Death by Lightning: Kritik zur Netflix Serie – Historisches Chaos mit dunklem Witz

Death by Lightning Netflix Serie 2025
TitelDeath by Lightning
Genre Drama, Historie
Jahr2025
FSK12
CreatorMike Makowsky

Starttermin: 06.11.2025 | Netflix

Ein Präsident, ein Attentäter und der sanfte Humor der Geschichte

In der Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika waren Präsidenten stets Projektionsflächen für Macht, Moral und Mythos – und damit bevorzugte Figuren filmischer Erzählungen. Von Lincoln über Kennedy bis Nixon spiegelten ihre Leinwand- und Serienporträts stets auch den Zustand des Landes selbst. Doch nur wenige Werke widmen sich den weniger bekannten Staatsoberhäuptern, jenen, die im Schatten der Ikonen stehen. Mit „Death by Lightning“ rückt Netflix nun den 20. Präsidenten der USA, James A. Garfield, in den Mittelpunkt – einen Mann, der kaum Zeit hatte, Geschichte zu schreiben, bevor er ihr zum Opfer fiel. Basierend auf Candice Millards Buch „Destiny of the Republic“ entfaltet Showrunner Mike Makowsky ein historisches Drama über politische Intrigen, verletzte Eitelkeiten und das fragile Verhältnis zwischen Macht und Menschlichkeit.

Death by Lightning Netflix Serie 2025
Death by Lightning ©Netflix

Die vierteilige Miniserie begleitet Garfields (Michael Shannon) Aufstieg vom Bürgerkriegsveteranen zum Präsidenten, dessen kurze Amtszeit von Reformwillen und innerparteilichen Spannungen geprägt ist. Shannon („Heart of Champions“) verkörpert ihn als stillen, nachdenklichen Idealisten, der zwischen Prinzipientreue und politischer Realität zerrieben wird. Im Zentrum steht seine tragische Beziehung zu Charles J. Guiteau (Matthew Macfadyen), einem exzentrischen Unterstützer, dessen wahnhaftes Größenstreben und obsessives Einmischen in Garfields Umfeld schließlich in einem historischen Attentat gipfeln. Dank eines Ensembles, das genau weiß, wann es Drama und Ironie elegant austariert, gelingt der Netflix Serie eine zugleich schräg-komische und doch nüchtern vorgetragene Darstellung des absurden Theaters der Macht.

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Geschichte funktioniert dann am besten , wenn sie sich selbst nicht zu ernst nimmt

Matthew Macfadyen („Holland“) steht im Zentrum dieser grotesken Farce über politische Eitelkeit und menschliche Verblendung. Sein Charles Guiteau ist eine prägnant gezeichnete Figur – ein gescheiterter Möchtegern, der so fest an sein eigenes Genie glaubt, dass er sich für unsterblich hält. Macfadyen spielt diesen Mann mit der Präzision eines Chirurgen und der Unbekümmertheit eines Clowns. Jede Geste, jeder nervöse Blick, jedes selbstzufriedene Grinsen erzählt von einem Menschen, der nie bemerkt hat, dass die Welt längst ohne ihn weitergezogen ist. In seiner Mischung aus Größenwahn und kindlicher Verzweiflung liegt etwas zutiefst Tragikomisches. Man lacht über ihn – und merkt im selben Moment, wie traurig das eigentlich ist. Dem gegenüber steht Michael Shannon als James Garfield, ein Mann, der zwischen Prinzipientreue und Realität zerrieben wird. Shannon verleiht dem Präsidenten jene stille, moralische Autorität, die weniger aus Machtanspruch als aus Überzeugung entsteht. Sein Garfield ist kein großer Redner, kein strahlender Held, sondern ein Humanist, der glaubt, man könne Politik durch Integrität und Anstand verändern. Gerade deshalb trifft sein Schicksal so tief. Shannon spielt mit feiner Zurückhaltung, mit Blicken, die mehr erzählen als ganze Monologe. Es ist eine Leistung, die nicht auf Lautstärke, sondern auf subtile Kraft baut – und die den idealistischen Kern der Serie trägt.

Death by Lightning Netflix Serie 2025
Death by Lightning ©Netflix

Doch so tragisch die Geschichte ist, sie wäre nur halb so faszinierend ohne ihre humorvolle Brechung. Und hier kommt Nick Offerman („Dumb Money“ ) ins Spiel. Sein Chester Arthur, Garfields trinkfreudiger Vizepräsident, ist ein Meisterstück zwischen Farce und Mitgefühl. Offerman, der wie so oft mit stoischer Männlichkeit glänzt, gibt hier den überdrehten Polit-Bohemien, der sich mit Whiskey und Würstchen durch das moralische Vakuum seiner Zeit schlägt. Hinter all dem Lärm und Lachen blitzt jedoch ein Mann auf, der weiß, dass er Teil eines korrupten Systems ist – und daran langsam zerbricht. Offermans Timing, seine Selbstironie, sein feines Gespür für die Komik im Scheitern machen ihn zum heimlichen Herzstück der Serie. Er ist das Ventil, durch das das Historiengenre Luft bekommt. „Death by Lightning“ lebt von solchen Kontrasten. Es ist eine Serie, die den Widerspruch liebt: zwischen politischer Tragödie und menschlicher Lächerlichkeit, zwischen intellektueller Reflexion und der absurden Komik eines patriarchalen Machtgefüges. Regisseur Matt Ross gelingt es, diese Gratwanderung mit bemerkenswerter Leichtigkeit zu halten. Man spürt den Staub der Zeit, aber auch den Puls der Gegenwart. Denn in all dem Chaos, in all der Eitelkeit und Dummheit klingt etwas erschreckend Aktuelles mit: der ewige Kampf zwischen Macht und Moral, zwischen Überzeugung und Opportunismus.

Death by Lightning Netflix Serie 2025
Death by Lightning ©Netflix

Fazit

„Death by Lightning“ ist kein lautes, kein spektakuläres Werk, sondern ein wohlig zurückgenommenes, feinsinniges Historienstück, das auf Effekthascherei verzichtet und stattdessen auf Sprache, Haltung und ein feines Gespür für Timing setzt.

Bewertung: 3.5 von 5.
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