| Titel | Oh. What. Fun. |
| Genre | Komödie |
| Jahr | 2025 |
| FSK | 6 |
| Regie | Michael Showalter |
Starttermin: 03.12.2025 | Prime Video
Weihnachten auf Prime Video
Der erste Advent liegt gerade einmal wenige Tage alt, da droht der weihnachtliche Strom der Streamingplattformen schon überzuquellen. Netflix hat seine digitale Schaufensterfront mit Titeln wie „Jingle Bell Heist“, „A Merry Little Ex-Mas“ und „Champagne Problems“ längst festlich dekoriert und das ohnehin schon üppige Sortiment an romantischen Verstrickungen und kalkulierter Christbaum-Nostalgie weiter ausgebaut. Kaum hat man sich an diese vorweihnachtliche Übersättigung gewöhnt, zieht auch Prime Video nach und schickt mit „Oh. What. Fun.“ ein eigenes Statement ins Rennen – eine Komödie voller Chaos, Humor und turbulenter Familienwirren, die sich zwischen Lachen, Missverständnissen und emotionalen Momenten bewegt. Doch kann Michael Showalter in diesem längst überreizten Genre tatsächlich noch frische Akzente setzen, oder droht auch sein Film, wie viele zuvor, zwischen kalkulierter Nostalgie, altbekannten Klischees und vorhersehbarem Weihnachts-Kitsch unterzugehen?

Claire Clauster (Michelle Pfeiffer) ist seit Jahren die unangefochtene Regisseurin des perfekten Weihnachtsfestes. Sie koordiniert Essen, Deko, Ablauf und Stimmung – und die Familie verlässt sich gern darauf, dass alles wie immer reibungslos läuft. Tochter Taylor (Chloë Grace Moretz) bringt – wie jedes Jahr – eine neue Freundin mit, die Nachbarin Jeanne (Joan Chen) übertrumpft Claires sorgfältige Deko schon wieder mühelos, und im Haus herrscht das übliche vorweihnachtliche Gewusel. Doch was für Claire früher Routine war, fühlt sich plötzlich wie ein schleichender Burnout an. Jeder erwartet etwas, niemand sieht, wie viel Arbeit sie hineinsteckt. Und als die Familie sie bei einem gemeinsamen Ausflug sogar zu Hause vergisst, reißt ihr endgültig der Geduldsfaden. Statt weiter als guter Geist im Hintergrund zu funktionieren, zieht Claire die Reißleine – und lässt das Fest, das sie sonst mit fester Hand zusammengehalten hat, erstmals bewusst los. Während ihre Liebsten verzweifelt versuchen, das gewohnte Weihnachtsidyll zu retten, droht Weihnachten im Chaos zu versinken – und Claire entdeckt unerwartet, wie sich die besinnliche Zeit anfühlen kann, die nicht für andere, sondern endlich einmal für sie selbst gemacht ist.

Wenn anders wollen nicht reicht
Mit „Als du mich sahst“ – ebenfalls ein Amazon Original – hat. Michael Showalter bereits bewiesen, dass er es versteht, selbst scheinbar ausgeleierten Romantik-Stoff mit Fanfiction-Charakter echte emotionale Tiefe zu verleihen. Wem also, wenn nicht ihm, sollte es gelingen, einem noch festgefahreneren Genre wie der Weihnachtskomödie neue Facetten abzugewinnen? Und tatsächlich, ist die erste, mit typischem Weihnachtskitsch bepackte halbe Stunde von „Oh. What. Fun.“ erst einmal vorbei, zeigt Showalter, dass er durchaus vorhat, auch hier ein paar Dinge anders zu machen. Zumindest auf dem Papier. Denn hinter dem funkelnden Glanz der Lichterkette lauert eine Idee, die sich wohltuend vom üblichen Festtagskorsett absetzen könnte: „Oh. What. Fun.“ rückt jene ins Zentrum, die in klassischen Weihnachtsgeschichten meist eine erstaunlich kleine Rolle spielen. Nicht die Männer, nicht die Heldenfiguren oder der rotgewandete Mythos, sondern die Mütter – jene Menschen, die das Fest jedes Jahr auf ein Neues im Stillen zusammenhalten. Die kochen, planen, einpacken, schenken, organisieren und emotionalen Kleber spielen, während der Rest der Familie feiert, isst, strahlt und vergisst, wem sie all das eigentlich verdanken.

Die Botschaft, die darin steckt, ist klar, richtig und überfällig. Nur die Umsetzung trägt sie nicht. Wie schon bei „Als du mich sahst“ kippt Showalter die anfänglich idyllische, warm ausgeleuchtete Rahmenhandlung plötzlich in ernstere Töne. Der Versuch, eine klassische Weihnachtskomödie zu öffnen, sie mit einem Hauch bitterer Wahrheit zu versehen, wirkt zwar nachvollziehbar – aber nicht zwingend. Denn weder die dramatischen Einschübe noch der Humor der heiteren Momente finden je zu einer Form, die das ambivalente Grundkonzept trägt. Das Drama bleibt angedeutet, aber kraftlos. Die Komik ohne echten Funken. Als Tragikomödie hätte „Oh. What. Fun.“ vielleicht funktionieren können, doch so entsteht ein seltsam unorganisches Schwanken: ein Film, der anders wirken will, ohne wirklich zu wissen, wie. Der sich tiefgründiger gibt, als er erzählen kann, und fröhlicher, als er fühlt. Und je weiter sich Showalter in diesem Zwischenzustand verrennt, desto deutlicher wird, wie wenig der Film seinen eigenen Anspruch einzulösen vermag. Was bleibt, ist ein starbesetzter Hochglanzweihnachtsfilm, der mit großen Gesten in Richtung Erneuerung winkt, aber kaum konkrete Ideen liefert. Einer, der behauptet, dem Kitsch entkommen zu wollen, und dann doch wieder genau dort landet, wo er nie hinwollte. Ein Film, der anders sein möchte – und dabei vor allem zeigt, dass er selbst nicht so recht weiß, worin dieses „anders“ eigentlich bestehen soll.

Fazit
„Oh. What. Fun.“ will die Weihnachtskomödie neu denken, scheitert jedoch an seinem uneinheitlichen Ton. Weder Humor noch das angedeutete Drama greifen wirklich ineinander, sodass am Ende ein ordentlich besetzter, aber überraschend richtungsloser Weihnachtsfilm bleibt, der sein Potenzial auf allen Ebenen verschenkt.


