Spaceman: Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt

TitelSpaceman: Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt
Genre Sci-Fi, Drama
Jahr2024
FSK12
RegieJohan Renck

Starttermin: 01.03.2024 (Netflix)

Adam Sandler im Zwiegespräch mit einer Weltraumspinne

Wer sich auf der Suche nach seichter Unterhaltung, lediglich vom Hirn-aus-Humor verheißenden Namen Adam Sandler, sowie dem Bild einer gigantischen Spinne mit niedlich-glasigen Kulleraugen kurzerhand für “Spaceman: Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt” entscheidet, dürfte mit der entschleunigten Weltraumodysee schnell an die persönlichen Grenzen geraten. Diametral zur vornehmlichen Sehgewohnheiten des typischen Netflix-Klientel und das Pacing völlig außer Acht lassend, entspinnt „Chernobyl“-Regisseur Johan Renck in seinem Netflix Original, das erst vor wenigen Tagen seine Premiere auf der 74. Berlinale feierte, ein schwerfälliges, träges und dabei kryptisches Beziehungsdrama in den schwerelosen Weiten des Alls – und legt dabei eine Punktlandung hin. Zumindest immer dann, wenn er seinen Star und dessen philosophische Reise ins Zentrum rückt.

Spaceman ©Netflix

Und darum geht es…

Bis auf die nahezu täglichen Telefonate mit seiner Frau Lenka (Carey Mulligan) hat Jakub (Adam Sandler) wenig, dass ihm auf seiner einsamen Mission Trost spendet. Auf seiner langen Reise an den Rand des Sonnensystems befindet sich der tschechische Astronaut auf einer ansonsten menschenleeren Raumschiff und zählt die Tage, bis er seine große Liebe endlich wieder in die Arme schließen kann. Als diese ihm jedoch unverhofft verkündet, dass es dazu wohl nie kommen wird und sie die Ehe mit ihm beenden möchte, bricht für Jakub eine Welt zusammen. Doch bei seinem inneren Kampf gegen die Isolation und den Herzschmerz soll er nicht lange alleine bleiben: Eine mysteriöse, mannshohe Spinne (gesprochen von Paul Dano) hat sich Zugang in das Spaceshuttle verschafft – und die scheint aufrichtig besorgt um das Seelenheil des einsamen Passagiers.

Spaceman ©Netflix

Astronaut und Alien sind sich spinnefreund

Dass sich hinter Adam Sandler mehr als nur kindische Gags, platte Pointen und seichte Familienunterhaltung befinden – einige seiner Komödien sind dann doch zum Schießen komisch – hat der charismatische Schauspieler bereits in diversen deutlich anspruchsvolleren Filmen mehr als nur einmal unter Beweis gestellt. Doch wo Sandler in seinem persönlichen Meisterwerk “Uncut Gems” (dt. “Der schwarze Diamant”) oder im großartigen Sportlerdrama “Hustle” mit großen Gesten brillierte, ist es in “Spaceman: Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt” sein überraschend minimalistisches Spiel, das im Gedächtnis bleibt. Schade nur, dass Joha Renck die Kamera immer wieder zurück auf die Erde schickt, um dort die unnötige andere Seite der Beziehungs-Medaille zu erkunden, die für Jakubs Erkenntnisreise zu diesem Zeitpunkt eigentlich keine Rolle spielt.

Spaceman ©Netflix

Während sich die auf der Erde angesiedelten Ereignisse also als uninteressantes Beiwerk entpuppen und dem sich im All anbahnenden Kammerspiel und dem Gefühl vollständiger Isolation dadurch sogar im Weg stehen, entwickelt die Spinne-Mensch-Beziehung als therapeutische Maßnahme voller freundschaftlicher Energie, eine hypnotische Sogwirkung, der man sich kaum entziehen kann – vorausgesetzt man möchte sich uneingeschränkt darauf einlassen. Dienlich hierfür sind auch die berauschenden visuellen Effekte, samt drollig-liebenswertem Creature Design und der stimmungsvolle, größtenteils auf sphärischen Streicher aufgebaute Score. Das macht “Spaceman: Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt” zu einem atmosphärisch dichten und gleichzeitig überaus warmherzigen Sci-Fi-Drama über Einsamkeit und Entfremdung, verortet am einsamsten Ort, den man sich nur vorstellen kann: den nicht enden wollenden Weiten des Weltalls.

Spaceman ©Netflix

Fazit

Adam Sandler in Bestform in einem leisen Sci-Fi-Drama mit hypnotischer Wirkung!

Bewertung: 4 von 5.

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