| Titel | The Strangers: Chapter 2 |
| Genre | Horror, Thriller |
| Jahr | 2025 |
| FSK | 16 |
| Regie | Renny Harlin |
Heimkinostart: 05.12.2025
Dollface & Co. melden sich zurück
Als Rob Zombie in seiner zweiteiligen “Halloween”-Neuinterpretation einst den Versuch wagte, John Carpenters Horrorikone und Kultfilmkiller Michael Myers ein Seelenleben einzuhauchen, fühlte sich das an, als hätte jemand dem Teufel ein Tagebuch geschenkt. Die Entmystifizierung des Bösen galt für viele Genrefans als absolutes No-Go und stieß nicht selten auf Widerstand. Aus dem Schatten wurde ein Mensch, aus der Angst eine Diagnose. Genau das, wenn auch weit weniger in die Tiefe gehend, geschieht nun auch mit dem sadistischen Trio hinter „The Strangers“ – nur dass hier kein Mythos entzaubert wird, sondern etwas entblättert, das ohnehin nie Substanz besaß. In Renny Harlins „The Strangers: Chapter 2“ melden sich Dollface, Pin-Up Girl und der Man in the Mask zurück – wieder einmal, und wieder ohne jede Notwendigkeit. Schon im Vorgängerfilm „The Strangers: Chapter 1“, der der Reihe mit einer Art Soft-Reboot neues Leben einhauchen sollte, war ihre Präsenz eher Routine als Schrecken: eine Kopie einer Kopie, so gefällig sauber poliert, dass selbst die Gewalt anästhesiert wirkte. Damals konnte man das noch als Hommage an den minimalistischen Terror des Originals deuten – eine Wiederholung ohne Mehrwert, aber immerhin mit ein bisschen Atmosphäre.

Doch wo Teil eins die Belanglosigkeit noch umarmte, versucht Teil zwei ihr nun vollständig zu entkommen, indem er ihr eine schemenhaft angedeutete Hintergeschichte andichtet. Plötzlich ist da ein Gestern, ein Grund, ein Gefühl. Rückblenden tauchen auf, Andeutungen einer Kindheit, die alles erklären sollen und damit alles zerstören – oder zumindest das bisschen, was noch übrig war. Aus der kalten Beliebigkeit des Tötens wird zwar keine pädagogische Fallstudie und doch bekommt das Böse eine Biografie, und mit ihr verschwindet der letzte Funken Schrecken. „The Strangers: Chapter 2“ selbst scheint das nicht zu bemerken. So hantiert die Fortsetzung mit ihrem eigenen Mythos wie mit einem Spielzeug, das längst seinen Reiz verloren hat, und wundert sich dann, warum niemand mehr hinsieht.

Eine gesichtslose Fortsetzung
Madelaine Petsch („Liebe braucht Wartung“) stolpert als Maya sediert wirkend durch sterile Motels, Hinterhöfe, Wälder – Kulissen, die so seelenlos sind, dass man fast Mitleid mit der Kamera bekommt. Sie schreit, sie läuft, sie versteckt sich, und doch passiert nichts, das eine Bedeutung hätte. Was schon in „Chapter 1“ nicht funktioniert hat – die völlige Abwesenheit von Rhythmus, das Misstrauen gegenüber Spannung, die Idee, dass man Terror durch Lautstärke ersetzen könne – wird hier zur Methode. „The Strangers: Chapter 2“ ist nicht schlecht, weil er scheitert, sondern weil er gar nichts mehr versucht. Ein Slasher in Zeitlupe, der nach unnötigen Erklärungen sucht, nur nicht nach der, warum er überhaupt existiert. Was folgt, ist ein von schwammigen Rückblicken in die Jugendzeit des Killer*innen-Trios durchfurchtes und im Schneckentempo vorgetragenes Survival-Theater ohne Plot – ein zähes Zwischenspiel, das wirkt, als wolle es Zeit totschlagen, bis endlich wieder etwas passiert.

Zwischendurch könnte man fast denken, „The Strangers: Chapter 2“ wolle sich rechtfertigen für die eigene Existenz als belangloser Lückenfüller einer noch unfertigen Trilogie, nach der niemand gefragt hat – als wolle Renny Harlin („The Bricklayer“, „Stirb langsam 2“) sagen, es gäbe da doch etwas Tieferes. Aber da ist nichts. Keine Mythologie, kein Konzept, keine Gefahr. Nur das Echo einer Idee, die 2008 schon alt war. „The Strangers: Chapter 2“ ist Genrekino im Leerlauf: formelhaft, steril, totgefiltert. Und vielleicht liegt darin sogar eine gewisse Ironie. „The Strangers: Chapter 2“ erzählt von Gestalten, die keine Identität haben, und schafft es dabei, selbst völlig gesichtslos zu bleiben. Wo früher ein dumpfer, irrationaler Terror lauerte, herrscht nun administrative Ordnung. Achja und einen Killer-Eber gibt es auch – warum auch immer?

Fazit
„The Strangers: Chapter 2“ ist kein Horrorfilm, der Angst erzeugt, sondern ein Lehrstück in Belanglosigkeit. Eine Lückenfüllerfolge in einer unnötig als Trilogie aufgeblasenen Soft-Reboot-Reihe, die ihre eigenen Figuren erklärt, ohne ihnen Leben einzuhauchen, und deren Spannung wie auf Autopilot durch sterile Kulissen taumelt.



