gepäck!

Colonos ©QuijoteFilms

Ein Blick in den Abgrund

Für sein Spielfilmdebüt “Colons” wagt Regisseur Felipe Gálvez Haberle einen höchstens von dichten Nebelschwaden getrübten, ansonsten aber glasklaren, ungeschönten Blick in die tiefsten menschlichen Abgründe, die sich während der Kolonialzeit in seinem Heimatland Chile einst auftaten. Der atmosphärisch dichte Kolonial-Western, der eigentlich gar kein Western ist, porträtiert den nichts als Leid und Verderb bringenden Weg vermeintlicher Heilsbringer und Pioniere auf einer Mission des Friedens, bei der die weiße Fahne einzig und alleine dem Zweck dient, die blutigen Spuren zu bedecken. Das Ergebnis ist eine barbarische Momentaufnahme, die unter die Haut geht, mit viszeralem Unbehagen als Folge, ähnlich wie man es sonst nur aus dem Horrorgenre kennt.

Colonos ©QuijoteFilms

Die Schönheit, die den Bildern von Kameramann Simone D’Arcangelo innewohnt, steht dabei im starken Kontrast zur hässlichsten Seite der Menschheit. Der gern gewählte Vergleich zu wilden Tieren liegt auch bei “Colons” nahe, ist in diesem Fall aber genauso unpassend gewählt, wie in den meisten anderen auch, wenn es darum geht, dem barbarischen Verhalten der Spezies Mensch Ausdruck zu verleihen. Kein Lebewesen außer dem Menschen selbst, vermag es trotz der Fähigkeit zu moralischem Denken und Empathie – Eigenschaften, die den meisten Tieren vorenthalten sind – ähnlich grausam zu agieren. Getrieben von den niedrigsten Instinkten und befeuert von der bleiernen Monotonie und spätpubertären Männlichkeitsgebärden entspinnt “Colonos” so einen emotional aufwühlende Tour de Force, die in ihrer kompromisslosen Beiläufigkeit dem Publikum mehr als nur einmal den Boden unter den Füßen wegzieht.

Colonos ©QuijoteFilms

Fazit

Kein Schlag in die Magengrube, eher ein permanenter, eindringlicher Druck, der sich unaufhaltsam in die Eingeweide bohrt!

Bewertung: 4 von 5.

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