Die Rache der Polly McClusky: Kritik zum Amazon Film auf Prime Video

Die Rache der Polly McClusky Amazon Prime Video Film 2025
TitelDie Rache der Polly McClusky
Genre Drama, Thriller
Jahr2025
FSK16
RegieNick Rowland

Starttermin: 26.11.2025 | Prime Video

Vater und Tochter im Strudel der Gewalt

Es gibt Filme, die jagen dich. Andere begleiten dich still. Und dann gibt es jene, die beides zugleich versuchen – so wie „Die Rache der Polly McClusky“, exklusiv auf Amazon Prime Video. Nick Rowland kehrt nach „Shadow of Violence“ zurück zu Themen, die er offensichtlich versteht: kaputte Männer, fragile Bindungen, Gewalt als Währung in einer Welt, die keine zweite Chance vergibt. Und wieder legt er diese Härte in dieselbe langsame, pochende Melancholie, die bereits das beinharte CrimeDrama mit Barry Keoghan („Saltburn“) getragen hat. Dieselbe Schwere, derselbe traurige Herzschlag, dieselbe gedämpfte Wucht, die sich nicht aufdrängt – sondern sich in dir festsetzt, Schicht für Schicht, bis man merkt, dass sie längst Teil der eigenen Stimmung geworden ist. Aber gelingt es Rowland auch, der Adaption des gleichnamigen Romans von Jordan Harper jene verletzliche Wucht abzuringen, die „Shadow of Violence“ so unverwechselbar gemacht hat?

Die Rache der Polly McClusky Amazon Prime Video Film 2025
Die Rache der Polly McClusky ©Lionsgate / Fifth Season

„Die Rache der Polly McClusky“ eröffnet mit Polly, gespielt von Ana Sophia Heger. Sie wartet noch auf dem Schulhof, als längst alle anderen schon weg sind. Die Sonne steht tief, der Asphalt wird kalt, und das Gefühl in ihrem Bauch sagt ihr, dass etwas nicht stimmt. Als schließlich ein Auto vorfährt, sitzt nicht ihre Mutter am Steuer, sondern Nate – ihr Vater, der jahrelang abwesend war und eher ein Gerücht als ein Elternteil. Er sagt nicht viel. Nur: „Steig ein.“ Die Scheibe des Wagens ist eingeschlagen. Der Motor klingt, als wolle er gleich sterben. Und doch ist dies der Moment, in dem alles beginnt. Nate wird verkörpert von Taron Egerton („Carry-On“). Er war im Gefängnis. Und dort hat er sich mit den Falschen angelegt – einer Aryan-Gang, die seinen Namen nun auf Todesliste gesetzt hat. Seine Familie wurde bereits beseitigt. Polly ist die Letzte, die noch am Leben ist. Also fährt Nate. Immer weiter, immer schneller, mit dem Blick über die Schulter, mit der Ahnung, dass jeder ankommende Scheinwerfer das Ende bedeuten könnte.

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Der langsame Puls des Thrillers

Taron Egerton trägt die Erzählung als Nate mit einer Mischung aus Härte und Müdigkeit, die nie ganz greifbar wird – aber vielleicht genau so gemeint ist. Er ist kein sanfter Riese wie Cosmo Jarvis in „Shadow of Violence“. Kein Mann, der seine Zärtlichkeit versteckt, weil sie ihn zu verletzlich macht. Nate ist ein Mann, der gelernt hat, dass Gefühle eine Art Luxus sind. Und doch zuckt in Egertons Blick immer wieder ein kurzer Schmerz auf. Ein Nichts-Können, ein Nichts-Wissen, wie man Vater sein soll, wenn man all die Jahre nur Überleben gelernt hat. „Die Rache der Polly McClusky“ findet seine Seele aber nicht in Nate. Sondern in Polly. Ana Sophia Heger („Life in Pieces“) ist das stille Beben dieses Thrillers – und Rowlands Inszenierung unterfüttert dieses Spiel auf eine Weise, die durch den Soundtrack noch stärker spürbar wird. Die Musik pulsiert, oft kaum hörbar, manchmal wuchtig, immer aber präzise gesetzt. Sie trägt die Spannung, hebt die zarten Momente zwischen Vater und Tochter hervor und verstärkt die brutalen Passagen, ohne aufdringlich zu werden.

Die Rache der Polly McClusky Amazon Prime Video Film 2025
Die Rache der Polly McClusky ©Lionsgate / Fifth Season

Anders als noch in „Shadow of Violence“ gibt es diesmal dynamische, treibende Momente: eine rasante Verfolgungsjagd durch die Nacht, ein blutiger Shoot-Out im Finale, in einem Tempo, das die Spannungsschraube wiederholt anzieht. Der Grundton bleibt entschleunigt, doch Rowland lässt immer wieder Szenen aufblitzen, die größer und schneller sind, ohne die emotionale Mitte zu verlieren. Die Musik arbeitet dabei wie ein Herzschlag, der das Adrenalin ebenso trägt wie die stillen Sekunden der Nähe. Und doch: „Die Rache der Polly McClusky“ wirkt zuweilen zu sehr in seinem Plot gefangen. Die Geschichte hat mehr Ebenen, mehr Figuren, mehr Action – aber dadurch wird sie konventioneller, Hollywood-tauglicher. Das narrative Korsett schnürt die Freiheit ein, die „Shadow of Violence“ noch atmen ließ. Man spürt, dass Rowland immer noch den unverkennbaren Stil hat, die melancholische Ruhe, die Gewalt als Spiegel von Menschlichkeit begreift – doch die Dramaturgie drängt zu sehr nach klassischen Wendungen, zu viel Plot, zu wenig Moment. Hätte „Die Rache der Polly McClusky“ mehr im Jetzt gelebt, weniger dem klassischen Erzählbogen gefolgt, wäre er noch eindringlicher geworden.

Die Rache der Polly McClusky Amazon Prime Video Film 2025
Die Rache der Polly McClusky ©Lionsgate / Fifth Season

Fazit

„Die Rache der Polly McClusky“ entfaltet ihre Wirkung in entschleunigter Melancholie und subtiler Spannung.

Bewertung: 3.5 von 5.
Amazon Prime Video

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