Die ewige Tochter – Kritik / The Eternal Daughter

TitelThe Eternal Daughter
Genre Drama, Horror
Jahr2023
FSK12
RegieJoanna Hogg

Starttermin: 31.08.2023 / Paramount+

Wie die Mutter, so die Tochter: Tilda Swinton in einer Doppelrolle

Ob jung, ob alt; Männlein oder Weiblein; oder nichts von alledem: Als Schauspielerin ließ sich Tilda Swinton seit jeher in keine Schublade stecken. So sah man die begnadete Charakterdarstellerin bereits in DCs Comicverfilmung „Constantine“ als Erzengel Gabriel, in der geschlechterspezifisch nicht näher benannten Gestalt der Ältesten in Marvels „Doctor Strange“ oder als 82-jähriger Mann in der Neuauflagen des Giallo-Klassikers „Suspiria“. Da ist es wenig überraschend, dass Swinton für Joanna Hoggs Mysterydrama „Die ewige Tochter“ gleich zwei Rollen übernahm und neben der titelgebenden Tochter auch noch ihre eigene Mutter verkörpert.

The Eternal Daughter ©Condor Distribution

Und darum geht es…

Nach dem Tod ihres Vaters setzt sich Julie Hart (Tilda Swinton) vermehrt mit ihrer Vergangenheit auseinander und entschließt sich schließlich sogar, einen Film darüber zu drehen. Um mehr über das Leben ihrer Eltern und ihre Kindheit zu erfahren, quartierte sich die Filmemacherin mit ihrer Mutter Rosalind (ebenfalls Tilda Swinton) in einem abgelegenen Hotel ein. Das in die Jahre gekommene Gebäude befand sich einst, als ihre Mutter selbst noch ein Kind war, im Besitz von ihren Großeltern und bietet sich deshalb förmlich an, um in längst vergessen geglaubten Erinnerungen zu schwelgen. Doch irgendetwas in den menschenleeren Fluren des Hotels scheint nicht mit rechten Dingen zuzugehen und die anfänglich gelöste Stimmung verdunkelt sich von Tag zu Tag.

The Eternal Daughter ©Condor Distribution

Alte Schule – noch älterer Twist

Das Bild, leicht eingedrückt, umarmt von dünnen schwarzen Balken am Bildrand. Verwaschene Aufnahmen, stark entsättigt und mit Filmkorn belegt. Unheilvolle Nebelschwaden. Zarte Bläser- im Wechselspiel mit kraftvollen Streicherchören. Ein abgelegenes Herrenhaus, am Ende einer kurvigen Landstraße. Bereits die ersten Einstellungen schreien förmlich nach den frühen Werken der Hammer Studios – hinter „Die ewige Tochter“ steckt jedoch eine andere, nicht weniger vielversprechendste Gruselschmiede: A24. Zusammen mit der britischen Produktionsfirma BBC Films zeigt sich das Studio hinter grandiosen Horrorfilmen wie „Hereditary“ oder „Lamb“ für das jüngste Paramount+ Original verantwortlich – ein ähnlicher Erfolg bleibt dieses Mal jedoch aus. Schleichenden Grusel und gigantische WTF!-Momente wie in „Men“ sucht man ähnlich vergebens wie sich bis ins unerträgliche zuspitzende Drama der Sorte „Saint Maud“.

The Eternal Daughter ©Condor Distribution

Alte Schule, neue Probleme! Außer der Illusion, man hätte es tatsächlich mit einem verschollenen Film aus einer vergangenen Zeit des Filmemachens zu tun, bietet der authentische Retro-Look keinen nennenswerten Mehrwert. Das lässt ihn zu einem Gimmick verkommen; zu einer Verbeugung vor dem klassischen Kino, die weder der Atmosphäre noch der Kinematografie besonders dienlich ist – mehr nicht. Dass Joanna Hogg scheinbar keinerlei Horror-Intentionen zu verfolgen scheint und sich lediglich der Ästhetik des Genres bedient, mag aufgrund der falschen Erwartungshaltung zwar etwas enttäuschend sein, ließe sich jedoch leicht entschädigen. Doch selbst das vordergründige Drama erweist sich als enttäuschend oberflächlich und gibt wenig von seinen Figuren preis – woran auch Tilda Swinton wenig ändern kann. Mit ihr – und dazu auch noch in einer Doppelrolle – kann man grundsätzlich nichts falsch machen und doch fällt auch das Spiel der wandlungsfähigen Charaktermimin weniger spektakulär, wenn auch immer noch einwandfrei aus. So richtig ärgerlich wird es dann aber erst auf den letzten Metern, wenn „Die ewige Tochter“ den vermutlich ältesten Twist aus der Mottenkiste hervorgekramt – ein vorhersehbarer, nichtssagender Abschluss.

The Eternal Daughter ©Condor Distribution

Fazit

Der vielleicht sperrigste Horrorbeitrag – ohne große Horror-Ambitionen – aus dem Hause A24 und vermutlich auch der schwächste!

Bewertung: 1.5 von 5.

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