DER WATCHDOG

Titel	The Apprentice – The Trump Story
Genre	Drama, Komödie
Jahr	2024
FSK	12
Regie	Ali Abbasi

Donald Trump wird diesen Film hassen!

Falsche Statistiken zu Gewaltverbrechen, krude Behauptungen über haustierverzehrende Immigranten aus Haiti und bedenkliche Vergleich seiner selbst mit Martin Luther King Jr. Wer den Wahlkampf von Donald Trump für die bevorstehende Präsidentschaftswahl verfolgt, könnte fast meinen, sich inmitten eines surrealen Saturday Night Life Sketches zu befinden. So unterhaltsam, das in seiner Absurdität auch sein mag, so beunruhigend ist es, dass es dem Ex- und hoffentlich „Nicht schon bald wieder“-Präsident der USA immer wieder gelingt, stimmfreudige Wähler*innen für sich zu gewinnen. Die ungeschönte Dekonstruktion des aufschwungreichen Lebens des polemischen Immobilienmoguls “The Apprentice” dürfte an der Meinung seiner Anhängerschaft zwar nichts ändern, macht dafür aber verdammt viel Spaß!

Und darum geht es…

USA, in den 1970er-Jahren: Auch als Millionärssohn hat man es nicht leicht, Fuß zu fassen in der Geschäftsmetropole von New York. Diese Erfahrung muss auch der junge Donald J. Trump (Sebastian Stan) am eigenen Leib erfahren. Um aus dem Schatten seines erfolgreichen Vaters herauszutreten und in der hart umkämpften Immobilienbranche von Manhattan sein eigenes Ding durchzuziehen, braucht er Hilfe. Und genau die findet er in dem gewieften Rechtsanwalt Roy Cohn (Jeremy Strong), der den überforderten Jungspund unter seine Fittiche nimmt. Mit Cohn an seiner Seite ist Trump nicht mehr aufzuhalten und legt einen Aufstieg hin, der seinesgleichen sucht. Doch mit dem Erfolg steigt auch das Ego des Geschäftsmannes – und aus alten Freunden werden lästige Anhängsel…

Vom unerfahrenen Grünschnabel zum kaltblütigen Orangenhäuter

„Angreifen, angreifen, angreifen“, „Alles leugnen“, „Niemals eine Niederlage zugeben“ – dass sind die drei goldenen Regeln, die Jeremy Strong als Trump-Macher und Mentor Roy Cohn früh für seinen bis dato noch grünschnäbligen Schützling parat hält. Drei simple Regeln, die den aktuellen Wahlkampf des orangefarbenen US-Präsidentschaftskandidaten auf den Punkt bringen. Es gibt eigentlich nur eine Weisheit, die über diesem Regelwerk steht: Wahrheit ist eine formbare Sache. Dieses Trump-sche Leitmotiv nimmt sich auch Ali Abbasi zu Herzen, der mit “The Apprentice” die geordneten Bahnen eines herkömmlichen Biopics verlässt, Mutmaßungen zu Tatsachen umformuliert und anhand dessen, wie wir Donald Trump heute kennen, einen herrlich zynischen Einblick in das Innenleben des Ex-Präsidenten geben. Die geschichtliche Einordnung dient lediglich als Rahmen für eine in authentischer 70er-Jahre-TV-Ästhetik vorgetragene Villain Origin Story. Joker, Two-Face, Donald Trump!

Als zynisch-unterhaltsame Charakterstudie des Mannes hinter der kanarienvogelgelben Föhnwelle trifft “The Apprentice” genau den richtigen Ton. Nie zu offensichtlich böswillig und doch immer unangenehm direkt, von bissigen, leisen Humor begleitet, taucht das Publikum ein in die kalte, berechnende Geschäftswelt zwischen Bestechung, Erpressung und mafiösen Strukturen. Das Make-up und die Frisuren sitzen wie eine Eins, das Tempo ist angenehm straff und die Dialoge ausladend absurd und/oder Brechreiz verursachend glaubwürdig. Gekrönt wird das bunte Treiben eigentlich nur noch von der herrlich aufspielenden Darsteller*innen-Riege rund um Sebastian Stan (“Fresh”) als Donald Trump, der abseits seiner Marvel-Karriere ein wunderbares Händchen für schräge Figuren zeigt. An seiner Seite, Maria Bakalova (“Bodies, Bodies, Bodies”) gewohnt überzeugend als Trump-Ehefrau Ivana und Jeremy Strong, der in der Rolle des skrupellosen Anwalts Roy Cohn schnell zum heimliche Star des Films mutiert und so ziemlich jede Szene an sich reißt!

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