| Titel | ENEMY (OT: Foe) |
| Genre | Sci-Fi, Drama |
| Jahr | 2024 |
| FSK | 12 |
| Regie | Garth Davis |
Starttermin: 05.01.2024 / Prime Video
Der Black Mirror-Vergleich ist unausweichlich
Sobald sich ein Film oder eine Serie mit Themen wie Künstliche Intelligenz oder dem digitalen und technologischen Fortschritt befasst, wird meist der Vergleich zu der überaus erfolgreichen Netflix Serie “Black Mirror” gezogen. Das nimmt langsam überhand! Man könnte es also als eine Art Neujahrsvorsatz in Erwägung ziehen, diese viel zu oft zitierte Referenz künftig einfach liegenzulassen – schließlich sind Black Mirror-eske Zukunftsvisionen längst keine Seltenheit mehr – und sich in Film- und Serienrezensionen stattdessen mehr auf die eigentlichen Werke beziehen. Im Fall von “Foe” oder “Enemy”, wie das Sci-Fi-Drama in Deutschland heißt, erweist sich dieses Vorhaben aufgrund der expliziten inhaltlichen Überschneidungen zu zwei bestimmten Episoden jedoch als nahezu unmögliches Unterfangen.

Und darum geht es…
In naher Zukunft: Aufgrund des sich weiter zuspitzenden Klimawandels wird die Erde nicht mehr lange bewohnbar sein. Um die Umsiedlung in die Weiten des Weltalls Stück für Stück voranzutreiben, sollen bereits erste Testpersonen zu Forschungszwecken auf bewohnbaren Raumstationen gebracht werden, wenn auch nur temporär. Das ist auch der Grund des Besuchs des Bundesbeamten Terrence (Aaron Pierre), der eines Abends plötzlich vor der Haustür der längst brachliegenden Farm von Hen (Saoirse Ronan) und Junior (Paul Mescal) steht. Junior wurde ausgewählt, als einer der ersten Menschen Teil dieser Mission zu werden – jedoch alleine. Während seiner Abwesenheit soll er von einer exakten Kopie seiner Selbst ersetzt werden, die mit Hen in der Zwischenzeit ein ganz normales Leben führt. Doch die beiden haben berechtigte Zweifel an diesem Experiment…


Das Portrait einer trostlosen Ehe
Während eine Frau nach dem Tod ihres Partners in der zweiten Black Mirror-Staffel „Be Right Back“ fortan mit einem Replikat des Verstorbenen zusammenlebt, hinterlässt ein für viele Jahre im All verweilender Astronaut in der besten Episode der gesamten Serie “Beyond the Sea” ein Abbild seiner Selbst an der Seite seiner Ehefrau auf Erden. Bereits ein kurzer Blick auf die Inhaltsangabe des Amazon Originals “Enemy” macht klar, dass es nahezu unmöglich ist, über das dystopische Liebesdrama zu sprechen, ohne nicht mindestens einmal auf den Elefanten im Raum hinzuweisen. Auch wenn es sich bei “Enemy” eigentlich um die Adaptation des gleichnamigen Romans (also wie der Originaltitel “Foe”) von Iain Reid handelt, muss sich die Buchverfilmung diesen Vergleich gefallen lassen – und besonders gut schneidet sie dabei nicht ab. Dabei ist die Schwerpunktverlagerung eigentlich eine andere.

Anders als die dystopische Netflix Serie verlagert “Enemy” den Fokus ein Stück weit weg von der kritischen Auseinandersetzung mit dem Thema Fortschritt und rückt stattdessen das Portrait einer trostlosen Ehe ins Zentrum. Das abgelegene Heim des entfremdeten Ehepaars wird dabei zur Metapher einer distanzierten Beziehung. Während das fragile Beziehungskonstrukt, das Garth Davis mittels clever eingesetzter Bildsprache zeichnet, eine facettenreiche Geschichte erzählt, bringt die verkopfte, letzten Endes regelrecht unsinnige Rahmenhandlung dieses Gebilde wieder zum Einsturz. Weder das Replikantenprogramm, noch die Art und Weise wie mit diesem umgegangen wird (Stichwort: Enthüllung) möchte sich am Ende wirklich erschließen – und somit auch der gesamte Film.

Fazit
Ein facettenreiches Beziehungs-Portrait im Korsett einer unsinnigen Sci-Fi-Geschichte!

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