Train Dreams: Kritik zum Netflix Film – Ein Fest für die Augen

Train Dreams Netflix Film 2025
TitelTrain Dreams
Genre Drama
Jahr2025
FSK12
RegieClint Bentley

Starttermin: 21.11.2025 | Netflix

Wenn jede Einstellung ein Poster ist

Im frühen 20. Jahrhundert verändert sich das nordamerikanische Westland tiefgreifend. Endlose Wälder, jahrhundertelang unberührt, weichen der Industrialisierung, während die Eisenbahn sich durch Berge und Täler frisst und das Leben der Menschen neu ordnet. Arbeit und Natur geraten in Spannung: Holzfäller und Bahnarbeiter prägen die Landschaft, doch gleichzeitig wird das Land unter ihnen zunehmend fremd und unpersönlich. Das stetige Dröhnen der Züge wird zum Taktgeber des Alltags, während abgelegene Siedlungen immer enger mit der Infrastruktur verbunden werden und alte Lebensweisen allmählich verschwinden. In dieser Zeit der Umbrüche spielt auch das Netflix Original „Train Dreams“, basierend auf der gleichnamigen Novelle von Denis Johnson. Ein Film über die stille, melancholische Transformation einer Epoche, die die feinen, oft übersehenen Spannungen zwischen Natur, Arbeit und Fortschritt spürbar werden lässt.

Train Dreams Netflix Film 2025
Train Dreams ©Netflix

Vor diesem historischen Hintergrund zeigt „Train Dreams“ das Leben von Robert Grainier, gespielt von Joel Edgerton (“Master Gardener”), der als Holzfäller und Eisenbahnarbeiter im pazifischen Nordwesten seinen Alltag zwischen harter Arbeit in den Wäldern und auf den Schienen, bei Wind und Wetter, und den stillen Momenten des Familienlebens meistert. Er heiratet die von Felicity Jones (“Der Brutalist”) verkörperte Gladys, die ihm Halt gibt, und gemeinsam bekommen sie eine Tochter, die das Herz ihrer kleinen Familie bildet. Doch immer wieder zwingt ihn sein Beruf, weite Strecken von zu Hause entfernt zu arbeiten, und er steht vor Entscheidungen, die ihn zwischen Verantwortung, Pflicht und seinen eigenen Sehnsüchten hin- und herreißen.

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Visuelle Pracht, emotionale Leere

So beeindruckend die historische Erdung und der atmosphärische Sog des in klassischem 3:4 gehaltenen Bildraums auch sind – „Train Dreams“ gelingt es nur teilweise, daraus mehr als ein visuell überwältigendes Stimmungsbild zu formen. Handwerklich ist das Werk nahezu makellos. Die Kamera fängt Wälder, Berge, Regen, Licht und Staub mit einer solchen Bildkraft ein, dass jede Einstellung wie ein fertig gerahmtes Poster wirkt. Man merkt, dass hier nicht nur Natur abgefilmt, sondern mit Bedacht komponiert wird: lange Einstellungen, ruhige Schwenks, ein fast fotografischer Blick auf das Nordamerika im Wandel. Das Ergebnis ist ästhetisch berauschend, ein Werk, das sich schauen lässt wie ein kunstvoll gestalteter Bildband, Seite um Seite ein neues Motiv von großem ästhetischem Reiz. Doch anstatt sein Publikum emotional zu involvieren, bleibt „Train Dreams“ auf Distanz. Es betrachtet, beobachtet, schweigt – aber entwickelt kein Gefühl, das über bewunderndes Staunen hinausginge.

Train Dreams Netflix Film 2025
Train Dreams ©Netflix

Man ist gefesselt von der Oberfläche, nicht vom Inneren. Die Naturpanoramen, die weit gespannten Stilleflächen, das getragen entschleunigte Tempo – all das erschafft Schönheit, aber kaum Spannung, Sehnsucht oder Wucht. Jede Einstellung gleitet wie ein perfekt komponiertes Tableau an einem vorbei, bewundert, aber nie betreten. Zurück bleibt ein filmisches Kunstobjekt, das man betrachten, aber nicht fühlen kann. Wie ein sorgfältig kuratierter Ausstellungskatalog entfaltet es Wirkung allein durch seine Form, makellos inszeniert, stilvoll gebunden, ohne Kern, der sich einprägt. „Train Dreams“ verlässt sich zu sehr auf seine Bilder und vergisst, dass große Ästhetik ohne emotionale Resonanz leer bleibt. Das Werk dreht sich in seiner eigenen Schönheit, selbstverliebt und kreisend, und lässt die Zuschauerschaft außen vor. Am Ende bleibt Bewunderung, keine Berührung. Respekt statt Verbindung. Ein schöner, aber letztlich leerer Traum.

Train Dreams Netflix Film 2025
Train Dreams ©Netflix

Fazit

„Train Dreams“ beeindruckt durch makellose Bilder und perfekte Komposition, doch hinter der visuellen Pracht verbirgt sich emotionale Leere. Ein selbstverliebtes Kunstwerk, das staunen lässt, aber kaum berührt.

Bewertung: 2 von 5.
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