The Crucifix: Kritik zum Film – Bessesenheitshorror mal anders

The Crucifix Film 2025
TitelThe Crucifix
Genre Horror
Jahr2025
FSK16
RegieStephen Roach

Heimkinostart: 28.11.2025

Exorzismus auf Autopilot

Exorzismusfilme folgen seit jeher einem unverkennbaren Prinzip: ein unschuldiges Opfer, meist ein Kind oder eine junge Frau, wird von einer übernatürlichen Macht heimgesucht; ein Priester oder Exorzist tritt auf den Plan, um den Dämon zu vertreiben; und dabei kommt es zu einer Abfolge von Schrecken, Schockmomenten und spirituellen Prüfungen. Die Regeln des Genres sind klar: Angst entsteht durch Besitz, unerklärliche Phänomene und körperliche Transformation, begleitet von religiösen Symbolen, heiligen Gebeten und der ständigen Drohung eines endgültigen Untergangs. Schon seit „Der Exorzist“ (1973) sind viele dieser Motive bis zur Unkenntlichkeit ausgelutscht, und dennoch weigert sich das Subgenre zu sterben. Neue Exorzismusfilme versuchen seit Jahrzehnten, dem altbekannten Schema frische Impulse zu verleihen. Titel wie „Godless: Der Exorzismus der Lara Levonde“, „La Exorcista“ oder „The Devil’s Light“ zeigen, dass das Genre längst seinen Schrecken verloren hat. Selbst ein würdiger Vertreter, wie das Netflix Original „The Deliverance“, das den Exorzismus in einen sozial relevanten Kontext setzt, funktioniert letztlich nur dank des Rahmens – die eigentliche Horrorhandlung bleibt austauschbar. Vor diesem Hintergrund überrascht es kaum, dass „The Crucifix“ als nächster Versuch im Genre spektakulär scheitert.

The Crucifix Film 2025
The Crucifix ©Lighthouse Home Entertainment

„The Crucifix“ beginnt mit einem Akt der scheinbaren Originalität, nur um sofort in die gewohnte Sackgasse der cineastischen Belanglosigkeit zu stolpern. Kein satanischer Kult, keine verhaltensgestörten Kinder, kein dunkler Priesterkult – stattdessen: das Mittelalter. Ein halbe Handvoll Wikinger trifft auf eine nicht minder dünne Schaar an christlichen Kriegern, und die Szene spielt sich ab wie ein missglückter Schaukampf auf dem örtlichen Mittelaltermarkt: LARP auf Zelluloid, bei dem die Kettenhemden laut Plastik schreien, während die Schwerter stumpf aufeinanderprallen, als wären sie der Spielzeugabteilung entliehen worden. Dann der Sprung in die Gegenwart: Sara (Hannaj Bang Bendz) und Fergus (Alex Walton) ziehen in ein neues Haus, beladen mit der Last des Todes ihres Kindes – ein dramatischer Vorwand, der auf dem Papier Schmerz suggeriert, in der Praxis jedoch nicht einmal ansatzweise greifbar wird, während die Dialoge hölzern klappern wie zuvor die billig fabrizierten Requisitenschwerter.

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Dämonen ad acta, Wikinger ad absurdum

Was dann folgt, entfaltet sich genau in jenem altbekannten Fahrwasser, in dem der uninspirierte Bessenheitshorror seit Jahrzehnten vor sich hindümpelt. Ein Priester (Nicholas Anscombe) wird hinzugezogen, weil Sara plötzlich in unverständlichen Zungen spricht und eine Reihe vulgär-flapsiger Kraftausdrücke ausstößt. Was in den 70er Jahren noch zu schocken wusste, verpufft im Lärm moderner Schulhofschimpftiraden – wirkungslos und seltsam altbacken. Doch das ist nicht das einzige Problem. Selbst in den vermeintlich drastischen Momenten fehlt „The Crucifix“ jede Entschlossenheit. Die Gewalt bleibt stets Andeutung, und die Kamera schwenkt im entscheidenden Augenblick verlegen weg, noch bevor Klingen überhaupt den Körper durchstoßen. So entsteht keine Spannung, kein Ekel, nicht einmal ein Funken Unruhe – nur ein dauerhaftes Gefühl des Abbremsens, als würde der Film bei jeder Gelegenheit vor sich selbst zurückschrecken.

The Crucifix Film 2025
The Crucifix ©Lighthouse Home Entertainment

In dieser Orientierungslosigkeit setzt schließlich der sogenannte Twist ein: die Rückkehr zu den Wikingern. Auch dieser narrative Schlenker wirkt weniger wie ein dramaturgisches Wagnis als wie der verzweifelte Versuch, die eigene Ausgangsidee vor dem endgültigen Versanden zu retten. Der ernste Tonfall, den sich „The Crucifix“ dabei auferlegt, wird zur größten Hypothek: Unfreiwillige Komik und logische Brüche stehen ungerührt im Raum, präsentiert mit einer Ernsthaftigkeit, die beinahe trotzig wirk. So scheitert der Versuch, Altbewährtes mit historischem Flair zu verknüpfen, an der fehlenden Balance. Horror, Drama und pseudo-epische Fantasie geraten zu einer Mischung, die eher verwässert als bereichert. Auch visuell findet sich kein Halt: Kulissen, die an Theaterprovisorien erinnern, eine Kamera, die lethargisch hinterher trottet, und ein Schnitt, der jede potenzielle Atmosphäre im Ansatz erstickt. 

The Crucifix Film 2025
The Crucifix ©Lighthouse Home Entertainment

Fazit

Mittelalter-LARP, schwacher Exorzismus, keine Atmosphäre – „The Crucifix“ scheitert auf allen Ebenen.

Bewertung: 0.5 von 5.
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