Jingle Bell Heist: Kritik zum Netflix Film – Ein Coup an Weihnachten

Jingle Bell Heist Netflix Film 2025
TitelJingle Bell Heist
Genre Komödie, Romanze
Jahr2025
FSK6
RegieMichael Fimognari

Starttermin: 26.11.2025 | Netflix

Netflix’ Versuch eines Festtagscoup

Wenn man an Weihnachten denkt, denkt man an leuchtende Fensterfronten, Sanftmut im sonst rauen Alltag, an zuckrige Nostalgie, die jedes Jahr zuverlässig aus allen kulturellen Poren quillt. Es ist die Zeit, in der selbst die abgeklärtesten Gemüter kurz innehalten, weil die Welt für einen Moment so tut, als ließe sich alles mit warmem Licht, Zimt und sentimentalen Melodien kitten. An Einbruch denkt man da wohl weniger – es sei denn, man erinnert sich an Billy Bob Thornton als grummeligen Einkaufszentrums-Weihnachtsmann mit schlecht sitzendem, nikotinvergilbtem Rauschebart über der Schnapsatem-verströmenden Mundpartie. In „Bad Santa“ raubte er Kaufhäuser aus und stiftete auch sonst kaum weihnachtliche Stimmung. Auch Netflix’ besinnliche Festtagskomödie „Jingle Bell Heist“ stellt das Fest der Liebe neben die Idee des Einbruchs – allerdings ohne Zynismus, und ohne die anarchische Kraft, die „Bad Santa“ einst mitbrachte. Stattdessen landet das Streaming Original dort, wo vieles im Dezember landet: im weichgespülten Wohlfühlmodus.

Jingle Bell Heist Netflix Film 2025
Jingle Bell Heist ©Netflix

„Jingle Bell Heist“ erzählt die Geschichte von Sophia Martin (Olivia Holt), einer jungen Amerikanerin, die in London zwei Jobs gleichzeitig stemmt, weil sie dringend Geld braucht, um die Behandlung ihrer krebskranken Mutter zu bezahlen. Trotz harter Arbeit reicht das Einkommen nicht aus – und als sie erfährt, dass die OP ihrer Mutter nicht vollständig von der Versicherung übernommen wird, gerät sie in echte finanzielle Not. Aus ihrer Verzweiflung heraus beginnt sie, kleine Dinge aus dem Kaufhaus zu stehlen, in dem sie arbeitet. Der Laden gehört Maxwell Sterling (Peter Serafinowicz), einem arroganten, selbstgefälligen Besitzer, der seine Angestellten überarbeitet, schlecht bezahlt und ihnen keine Wertschätzung entgegenbringt. Eines Tages wird Sophia bei einem Diebstahl erwischt – allerdings nicht von Maxwell, sondern von Nick O’Connor (Connor Swindells), einem Techniker und ehemaligen Sicherheitsberater des Hauses. Auch Nick steckt tief in seinem eigenen Schlamassel – und schon bald fassen sie einen gemeinsamen Plan: Sie wollen das Kaufhaus an Heiligabend ausrauben und sich damit die Chance auf ein neues Leben erarbeiten.

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Ein Raubzug im Leerlauf

Wo Weihnachten ist, da ist auch die Liebe – zumindest, wenn man den Erzählregeln der Streaming-Algorithmen glaubt. Mal flammt sie auf einem geschäftlich motivierten Abstecher nach Frankreich auf, wie in „Champagne Problems“, mal verirrt sie sich auf einem überfüllten New Yorker Flughafen, wie in „Meet Me Next Christmas“ und manchmal taucht sie in einer Hochzeitsgesellschaft in den irischen Hochlandhängen auf. Wieso also nicht dort, wo man sie am wenigsten vermutet – mitten in einem Plan, der eher nach Strafregister als nach Sternenzauber klingt? Wenn der Dezember ohnehin alles mit einem goldenen Schimmer überzieht, dann eben auch den Einbruch. Und so verwandelt „Jingle Bell Heist“ den moralischen Ausnahmezustand zweier Menschen in eine weitere Variante jener saisonalen Erzählung, in der das Herz über die Vernunft siegt, das Schicksal sich milde zeigt und sogar ein Raubzug mühelos in eine romantische Folie eingewoben werden kann. Weihnachten, so scheint es, schafft Raum für jede Form der Verirrung, solange sie nur warm genug beleuchtet ist – und kitschig genug inszeniert.

Jingle Bell Heist Netflix Film 2025
Jingle Bell Heist ©Netflix

Dass „Jingle Bell Heist“ den Romantik-Faktor nur auf der zweiten, wenn nicht gar dritten Ebene bedient und sich vornehmlich auf die überdramatisierten Lebenskrisen seiner beiden Hauptfiguren konzentriert – monoton heruntergespielt von Olivia Holt („Totally Killer“) und Connor Swindells („Scoop – Ein royales Interview“) – sowie auf einen notdürftig zusammengeschusterten Coup-Plot, ändert kaum etwas an der vertrauten Weihnachtsfilm-Rhetorik. Dass der chaotische Plan zwangsläufig auf ein gemeinsames Liebesglück zuläuft, wirkt somit vielmehr wie eine pflichtbewusste Geste, die vor allem dazu dient, auch die letzten Festtagsfilmfanatiker*innen mit bekannten, sentimentalen Versatzstücken einzufangen. „Jingle Bell Heist“ fühlt sich dabei weniger wie ein Heist-Movie im Korsett einer kuscheligen Weihnachtsgeschichte an, als eine Weihnachtskomödie, die notgedrungen einen Raubzug integriert, um ein Mindestmaß an Spannung zu erzwingen. Dass der Spaß dabei aufgrund chronischen Gag-Mangels und einer schläfrig vorgetragenen Erzählung auf der Strecke bleibt, fällt ebenso ins Gewicht wie das Ausbleiben warmer Gefühle – Letzteres nicht zuletzt wegen der quasi nicht vorhandenen Chemie zwischen Holt und Swindells. Am Ende bleibt ein Film, der es weder schafft, sein Herz noch seinen Humor in Gang zu setzen und dessen größter Coup darin besteht, sich trotz aller Bemühungen in der endlosen Flut austauschbarer Weihnachtsproduktionen nahezu lautlos zu verlieren.

Jingle Bell Heist Netflix Film 2025
Jingle Bell Heist ©Netflix

Fazit

„Jingle Bell Heist“ reiht sich als weichgespülter Festtagscoup in die Masse austauschbarer Weihnachtsfilme ein: frei von Spannung, Humor und Chemie. So verpufft auch dieses Netflix Original als stille Randnotiz im Dezemberrauschen.

Bewertung: 1.5 von 5.
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