Der Tränenmacher – Kritik

TitelDer Tränenmacher
Genre Romanze
Jahr2024
FSK16
RegieAlessandro Genovesi

Starttermin: 04.04.2024 | Netflix

Was sich liebt, das neckt sich

Das altbekannte Sprichwort „Was sich liebt, das neckt sich“ mag im Kindergarten in gewissem Maße noch als unschuldiges Aneinanderherantasten durchgehen, bekommt spätestens mit dem Heranwachsen zu einem erwachsenen Menschen eine ganz neue, gar nicht mehr so verspielt-harmlose Bedeutung. Während sich die geistige und empathische Reife in den frühen Lebensjahren nicht nur metaphorisch in den Kinderschuhen befinden und die Entwicklung einer moralischen Identität noch nicht vollständig ausgereift ist, fehlt es oft an Mitteln und Wegen, die eigene Gefühlswelt nach außen zu tragen – und das Necken wird zum unbeholfenen Ausdruck von Zuneigung. Im Erwachsenenalter hingegen gleicht die Redensart einer Anleitung für das erste Kapitel eines Handbuchs über toxisches Verhalten – oder eben dem Drehbuch von Filmen wie “50 Shades of Grey” und jetzt auch “Der Tränenmacher”…

Der Tränenmacher ©Netflix

Und darum geht es…

Seit dem tragischen Tod ihrer Eltern lebt Nica (Caterina Ferioli) in einem Waisenhaus. Bei ihrer Aufnahme noch ein Kind, ist das tapfere Mädchen zu einer starken Teenagerin herangewachsen – und das trotz der körperlichen und seelischen Qualen, die sie und viele andere Kinder alltäglich unter der strengen Führung der kaltherzigen Heimleitung erfahren mussten. Mit 16 Jahren ist es für Nica endlich so weit und ihre Adaption steht vor der Tür. Gemeinsam mit dem gleichaltrigen Rigel (Simone Baldasseroni) soll sie von einem freundlichen Paar aufgenommen werden. Doch zwischen Nica und dem attraktiven, irgendwie bedrohlichen Teenager tut sich eine unterkühlte Distanz auf, die gleichzeitig von einer unwiderstehlichen Anziehung begleitet wird. Eine Anziehung, der Nica nicht mehr lange widerstehen kann…

Der Tränenmacher ©Netflix

Was passiert, wenn man sich zwei hormongeladene Teenager ins Haus holt!

Christian Grey hat es vorgemacht und viele andere taten es ihm gleich. Glaubt man den jüngsten, behauptet-romantischen Ausflügen in die filmische Welt der Liebe, Lust und Leidenschaft, ist der einfachste Weg ins Herz einer Frau, oft auch der ekelhafteste. Auch Rigel, ein halbstarker Grey-Klon mit toxisch-maskuliner LMAA-Haltung, darf sich im Netflix Original “Der Tränenmacher” in die Liebesfantasien der dadurch selbstverständlich entzückten Nica schleichen, die ironischerweise eigentlich sehr gut zu wissen scheint, wie sich Missbrauch auf die eigene Psyche auswirken kann. Von der Heimleitung über Jahre unterdrückt, rennt sie schnurstracks in die Arme eines Soziopathen. Vom Regen in die Traufe – mit Happy End selbstverständlich. Das einzige, was Rigel dabei von einem übergriffigen Sexualstraftäter trennt, ist eine markante Jawline. Das nennt man wohl Pretty Privilege.

Der Tränenmacher ©Netflix

So entpuppt sich “Der Tränenmacher” also als weiterer Young Adult-Mitläufer im Fahrwasser von “50 Shades of Grey”, “365 Days” und irgendwie auch der Twilight-Trilogie. Leidenschaftlich-romantisch, knisternd-erotisch oder gar tiefenpsychologisch dramatisch ist das nicht im Ansatz. Kitschig, melodramatisch und überspitzt hingegen schon. Was das Spiel der aufdringlich-theatralischen Streicher suggeriert, wird nie eingelöst. Stattdessen wird per Voice Over jede noch so banale Entwicklung kommentiert, fast so, als hätte man die Zeilen des zugrundeliegenden Romans sicherheitshalber einfach mit eingesprochen. Was bleibt ist eine Sie ohne Persönlichkeit und ein Er, der im besten Fall Hundefreund*innen so etwas wie Mitgefühl entlocken kann. Ob es am Wechselspiel zwischen bedeutungsschwangerem Dackelblick und tollwütigem Rottweilerfletschen liegt oder der auf Tierhalter*innen-Plattitüden aufgebauten Charakterisierung der Marke “Der tut nichts, der will doch nur Spielen” und „Eigentlich ist er ja ein guter Junge”, kann jede*r für sich selbst entscheiden.

Der Tränenmacher ©Netflix

Fazit

Toxische Young Adult-Romanze auf den Spuren von „50 Shades of Grey“!

Bewertung: 1 von 5.

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