Schamanen, Geister und Naturgötter – für die meisten Menschen der westlichen Welt genau der Stoff, aus dem Fantasiegeschichten sind. Doch in vielen Kulturen rund um den Globus sind sie fester Bestandteil zeremonieller Bräuche und kultureller Riten – und das ganz ohne okkulte Hintergedanken. So auch im Isaan, einer Region in Thailand, in welcher auch heute noch große Teile der Bevölkerung in dem Glauben leben, dass Menschen und Geister im Einklang miteinander existieren. Im Horrorfilm “The Medium” des koreanischen Drehbuchautors Na Hong-jin und dem thailändischen Regisseur Banjong Pisanthanakun verschlägt es eine Gruppe Filmschaffende in eben jene Gegend, um festzustellen, dass hinter diesem Mythos doch mehr steckt als nur eine traditionelle Spinnerei.

Handlung
Für das Medium Nim ist Schamanismus ein ganz normaler Teil ihres Lebens. Wer in der thailändischen Provinz Isaan heranwächst, wächst auch mit dem Glauben an die übernatürliche Präsenz von Geistern und Naturgottheiten heran – diese sind nämlich in den meisten Fällen harmlos, wenn nicht sogar gütig und hilfsbereit. Begleitet wird die erfahrene Schamanin, der seit ihren Teenager-Tagen laut eigener Aussage selbst ein gütiger Naturgeist innewohnt, von einem ambitionierten Filmteam, das die Kultur und die Bräuche dieser Region einfangen möchte. So werden sie auch zeuge davon, als Nims Nichte Mink dieselben Symptome zeigt, wie sie, kurz bevor sie eins zum Medium wurde. Doch statt für einen guten Naturgott wurde sie zur Hülle böser Mächte…

Kritik
Wenn ein Film überwiegend alles richtig macht, ist es umso ärgerlicher, wenn auf der anderen Seite einige wenige Aspekte wirklich ärgerlich ausfallen. Genauso verhält es sich nämlich beim thailändischen Horrorthriller “The Medium”, einem – um es schon einmal vorwegzunehmen – sehr, sehr sehenswerten Genre-Beitrag aus Südostasien. Der Besessenheits-Horror im Mockumentary-Gewand ist in seiner kompletten Inszenierung nicht nur optisch, auditiv und darstellerisch überzeugend, sondern auch verdammt effektiv – wenn auch selten gruselig – und atmosphärisch in Szene gesetzt. Mit düsterem Sound-Gewand, creepy Make-up und stimmungsvollem Szenenbild macht der Asia-Schocker definitiv was her – hat aber auch einen Haken…

…und der hört auf den Namen Found-Footage. Die Entscheidung, die Geschichte über die Schamane Nim und ihre besessene Nichte Mink als Fake-Dokumentation zu erzählen, macht inhaltlich leider selten Sinn und birgt dazu noch diverse Logiklöcher. Die Kamera scheint dabei oft zu vergessen, dass es sich um einen aktiven Apparat in den Händen eines Kameramanns handelt. Dazu kommen eine Vielzahl an Szenen-Schnitten, die eben sowenig sinnig erscheinen. Wenn im Schluss-Drittel dann der wertige Look zeitweise statischen Aufnahmen im Stil von “Paranormal Activity” weichen, wirkt sich dies darüber hinaus auch noch auf die Geduld des Publikums aus und lässt dabei viel an Suspense und Atmosphäre liegen. Im hektischen Terror-Finale hält das Kamerateam dann in den bedrohlichsten Lagen, in denen es um das eigene Überleben geht, trotzdem weiter auf das Szenario drauf – zommt sogar auf die blutigen Fleischwunden – anstatt zu flüchten. Die Zuschauer*innen haben schließlich ein Recht auf etwas Gore!

Ohne das Korsett eines Found-Footage-Films hätte “The Medium” vermutlich das Zeug zur nächsten Horrorperle gehabt. So ist Pisanthanakuns Film zwar immernoch einer der besten Horrorfilme, die man dieses Jahr sehen wird – an der vertanen Chance ändert dies jedoch nichts. Hinzu kommt noch, dass sich der über weite Strecken als atmosphärisch dichter Slow-Burner inszenierte Asia-Horror am Ende in einen reißerischen Terrorfilm wandelt. Das hätte in dieser effektiven, aber eher etwas pumpen Form nicht sein müssen. Der Einsatz von zugegebenermaßen gut platzierten Jump Scares, rar gesäten, aber handwerklich starken Splatterszenen und wirkungsvollen Schockeffekten erfüllt definitiv seinen Zweck – ein tatsächlich gruseliges, zurückgenommenes Finale hätte “The Medium” vermutlich jedoch besser gestanden. Aber erneut: Es ist verdammt nochmal effektiv!

Fazit
Effektives Horror-Kino!
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