DER WATCHDOG

Titel	Groom & Two Wifes
Genre	Romanze, Komödie
Jahr	2025
FSK	12
Regie	Elie Semaan

Netflix‘ Romantik aus Kuwait

In „Groom & Two Brides“ steckt Adam, gespielt von Abdullah Boushehri, in einem klassischen Rom‑Com‑Dilemma: Nach einer enttäuschten Liebe will er eigentlich keine Bindung mehr eingehen, findet sich aber plötzlich in gleich zwei Verlobungen wieder – mit Yasmine, der ehrgeizigen Tochter seines Chefs, und Sama, seiner Jugendliebe. Zwischen familiären Erwartungen, gesellschaftlichem Druck und den Schatten vergangener Gefühle balanciert Adam auf einem schmalen Grat, während die sorgfältig aufgebaute Fassade seines Doppellebens allmählich zu bröckeln beginnt. Klassische Netflix-Kost also – mit allem, was dazugehört: vorhersehbaren Wendungen, überdehnten Klischees und einem Plot, der sich mühsam an dem klammert, was das Genre-Einmaleins verlangt. Wenn es etwas gibt, das „Groom & Two Brides“ kurzzeitig interessant macht, dann ist es das Produktionsland – und genau das bringt eine ungewollte Fremdheit und kulturelle Reibung ins Spiel.

Andere Länder, andere Sitten – und im kuwaitischen Netflix Original „Groom & Two Brides“ zeigt sich das auf besonders unangenehme Art und Weise. Was im westlichen Rom‑Com‑Genre als harmlose Komik funktioniert – wenngleich auch dort oftmals unschwer problematisch – wirkt im Kontext konservativer Normen und patriarchaler Strukturen schnell doppelt fraglich: Yasmine und Sama – verkörpert von Laila Abdallah bzw. Lulwa Al Mulla – werden nicht als handelnde Personen gezeichnet, sondern zum Spielball gesellschaftlicher Erwartungen, familiärer Kontrolle und Adams dilettantischer Entscheidungen, ihre vermeintlichen Wünsche und Gefühle zu berücksichtigen, während ihre eigentlichen Bedürfnisse hinter die Erfordernisse der Handlung zurückgestellt werden.

Doppelte Verlobung, einfache Langeweile

Dabei gibt sich „Groom & Two Brides“ durchaus erkennbar Mühe, seinen weiblichen Figuren einen modernen, zeitgemäßen Anstrich zu verleihen. So betont Yasmine immer wieder, wie unabhängig und selbstbestimmt sie sei, wie sehr sie auf eigenen Beinen stehe und ihr Leben eigenständig gestalten wolle. Gleichzeitig wird Sama als Frau gezeigt, die von einem freien Leben träumt, eines ohne Hochzeit, ohne Mann, ohne Kinder, und die sich nicht scheut, ihren Willen mehr als nur einmal durchzusetzen. Bei genauerem Hinsehen aber entpuppt sich dieser Versuch als oberflächlich: Ihre Entscheidungen dienen weniger dazu, den Figuren echte Emanzipation oder innere Tiefe zu verleihen. Vielmehr werden sie instrumentalisiert, um Adams chaotischen Drahtseilakt zwischen zwei Frauen zu rechtfertigen – oder fungieren schlicht als narrative Helfer für billige, vorhersehbare Pointen. Humor, der aus dieser Dynamik entstehen könnte, bleibt aus; ein fortschrittliches Profil ebenso. 

Dass „Groom & Two Brides“ den Zahn der Zeit trotz erkennbarem Engagement nicht trifft, lässt sich noch irgendwie verkraften, der Mangel an frischen oder innovativen Ideen hingegen ist deutlich schwerer hinzunehmen. Nicht nur, dass es dem zentralen Liebesdreieck an echter Bindung und spürbarer Chemie fehlt, erweist sich der ausgetretene Prototyp eines Plots zudem als derart uninspiriert und unterhaltungsfern, dass selbst die überschaubare Spielzeit von rund 90 Minuten zur zähen, kaum verdaulichen Suppe verkommt. „Groom & Two Brides“ ist weder wirklich lustig noch auch nur ansatzweise romantisch. Die Erzählung wagt nichts Neues, bewegt sich vollständig in den bekannten Bahnen des Genres und wirkt dabei selbst in diesen vertrauten Strukturen erstaunlich orientierungslos und unentschlossen.