Cobweb

TitelCobweb
Genre Komödie, Drama
Jahr2023
FSKungeprüft           
RegieKim Jee-woon

Fantasy Filmfest Nights 2024

Alle Kritiken der Fantasy Filmfest Nights 2024

Zwischen Genie und (Größen)wahnsinn

Zwischen Genie und Wahnsinn ist meist nur ein schmaler Grat. Das gilt auch, oder vielleicht sogar ganz explizit für das Erschaffen von Kunst. Es liegt in der Natur des kreativen Prozesses, Risiken einzugehen und Grenzen zu überschreiten, dabei Neues zu wagen und Etabliertes gezielt auszuklammern. Die wahre Leistung jedoch ist es, diese Kräfte zu kanalisieren und zu beherrschen, um nicht selbst im Chaos zu versinken. In “Cobweb”, der genreübergreifenden filmischen Wundertüte von “I Saw the Devil”-Regisseur Kim Jee-woon, lässt sich dieses Chaos nicht vermeiden, ganz zur Freude des Publikums. Das nämlich bekommt mit der südkoreanischen Satire einen skurrilen Einblick hinter die Kulissen des Filmemachens, der im Gedächtnis bleibt.

Und darum geht es…

Südkorea, irgendwann in den 1970ern: Seitdem Regisseur Kim (Song Kang-ho) seinen Film „Cobweb“ abgedreht hat, plagen den ambitionierten Filmemacher große Gewissensbisse. Sein Werk ist nicht perfekt – und schuld daran, ist das Ende. Besessen von der Vision seinem für ihn unvollendeten Film endlich das Ende zu spendieren, dass er im Kopf hat, macht sich Kim daran, die Kameras erneut anzuwerfen. Doch die Dreharbeiten werden von Chaos und Unverständnis begleitet. Im ständigen Kampf mit den Behörden, Darsteller*innen und Produzent*innen lässt sich der Regisseur nicht beirren auf dem Weg zu seinem ganz persönlichen filmischen Meisterwerk!

Cobweb ©Plaion Pictures

Eine Film-im-Film Experience

“Cobweb” ist eine Verneigung vor dem Medium Film, im Speziellen für die goldene Hitchcock-Ära und insbesondere auch für den experimentellen südkoreanischen Film der 70er Jahre. Ein Film über das Filmemachen, den Wahnsinn und das Chaos hinter den Kulissen und viel mehr noch in den Köpfen der Filmschaffenden selbst. Ein Ort, an dem Kreativität, Ambitionen, aber auch Selbstüberschätzung und Verbissenheit aufeinandertreffen und dadurch Tragik und Komik unfreiwillig Tür und Tor öffnen. Einerseits Liebeserklärung, andererseits ein spielerisches Aufs Korn Nehmen aller Beteiligten – egal ob es der zur Selbstüberschätzung neigende und gleichzeitig von Zweifeln geplagte Filmschaffende ist, das von starallüren durchzogene Darsteller*innenego, gierige Studiobosse, ahnungslose Produzent*innen oder zensurversessene Behörden. Wer am Ende als Sieger vom Platz geht, jedenfalls ist das Medium Film.

Cobweb ©Plaion Pictures

“Cobweb” in eindeutige, klare Worte zu fassen ist schwer, ist es doch eine ganz neue, unverbrauchte Erfahrung, die man erlebt haben muss, um sie zu verstehen. Herrlich gespielt von allen Beteiligten, allen voran “Parasite”-Darsteller Song Kang-ho, entwickelt Kim Jee-woons Ausnahmefilm schnell eine Sogwirkung, die das Publikum in die Kulissen, hinter den Kulissen des Filmemachens hineinzieht und von dort aus wiederum in die wunderschöne Schwarzweißwelt eines faszinierenden Film-im-Film-Szenarios – quasi ein multicineastisches Inception. Die 135 Minuten vergehen dabei wie im Flug, wenngleich das allmählich aus dem Ruder laufende Filmprojekt innerhalb des Films eher gemächlich erzählt wird. Ein Schicksal, das “Cobweb” verwehrt bleibt – dort ist alles, wo es hingehört!

Cobweb ©Plaion Pictures

Fazit

„Cobweb“ mit nur einem Satz zusammenzufassen ist unmöglich, deshalb versuchen wir es erst gar nicht…

Bewertung: 4 von 5.

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