American Primeval: Kritik zur Netflix Serie – Die blutroten Spuren der Kolonialisierung!

American Primeval Netflix Serie 2025
TitelAmerican Primeval
Genre Western, Drama
Jahr2025
FSK16
SchöpferMark L. Smith

Starttermin: 09.01.2025 | Netflix

Eine Nation gebaut auf Schlamm und Blut

Der Wilde Westen – ein in rauchende Colts gehülltes Zeitalter, in dem Männer mit fester Faust und schnellem Schuss über Leben und Tod entscheiden. Ein Mythos von Härte und Selbstgenügsamkeit, verortet in staubigen Saloons und endlosen Prärien, der bis heute hartnäckig in der Filmwelt verankert ist. Die Helden dieser Ära sind Männer aus Eisen, denen weder die Sünden der Menschheit noch die Herausforderungen der Natur etwas anhaben können. Jeder Blick in die unendlichen Weiten ist geprägt von der Last der Entschlossenheit und dem Gewicht der Freiheit. Doch auch diese maskuline Fassade ist wie so oft lediglich ein Zerrbild der Realität, das in modernen Erzählungen zunehmend zu bröckeln beginnt und dadurch Raum für weibliche Perspektiven schafft – so auch in der düsteren Western-Serie „American Primeval“ aus dem Hause Netflix!

American Primeval Netflix Serie 2025
American Primeval ©Netflix

Und darum geht es…

1857: Die alleinstehende Mutter Sara Rowell (Betty Gilpin) möchte ihr orientierungsloses Leben im Osten der Vereinigten Staaten hinter sich lassen. Getrieben von der Sehnsucht nach einem Neuanfang, bricht sie mit ihrem Sohn Devin (Preston Mota) zu einer beschwerlichen Reise ins ferne Kalifornien auf. Doch die Hoffnung auf einen glatten Übergang in ein besseres Leben zerschlägt sich, als ihr Reiseleiter sie plötzlich im Stich lässt. Verzweifelt schließt sich Sara einer Wagenkolonne an, die unter der Leitung des frisch vermählten Paares Jacob Pratt (Dane DeHaan) und Abish Pratt (Saura Lightfoot-Leon) steht. Doch der verheißungsvolle Weg gen Westen birgt nicht nur Strapazen, sondern auch gefährliche Konflikte, die den Traum vom Neuanfang in einen harten Überlebenskampf verwandeln.

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Unser Fazit nach den ersten beiden Episoden

Das zunehmende Enttarnen des vermeintlich heroischen Cowboy-Mythos von strahlenden Helden und grenzenloser Freiheit, bietet nicht nur die Möglichkeit einer neuen geschlechtsspezifischen Rollenbetrachtung, sondern gleichzeitig auch einen historisch deutlich akkuraten Blick auf die meist verklärten Erzählungen der US-amerikanischen Siedlungsgeschichte. Entsprechend ungeschönt geht es auch in “American Primeval” zur Sache, wenngleich durch den Versuch, das gesamte politische Ausmaß rund um das Mountain Meadows Massaker im Jahre 1857 hinreichend abzubilden, der weibliche Blick lediglich einer von vielen Motiven abbildet. Hollywood-Regisseur Peter Berg (“Collateral”, “Mile 22”), der für alle sechs Episoden hinter der Kamera Platz nahm, zeigt sich bemüht allen Parteien des sich in dem von Blut und Schlamm bedeckten Ödland des ehemaligen Utah-Territoriums gerecht zu werden, bleibt dadurch aber auch vornehmlich an der Oberfläche und dramaturgisch etwas zerfasert.

American Primeval Netflix Serie 2025
American Primeval ©Netflix

Die größte Stärke von “American Primeval” liegt ohnehin in der bildgewaltigen Inszenierung und der schonungslosen Bildsprache, die die misanthropische Brutalität der Ereignisse mit unerbittlicher Konsequenz einfängt. So dürfte das Netflix Original das überrumpelte Publikum bereit in der ersten Episode mit einer intensiven Plansequenz voll aus der Kalten erwischen, wenn sich die Kamera durch ein brutales Schlachtfeld im unentwegt niederprasselnden Pfeilhagel windet, während sich der Boden langsam rot färbt. Der Westen war nicht nur wild, er war menschenverachtend – und “American Primeval” scheut nicht davor zurück, die Kamera mitten in sein von niedrigen Instinkten getriebenes, hässliches Gesicht zu blicken. Somit bleibt „American Primeval“ letztlich ein visuelles, aber auch körperliches Spektakel, das – zumindest zu Beginn – seinen Weg noch nicht genau gefunden zu haben scheint. Bleibt zu hoffen, dass die restlichen Episoden eine stärkere narrative Kohärenz entwickeln. Und wer jetzt noch nicht genug von den Abgründen der Kolonialisierung Amerikas hat, der sollte sich unbedingt “Colonos” anschauen – aber auf eigene Gefahr!

American Primeval Netflix Serie 2025
American Primeval ©Netflix

Prognose

“American Primeval” lädt ein in die düstere, nihilistische und kompromisslose Welt des Wilden Westens. Wer Abstriche in Sachen Dramaturgie hinnehmen kann, wird definitiv auf seine Kosten kommen!

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