| Titel | Marked |
| Genre | Thriller |
| Jahr | 2025 |
| FSK | 16 |
| Creator | Akin Omotoso |
Starttermin: 31.07.2025 | Netflix
Mom on a Mission: Wie weit geht Mutterliebe?
Eine Mutter, die alles riskiert, um sich, vor allem aber ihr Kind zu schützen – das kennt man. So verkam die altbekannte Prämisse zuletzt in Tyler Perrys Netflix–Thriller „Straw“ zum polemischen Rundumschlag gegen Staat, Justiz und Gesellschaft. Keine differenzierte Auseinandersetzung mit sozialer Ungerechtigkeit, sondern eine dramatisch überladene Abrechnung im Stil eines wütenden Facebook-Kommentars mit der Subtilität eines Vorschlaghammers – voller Pathos und Übertreibung. Wenn Netflix nun wenige Wochen später mit „Marked“ den nächsten Mom-on-a-Mission-Thriller ins Rennen schickt, steckt Perrys Negativerfahrung natürlich noch in den Knochen – die sechsteilige Serie jedoch scheint sich von ähnlich platten Entgleisungen fernzuhalten. Das Ergebnis mag nicht neu sein, aber durchaus kompetent erzählt.

Und darum geht es…
Die ehemalige Polizistin Babalwa (Lerato Mvelase) schlägt sich als Sicherheitskraft durchs Leben – hart, unsichtbar, allein. Als ihre Tochter schwer erkrankt, wird der finanzielle Druck erdrückend. Die Operation ist lebensnotwendig, das Geld fehlt. Und plötzlich steht ein Angebot im Raum: ein Raubüberfall, gut geplant, scheinbar sauber – mit einem Retter im Hintergrund, der mehr weiß, als er sollte. Was als verzweifelter Akt der Hoffnung beginnt, wird zum Spiel mit doppeltem Boden. Zwischen Schuld, Verrat und der Frage, wie weit eine Mutter gehen darf, um ihr Kind zu retten, gerät Babalwa in ein Netz aus Macht, Moral und Vergangenheit.

Unser Eindruck zwei Episoden
Mit der Frage, wie weit eine Mutter gehen würde, um ihr Kind zu retten, und einem gesellschaftskritischen Fundament im Gepäck, greift „Marked“ auf den ersten Blick dieselben Motive auf wie zuletzt „Tyler Perry’s Straw“. Doch während Perrys Film sich in schrillen Überzeichnungen und plumper Systemkritik verliert, wählt die südafrikanische Netflix Serie einen zurückhaltenderen, reflektierteren Zugang. „Marked“ erzählt keine moralische Abrechnung, sondern ein mitreißend-düsteres Thriller-Drama über Verzweiflung und persönliche Verantwortung – fernab reißerischer Selbstgerechtigkeit und erhobenem Zeigefinger. Wenn sich Babalwa aufgrund der finanziellen Pattsituation plötzlich auf der anderen Seite des Gesetzes wiederfindet, dann geschieht das glaubhaft und authentisch – nicht als Heldinnenpose, sondern als Konsequenz eines Systems, das Menschen in die Enge treibt und sie mit ihrer Not allein lässt.

Dank des konsequent hohen Tempos, das die Handlung straff, aber nachvollziehbar vorantreibt, findet sich die Zuschauerschaft schnell mitten in einer spannungsgeladenen Heist-Geschichte wieder – ohne dass die emotionale Fallhöhe dabei verloren ginge. „Marked“ nimmt sich genug Zeit, um Babalwas innere Zerrissenheit greifbar zu machen, verliert dabei aber nie den erzählerischen Fokus. Zwar kreisen manche Dialoge gelegentlich etwas lang um das Offensichtliche, und nicht jede Nebenfigur entkommt den bekannten Genre-Zuschreibungen – doch das schmälert den Gesamteindruck kaum. Nach den ersten beiden Episoden bleibt somit das Gefühl zurück, einer dichten, atmosphärisch stimmigen Serie zu folgen, die sowohl emotional als auch narrativ genug Spannung aufbaut, um zum Weiterschauen zu motivieren.

Fazit
Ein Mom-on-a-Mission-Thriller, der bekannte Pfade betritt, dabei aber glaubwürdig und mitreißend bleibt!


