The Ministry of Ungentlemanly Warfare: Kritik zum Amazon Film

The Ministry of Ungentlemanly Warfare
TitelThe Ministry of Ungentlemanly Warfare
Genre Action
Jahr2024
FSK16
RegieGuy Ritchie

Starttermin: 25.07.2024 (Prime Video)

Ex-Superman Henry Cavill geht auf Nazijagd!

Es ist nicht selten, dass der Weg von der Kinoleinwand, hin zum Streaming Original, das Schlechteste aus namhaften und fähigen Filmschaffenden heraufbeschwört. Nicht jedoch im Fall des “Operation Fortune”-Regisseurs Guy Ritchie. Der nämlich weist mit bis dato zwei ausschließlich für den Streaming-Markt produzierten Regiearbeiten eine makellose Bilanz auf. Sowohl sein famoses Amazon Originals “Guy Ritchie’s The Covenant” als auch die Netflix Serie “The Gentlemen”, basierend auf seinem gleichnamigen Kinofilm, gehören mit zu den besten Eigenproduktionen der jeweiligen Plattformen – einige Indie-Perlen, die dann doch noch ordentlich einen draufsetzen mal ausgeklammert – und schüren große Erwartungen an sein drittes Streaming Original “The Ministry of Ungentlemanly Warfare”. Während das Mainstreamkino also zielsicher Richtung Bermudadreieck steuert – ein Trend, der sich auch im Kino abzeichnet – hält Ritchie seinen Kahn konstant auf Kurs. Nur schade, dass sein Inglourious Basterds-Lookalike bereits kurz nach dem Ablegen vom Hafen in Seenot gerät und gemächlich von der rauen See verschluckt wird…

The Ministry of Ungentlemanly Warfare
The Ministry of Ungentlemanly Warfare ©Lionsgate

Und darum geht es…

Während des Zweiten Weltkriegs, 1941: Die U-Boot-Flotten der deutschen Truppen versperren nahezu alle Seewege und machen es der britischen Regierung unmöglich, ihre Truppen zu versorgen. Grund genug für Premierminister Winston Churchill seinen engen Vertrauten Colin Gubbins (Cary Elwes) mit einer streng geheimen Mission namens Operation Postmaster zu betrauen. Angeführt von Major Gus March-Phillips (Henry Cavill) soll sich ein fünfköpfiges Spezialistenteam (u.a. Alan Ritchson, Hero Fiennes Tiffin, Henry Golding) auf den Weg machen, um der marinen Übermächtig der Nazis ein für allemal das Handwerk zu legen!

Fast wie “Inglorious Basterds” – aber eben nur fast!

Wenn Guy Ritchie in “The Ministry of Ungentlemanly Warfare” eine Gruppe knallharter Typen quer durch Nazi-Deutschland schickt, um dort nach Lust und Laune SS-uniformierte Arschl*cher aus dem Leben zu schießen, schlitzen und sprengen, ist ein “Inglorious Basterds”-Vergleich unabdinglich. Basierend auf dem Sachbuch „Churchill’s Secret Warriors: The Explosive True Story Of The Special Forces Desperadoes Of WWII“, welches sich wiederum akribisch an die 2016 freigegebenen Geheimakten von Winston Churchill hält, tut es Ritchie dem großen Quentin Tarantino-Vorbild gleich und nimmt sich ein paar, wenn auch weniger kreative Freiräume, um in erster Linie gut zu unterhalten und weniger um zu bilden. Und tatsächlich, irgendwo in dem langatmigen Wust, der dabei herausgekommen ist, befindet sich ein wirklich spaßiger Exploitation-esker Film, der jedoch vom umständlichen Drumherum bereits nach wenigen Minuten überlagert wird. Ausgerechnet Ritchies größte Stärke, das Drehbuch – bei dem der Brite auf IMDB erst an vierter Stelle genannt wird – erweist sich als ausschlaggebender Schwachpunkt, der “The Ministry of Ungentlemanly Warfare” zu dem unflüssigen und träge erzählten Film macht, der er letztlich geworden ist.

The Ministry of Ungentlemanly Warfare
The Ministry of Ungentlemanly Warfare ©Lionsgate

Das Problem beginnt bereits mit den drei parallel verlaufenden Storylines, die sowohl tonal als auch qualitativ nicht weiter auseinander liegen könnten. Während der zentrale Plot rund um die von Henry Cavill angeführte Fünf-Mann-Armee bei ihrer Hochsee-Nazijagd dank zwei blutig-kompromisslosen Actionszenen noch den größten Unterhaltungswert bietet, erweisen sich sowohl die Unterwanderung der SS durch britische Spezialagent*innen als auch die Einblicke in die administrative Arbeit seitens der britischen Regierung als Ballast, der die sowieso schon eher zähe Dramaturgie noch einmal deutlich ausbremst. Während es der Erzählung also an Drive fehlt, wollen die charakteristisch coolen Dialoge, die Ritchies Filmografie seit jeher begleiten, nie wirklich zünden und selbst der Cast bleibt abseits des charismatischen Ex-Superman Henry Cavill und dem “Reacher“-Serienstar Alan Ritchson eher blass. Was dann noch bleibt, ist der interessante Score, irgendwo zwischen Italo-Western (die nächste Tarantino-Parallele) und dem Jazz entliehenen Ride Pattern, wie man sie beispielsweise bei der deutschen Serien “jerks.” kennt. Um den Inglourious Basterds-Vergleich zu komplementieren, darf natürlich die Beteiligung von Til Schweiger nicht unerwähnt bleiben, der für Tarantino noch auf der richtigen Seite, jetzt als schmieriger SS-Offizier in der Antagonisten-Rolle, kaum Akzente setzen kann. Der in jüngster Vergangenheit (völlig zurecht!!) öffentlich mehrfach in Ungnade gefallene Darsteller ist nun mal kein Christoph Waltz – und “The Ministry of Ungentlemanly Warfare” kein “Inglourious Basterds”!

The Ministry of Ungentlemanly Warfare
The Ministry of Ungentlemanly Warfare ©Lionsgate

Fazit

Guy Ritchies „The Ministry of Ungentlemanly Warfare“ versucht sich an einer Tarantino-esken Nazi-Jagd im Zweiten Weltkrieg, doch stolpert dabei mehrfach über die eigene ungelenke Handlung!

Bewertung: 2 von 5.
Amazon Prime Video

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