Heretic: Kritik zum Horrorfilm – Hugh Grant kann auch anders!

Heretic Film 2024
TitelHeretic
Genre Horror, Thriller
Jahr2024
FSK16
RegieScott Beck, Bryan Woods

Kinostart: 26.12.2024

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Religion im Horrorfilm bietet seit jeher reichlich Stoff für verstörende Geschichten, die tief verwurzelte Ängste und moralische Fragen ansprechen. Klassiker wie „Der Exorzist“ oder „Rosemary’s Baby“ erkunden den Kampf zwischen Gut und Böse und werfen Fragen über Glauben und Besessenheit auf, während neuere Werke wie „Saint Maud“ die dunklen Seiten der religiösen Hingabe beleuchten. Mit „Heretic“ knüpft das Regieduo Scott Beck und Bryan Woods an diese Tradition an und bringt einen Horrorthriller auf die Leinwand, der das Glaubenssystem auf eine tiefgreifende und beunruhigende Weise infrage stellt.

Heretic Film 2024
Heretic ©Plaion Pictures

Und darum geht es…

Die jungen Missionarinnen Schwester Barnes (Sophie Thatcher) und Schwester Paxton (Chloe East) sind unterwegs, um möglichst viele Menschen zu ihrem Glauben zu bekehren. Mr. Reed (Hugh Grant), der abgeschieden lebt, ist der letzte auf ihrer Liste und wirkt auf den ersten Blick völlig harmlos. Doch zwischen den beiden Parteien entbrennt eine Diskussion über Glauben, die zunehmend unangenehmer wird. Zu spät erkennen Barnes und Paxton, dass Mr. Reed nichts Gutes im Schilde führt – und es nicht nur ihr Glaube ist, der auf eine harte Probe gestellt wird.

Bist du bereit herauszufinden, welche die einzig wahre Religion ist?

Mit ihrem Horrorfilm „Halloween Haunt“ machte sich das Regieduo Scott Beck und Bryan Woods schnell einen Namen unter Genrefans. Der Slasher überzeugte trotz simpler Handlung mit unheimlichen Masken und einem ausgefeilten Setdesign und ist für viele mittlerweile fester Bestandteil des jährlichen Horrormarathons. Fünf Jahre später haben Beck und Woods, die auch das Drehbuch zu „A Quiet Place“ verfassten, genug von der Simplizität und präsentieren mit „Heretic“ einen dialoglastigen Horrorthriller mit philosophischem Ansatz, der das Glaubenssystem wie kein anderer Horrorfilm zuvor anprangert und infrage stellt – vielleicht sogar etwas zu ambitioniert. Die erste Hälfte der A24-Produktion ist ein verbales Katz-und-Maus-Spiel, das harmlos beginnt und in seiner Darstellung falscher Höflichkeit an „Speak No Evil“ erinnert. Hugh Grants Charakter Mr. Reed ist zuvorkommend und charismatisch und bleibt dabei ironischerweise nah an seinen typischen Rollen in romantischen Komödien, doch stets begleitet von einem unterschwellig bedrohlichen Gefühl, das sich im Verlauf intensiviert. Selbst der komödiantische Unterton sorgt hier eher für unbehagliche Lacher, da man nie weiß, ob und wie die Situation eskalieren wird.

Heretic Film 2024
Heretic ©Plaion Pictures

Beck und Woods haben viel über Religion zu sagen – sogar sehr viel. Der Glaube der beiden Protagonistinnen wird von Mr. Reed Stück für Stück auseinandergenommen, und dabei schreckt der Film nicht vor Vergleichen mit Popkultur zurück: So werden etwa Monopoly oder ein Plagiatsvorwurf gegen Künstler wie Lana Del Rey als Beispiele herangezogen, um zu zeigen, dass jede Religion nur eine verwässerte Iteration der vorherigen ist und es selten um echten Glauben, sondern vielmehr um den besten „Verkauf“ geht. Ein cleverer Weg, um einer jüngeren Generation das Thema zugänglich zu machen, ohne dabei respektlos gegenüber verschiedenen Religionen zu wirken. Das Regieduo liefert viele interessante Denkanstöße und reichlich Stoff für Diskussionen, doch ab einem gewissen Punkt droht dieser Ansatz ermüdend zu werden, da sie ihr Argument überdehnen. „Heretic“ kriegt gerade noch die Kurve, als er schließlich vollständig in die Horrorelemente eintaucht und Schwester Barnes und Paxton in eine „Barbarian“-ähnliche Situation versetzt. Diese ist dann allerdings weniger spektakulär als erwartet und dient eher als Vehikel, um das übergreifende Thema voranzutreiben. Dennoch sorgen die starken schauspielerischen Leistungen aller Beteiligten sowie die eindrucksvolle Kinematografie von Chung-hoon Chung („Oldboy“) für einige Gänsehautmomente. In den finalen Momenten überraschen Beck und Woods mit einem Twist, der jedoch etwas arg konstruiert wirkt, und trotz der vielen Dialoge verweigert sich „Heretic“ einer klaren Antwort auf die Frage des Glaubens und trifft dabei dennoch einen entscheidenden Punkt: Glaube sollte letztlich für jeden eine sehr individuelle und persönliche Bedeutung haben.

Heretic Film 2024
Heretic ©Plaion Pictures

Fazit

Gespickt mit einem starken Cast und einer beklemmenden Atmosphäre liefern Scott Beck und Bryan Woods mit „Heretic“ ein Horrorwerk mit philosophischem Ansatz, das interessante Punkte über Glaubenssysteme aufwirft, dabei jedoch gelegentlich die Balance verliert.

Bewertung: 3.5 von 5.
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