| Titel | Culpa Nuestra – Unsere Schuld |
| Genre | Romanze |
| Jahr | 2025 |
| FSK | 12 |
| Regie | Domingo González |
Starttermin: 16.10.2025 | Prime Video
Das finale Kapitel der eskalierten Leidenschaft
Es gibt eine seltsame Obsession des Kinos mit der Idee, dass Liebe nur dann wahrhaftig ist, wenn sie weh tut. Leidenschaft wird zum Schmerzmittel verklärt, Eifersucht zur Geste der Zuneigung, Kontrolle zur romantischen Hingabe. In dieser Welt ist Nähe kein Zustand, sondern ein Kampf, und Zärtlichkeit existiert nur als Vorspiel zum Drama. Was einst als Coming-of-Age galt, hat sich längst in ein ästhetisiertes Dauerbeben verwandelt – junge Menschen taumeln durch Beziehungen, die eher wie psychologische Schlachtfelder wirken. Von „After“ über „Der Tränenmacher“ bis „365 Days“ – sie alle zelebrieren die Lust am emotionalen Kontrollverlust, als wäre Grenzüberschreitung ein Beweis für Authentizität. Jede Emotion wird zur Waffe, jede Geste zur Inszenierung. Und das junge Zielpublikum, längst abgestumpft von all den perfekt choreografierten Zusammenbrüchen, sieht zu, als wäre Zerstörung nur eine andere Form von Liebe. Auch die „Culpa“-Reihe ist eine dieser filmischen Versuchsanordnungen, in denen Leidenschaft und Leid ununterscheidbar werden – ein Dauerzustand emotionaler Überreizung, der sich die romantische Selbstzerstörung längst zum Markenzeichen gemacht hat und sie in ihrem dritten Teil, „Culpa Nuestra – Unsere Schuld“, erneut an die Grenze des Erträglichen treibt.

In der Welt von „Culpa Nuestra – Unsere Schuld“ ist Liebe kein sanftes Gefühl, sondern ein ständiger Belastungstest: Jede Begegnung, jeder Blick, jede unausgesprochene Bemerkung wird zur Prüfung, als hätten Noah (Nicole Wallace) und Nick (Gabriel Guevara) einen Vertrag unterschrieben, in dem Schmerz, Missverständnisse und Dramen als Grundausstattung gelten – so romantisch. Vier Jahre nach der Trennung trifft man sich wieder – auf der Hochzeit gemeinsamer Freund*innen – und sofort entfalten alte Leidenschaft, neue Konflikte und rachsüchtige Ex-Partner*inne ihre volle Wirkung. Alles lädt sich auf, alles eskaliert, jede Szene trägt die Schwere inszenierter Emotionalität, als sei das Leben des liebestollen Gespanns permanent auf der Überholspur zwischen Begehren und Selbstzerstörung. Aber das ist es natürlich nicht – zu banal sind die Konflikte, zu bedeutungsschwanger das gesamte Szenario. Also eigentlich alles beim Alten – aber irgendwie auch doch nicht.

Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende
Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende, weiß ein altes Sprichwort – und auch die Young-Adult-Romance-Trilogie rund um Noah und Nick, deren leidenschaftliche On-Off-Beziehung mit „Culpa Nuestra – Unsere Schuld“ nun endlich ihr lang ersehntes Ende findet. Nachdem wir in unserer Review – pubertäre Teenies mit Plüschhandschellen-Faible würden es wutentbrannt schnaubend Verriss nennen – den Vorgänger “Culpa Tuye – Deine Schuld” immerhin als gar nicht mal “so misogyn und toxisch” deklarierten, was schon das netteste war, was uns dazu einfiel, setzt der (hoffentlich) letzte Teil der Reihe das melodramatische Eskalationsniveau nahtlos fort. Die letzten Reste jener Hoffnung, die der britische Ableger „Culpa Mia – Meine Schuld: London“ noch aufkeimen ließ – ein müdes „so viel besser als die Originalreihe“, das wir ihm notdürftig zugestanden, mehr als zwei Sterne wären dennoch utopisch gewesen – verflüchtigen sich im finalen Teil der Trilogie ohne jeden Widerstand.

„Culpa Nuestra – Unsere Schuld“ zeigt sich als Fortsetzung, die die bekannten Muster der Reihe mit stoischer Gleichgültigkeit fortführt, ein Mikrokosmos jugendlicher Übertreibung, in dem Eskalation und Dramatik zur Norm erhoben werden. Der Unterschied zu den Vorgängern jedoch liegt darin, dass man sich diesmal kaum noch ernsthaft aufregen kann – zu abgestanden ist das Drama, zu zahm der Sex und zu repetitiv die Konflikte. Wo „Culpa Mia – Meine Schuld“ und „Culpa Tuya – Deine Schuld“ noch wenigstens durch ihre dumme, aber unterhaltsame Mischung aus Teenie-Fantasie und Softcore-Soap amüsierten, herrscht in „Culpa Nuestra – Unsere Schuld“ vor allem ernüchternde Langeweile. Alles wirkt wie ein Déjà-vu, nur ohne die unfreiwillige Fremdscham-Energie, die die Vorgänger noch trugen. Erst wenn der Plot im letzten Akt verzweifelt versucht, sämtliche losen Fäden, die die Reihe jemals gesponnen hat, in einem überdrehten Thriller-Finale zu verknüpfen, kommt kurzzeitig so etwas wie Unterhaltung auf. Nicht, weil es spannend wäre, sondern weil das Amazon Original in seiner Übertreibung endlich wieder den Peak unfreiwilliger Komik erreicht. Man schaut zu, halb amüsiert, halb erschöpft, und erkennt darin vielleicht den ehrlichsten Moment der ganzen Reihe: die Einsicht, dass jede*r selbst schuld ist, wenn er oder sie bis zum Schluss dran geblieben ist – somit wäre immerhin die Schuldfrage geklärt.

Fazit
Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende!


