| Titel | Als du mich sahst |
| Genre | Romanze |
| Jahr | 2024 |
| FSK | 12 |
| Regie | Michael Showalter |
Starttermin: 02.05.2024 | Prime Video
Mehr als nur Fanfiction
Fanfiction, ob in ihrer ursprünglichen Form als literarische Auswüchse persönlicher Promi-Liebesfantasien oder in ihrer filmischen Reinkarnation als weichgespülter Soft Erotik Kitsch ist ein bedauerliches Zeugnis für den Niedergang der kreativen Standards in der Unterhaltungsindustrie. So mauserte sich beispielsweise die aus den Tiefen des One Direction-Fandoms auf Wattpad entsprunge After-Reihe zum Publikumsmagnet, wenngleich das zugrundeliegende Produkt gekonnt jegliche Qualitätsmerkmale umschiffte und sich stattdessen in toxischen Machtgefällen und trivialen Banalitäten suhlte – alles unter dem Deckmantel des vermeintlich Romantischen. Dass die Prämisse des auf dem Erfolgsroman “The Idea of You” basierenden Amazon Originals “Als du mich sahst” eine ähnliche Erwartungshaltung erzeugt, ist nicht verwunderlich – das Ergebnis jedoch könnte nicht weiter davon entfernt sein!

Und darum geht es…
Als die 40-jährige Galeristin Solène (Anne Hathaway) kurzfristig für ihren Exmann einspringen muss, um ihre Tochter Izzy (Ella Rubin) zu einem Meet and Greet mit ihrem ehemaligen Lieblingsboyband August Moon zu fahren, trifft sie dort durch Zufall auf den charismatischen Frontmann Hayes Campbell (Nicholas Galitzine). Trotz ihres Altersunterschieds entwickelt sich zwischen Solène und dem 16 Jahre jüngeren Hayes eine leidenschaftliche Liebesaffäre, die sowohl Solènes Welt als auch ihre Vorstellung von Liebe und Begehren auf den Kopf stellt. Doch ihr Glück ist nicht von Dauer…


Die beste Romanze des Jahres!
Eines vorweg: Wer nach der Sichtung der unsäglichen Harry Styles-Fanfiction “After” und deren nicht minder misslungenen Fortsetzungen von vornherein einen großen Bogen um die Popstar–Romanze “Als du mich sahst” macht, läuft große Gefahr eine der nuanciertesten und rührendsten Liebesgeschichten der vergangenen Jahre zu verpassen. Immer noch im Mainstream verwurzelt und sich seiner Eigenschaft als klassische Romanze durchaus bewusst, gelingt es dem Amazon Original, was der langen Liste an ähnlich ausgerichteten Netflix Eigenproduktionen (u.a. “Hochzeitsreise”, “Kein Druck”, “Wand an Wand”) und auch sonst so ziemlich jedem Hollywood-Liebesfilm der vergangenen Jahre verwehrt blieb: Die Liebe und all ihre Facetten, die “Als du mich sahst” abbildet, wirken echt – und die Reaktionen des Publikums dürften ähnlich ausfallen.

Beginnend beim emotionalem Investment, dass “Als du mich sahst” seitens der Zuschauerschaft einverlangen, über die glaubhaft in der Realität angesiedelten Entwicklungen, die sich das Genre zugunsten abgestumpfter Kitsch ansonsten lieber aufspart, bis zur facettenreichen Charakterisierung seiner Liebenden, überzeugt die Romanze mit einem überraschend hohen Maß an Authentizität – und das in allen Belangen. Michael Showalter hält dabei geschickt die Balance zwischen bleierner Schwere und leichtfüßiger Warmherzigkeit, während sein Leinwandpaar, bestehend aus der großartig aufspielenden Anne Hathaway und dem mit natürlichem Charisma gesegneten Nicholas Galitzine eine wunderbare Chemie eint, die weit über die rein körperliche Begierde hinausgeht. “Als du mich sahst” geht ans Herz – und wenn es um die toxische Social Media-Welt und die darin omnipräsent vertretene Doppelmoral geht, auch ungeniert mit dem Finger tief in die Wunden!

Fazit
Komplex, nuanciert und emotional: “Als du mich sahst” ist die Art von Liebesgeschichte, die einem wirklich ans Herz geht!

Wie hat Dir „Als du mich sahst“ gefallen?

