| Titel | The Six Triple Eight |
| Genre | Drama, Krieg |
| Jahr | 2024 |
| FSK | 12 |
| Regie | Tyler Perry |
Starttermin: 20.12.2024 | Netflix
Über die vergessenen Heldinnen des Krieges
Während die Front von großen Heldentaten berichtete, formierte sich im Schatten des Zweiten Weltkriegs eine Einheit, deren Geschichte bis heute viel zu selten erzählt wird: das 6888th Central Postal Directory Battalion, auch bekannt als Six Triple Eight. Diese nahezu ausschließlich aus afroamerikanischen Frauen bestehende Truppe sorgte allen Widrigkeiten zum Trotz dafür, dass über 17 Millionen Briefe in die richtigen Hände gelangten, was sie zu einem wichtigen moralischen Bindeglied zwischen den Soldaten an der Front und ihren Familien machte. In seinem neuen Netflix Original “The Six Triple Eight” widmet sich Regisseur Tyler Perry (“Mea Culpa”) dieser bedeutsamen, aber wenig beleuchteten Geschichte!

Und darum geht es…
Bloomfield, Pennsylvania, im Jahr 1942: Die Beziehung der jungen Afroamerikanerin Lena Derriecott King (Ebony Obsidian) und ihrem weißen Freund Abram David (Gregg Sulkin) stößt vielerorts auf Unverständnis und Hass und doch ist sie sich sicher, dass sie ihn nach seiner Rückkehr aus dem Krieg zum Mann nehmen wird. Als sie jedoch zwei Jahre keine Nachricht von ihm erhält, bis eines Tages von Abrams Tod berichtet wird, bricht für sie eine Welt zusammen. Lena beschließt selbst der Armee beizutragen und bekommt unter der Führung der engagierten Majorin Charity Adams (Kerry Washington) die Chance, dafür zu sorgen, dass die Kommunikation zwischen den Zuhausegebliebenen und den Soldat*innen an der Front endlich aufrechterhalten werden kann.

Große Ambitionen, dürftige Umsetzung
Bei der hohen Schlagzahl an Netflix Originals, für die sich Tyler Perry bisher verantwortlich zeigte, kann man schon einmal den Überblick verlieren. Nach allerhand seichter Comedy und kitschigen Thriller-Geschichten, wie zuletzt in der Serie “Tyler Perry’s Beauty in Black”, lockt sein neueste Werk zur abwechslung einmal nicht mit gleichgeschalteter Fließbandware, sondern mit geschichtlicher und gesellschaftlicher Brisanz. Dass “The Six Triple Eight” dabei letzten Endes doch wieder nicht über ein filmisch dürftiges Erlebnis hinauskommt, hat verschiedene Gründe. Trotz der gut gemeinten und wichtigen Botschaft und des Fokussierens unterrepräsentierter Heldinnentaten, verkommt auch Perrys Kriegsdrama aufgrund mangelhafter Inszenierung und oberflächlicher Schreibe zum emotional aufgeladenen, aber substanzlosen Spektakel, das weder der historischen Bedeutung seiner Protagonistinnen gerecht wird noch filmisch nachhaltig beeindruckt.

Nichts ist schlimmer als die bleierne Schwere der Ungewissheit. Statt der Entstehung des geschichtsträchtigen 6888th Central Postal Directory Battalion mit einer glaubhaften privaten Schicksalsgeschichte zu begegnen, verkommt “The Six Triple Eight” zum oberflächlich-heroischen Kitsch mit überinszenierten Bildern, fahrigen Dialogen, Holzhammer-Dramaturgie und überschwänglicher Melodramatik. Zumeist dürftig gespielt und von einer Regie begleitet, die sich weder in den emotionalen Tiefen noch in der visuellen Dynamik zurechtzufinden scheint, bleibt das Netflix Original weit hinter seinen Möglichkeiten zurück. Was hätte eine inspirierende und nachdenkliche Hommage an die Heldinnen des Zweiten Weltkriegs sein können, gerät stattdessen zur flachen Geschichtsstunde, die mit Pathos überfrachtet wird und sich letztlich im Klischee verliert.

Fazit
Tyler Perrys neuestes Werk mag noble Absichten verfolgen, doch seine Umsetzung reicht nicht, um die Geschichte dieser außergewöhnlichen Frauen mit der Würde und Komplexität zu erzählen, die sie verdient!

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