10DANCE: Kritik zum Netflix Film – Der BL Manga erwacht zum Leben

10Dance Netflix Film 2025
Titel10DANCE
Genre Romanze, Drama
Jahr2025
FSK12
RegieKeishi Ohtomo

Starttermin: 18.12.2025 | Netflix

Zwei Tänzer, zwei Welten

Das Medium des Mangas war schon immer mehr als nur übergroße Augen, brachiale Action und eskapistische Fantasy. Manga kann Essay sein, Kammerspiel, Gesellschaftsstudie, Charakterdrama – eine Form des Geschichtenerzählens, die ihre Figuren und Themen genauso ernst nimmt, wie es ein klassischer Realfilm für sich beanspruchen würde.. „10DANCE“ ist ein exemplarischer Beweis – ohne große Action-Set-Pieces und fantasievoll gestaltete Universen, angesiedelt in der Welt des Tanzes, über die Rivalität, aber auch die Liebe zwischen zwei Männern. Schon die Vorlage von Satō Inoue verband die leidenschaftliche Energie des Tanzsports mit einer leisen, aber konsequent-romantischen Spannung – und das gleichnamige Netflix Original bringt diese intime Geschichte mit einer fesselnden visuellen Umsetzung auf die Streaming-Plattform. Aber kann eine Adaption, die sich so eng an die subtilen Zwischentöne der Vorlage hält, auch ein breiteres Publikum außerhalb der Manga-Community begeistern?

10Dance Netflix Film 2025
10DANCE ©Netflix

Zwei Tänzer, zwei Welten: „10DANCE“ stellt zwei konkurrierende Champions in den Mittelpunkt..Shinya Suzuki (Ryoma Takeuchi) dominiert die lateinamerikanischen Turniere mit Energie und Stolz, Shinya Sugiki (Keita Machida) glänzt im Standardtanz durch Präzision und Disziplin. Beide sind Champions – und doch fehlt ihnen etwas. Als Sugiki vorschlägt, gemeinsam beim „10-Dance“-Wettbewerb anzutreten, prallen Ehrgeiz, Misstrauen und verletzte Eitelkeit aufeinander. Was als nüchterne Zweckgemeinschaft beginnt, wird zum intensiven Austausch: Jeder muss das Terrain des anderen betreten, Kontrolle abgeben, neu lernen. Aus Rivalität wird Nähe, aus Respekt wird Begehren – eine Entwicklung, die beide Männer an ihre emotionalen und körperlichen Grenzen bringt.

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Wenn die Leidenschaft zur Routine erstarrt

Man muss kein Großmeister des Schachs sein, um sich in der hypnotischen Intensität von „Das Damengambit“ zu verlieren, und kein Motorsport-Enthusiast, um die PS-starke Dramaturgie von „Le Mans 66 – Gegen jede Chance“ als packendes Kino zu begreifen. Beiden Werken gelingt das Kunststück, ihre fachspezifischen Nischen durch universelle Emotionen und eine präzise Charakterzeichnung für ein breites Publikum zu öffnen. „10DANCE“ hingegen scheitert genau an dieser Hürde. Um der Realverfilmung etwas abzugewinnen, scheint es fast schon Voraussetzung zu sein, entweder tanzbegeistert bis in die Haarspitzen zu sein, als „Manga-Ultra“ jede Nuance der Vorlage zu verteidigen oder schlichtweg den gesamten Netflix-Katalog wahllos zu konsumieren. Denn während das Schauspiel von Ryoma Takeuchi „Like A Dragon: Yakuza“ und Keita Machida ( „Alice in Borderland“) durchaus solide bleibt, offenbaren sich in der narrativen Tiefe und der Figurenentwicklung erstaunliche Defizite.

10Dance Netflix Film 2025
10DANCE ©Netflix

Besonders ernüchternd ist dabei die emotionale Distanz. Dafür, dass „10DANCE“ auf einem Boys-Love-Manga basiert, bleibt die Inszenierung in puncto Liebe, Leidenschaft und Begehren seltsam blutleer. Es fehlt der Erzählung an jenem überschwänglichen Feuer, das man von einer Geschichte über zwei gegensätzliche Welten erwarten würde: Hier der Rebell mit der wilden, blondierten Mähne, dort der Gentleman mit dem akkuraten Seitenscheitel; hier die ungezügelte Emotionalität, dort die kühle Nüchternheit. Doch statt dass diese Pole in einer leidenschaftlichen Kollision verschmelzen, verharrt die Erzählung in einer sterilen Sachlichkeit. Auch die dramaturgische Ausgangslage lässt den Zuschauer weitgehend im Regen stehen. Die Turniersituationen werden dem Publikum ohne einleitenden Kontext präsentiert und müssen als gegeben hingenommen werden, ohne dass man die Chance erhält, die Protagonisten und ihre Motivationen vorab wirklich kennenzulernen. Diese Distanz zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Geschichte. Letztlich fehlt „10DANCE“ das Gespür für das Wesentliche: für die Ästhetik des Sports, die Komplexität der Romanze und die intime Bedeutung der Homosexualität seiner Akteure. Wer Tanzen vorher schon für langweilig hielt, wird hier keine neuen Impulse finden – ein „Damengambit“ auf dem Parkett ist diese Adaption leider nicht.

10Dance Netflix Film 2025
10DANCE ©Netflix

Fazit

„10DANCE“ lässt trotz visuellem Potenzial die nötige emotionale Tiefe vermissen. Statt leidenschaftlicher Grenzüberschreitung bietet das Netflix Original lediglich sterile Routine. So bleibt die Adaption ein unterkühltes Nischenprodukt, das weder dem Genre interessante Facetten abgewinnen, noch ein breites Publikum mitreißen kann.

Bewertung: 1.5 von 5.
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