| Titel | Amsterdam Empire |
| Genre | Thriller, Drama |
| Jahr | 2025 |
| FSK | 16 |
| Creator | Jonas Govaerts, Max Porcelijn |
Starttermin: 30.10.2025 | Netflix
Zwischen Rauch und Rosenkrieg
Amsterdam – eine Stadt aus Licht und Schatten. Zwischen den schmalen Gassen der Grachten schwebt der süße Duft von Freiheit, gemischt mit dem bitteren Nachhall verlorener Nächte. Hier tanzt das Leben im Flackern roter Lichter, in verrauchten Bars, in den weichen Nebeln der Coffeeshops. Doch hinter dem Mythos der Toleranz liegt eine andere Geschichte: von leisen Geschäften am Rand der Legalität, von Gewalt, die manchmal nur einen Atemzug entfernt ist. Amsterdam ist kein Ort, der richtet – er spiegelt. Wer hier sucht, findet nicht nur Rausch, sondern auch sich selbst – im taumelnden Gleichgewicht zwischen Versuchung und Verlorenheit. Eine Stadt, die dich einlädt, zu träumen – und dich im nächsten Moment daran erinnert, dass jede Freiheit ihren Preis hat. Das ist die Welt von „Amsterdam Empire“.

Jack van Doorn (Jacob Derwig) ist der König der Amsterdamer Coffeeshop-Szene – ein Mann, der sein Imperium „Jackal“ mit Kalkül, Charme und Skrupellosigkeit aufgebaut hat. Jahrzehntelang hat er das System perfektioniert: legale Fassade, illegale Wurzeln. Doch als seine Affäre mit der Journalistin Marjolein Hofman (Elise Schaap) ans Licht kommt, beginnt das glänzende Geflecht aus Macht, Loyalität und öffentlicher Fassade zu bröckeln. Ausgerechnet seine Ehefrau Betty (Famke Janssen), einst seine engste Verbündete, erkennt ihre Chance. Sie kennt Jacks Schwächen besser als jeder Gegner auf der Straße – und nutzt sie, um ihn zu vernichten. Als schließlich auch die Polizei Jacks geheime Plantage hochgehen lässt, steht der einst unantastbare König der Szene vor dem Scherbenhaufen seines Imperiums.

Mehr Seifenoper als Unterwelt
Was nach einem intensiven, vielschichtigen Macht- und Sucht-Drama klingt, entpuppt sich in der Umsetzung als erstaunlich blutleer. Netflix’ „Amsterdam Empire“ versucht, die Faszination des urbanen Drogenmilieus mit einem persönlichen Rosenkrieg zu verknüpfen – doch die Mischung bleibt unausgegoren. Statt der versprochenen Spannung entfaltet sich ein Geflecht aus Eitelkeiten, Eifersucht und boulevardesken Nebenhandlungen, das eher an eine Vorabendserie erinnert als an ein Krimidrama mit sozialem Gewicht. Jack van Doorn ist kein charismatischer Antiheld, sondern ein Mann, der weder Angst noch Faszination weckt. Auch die Dynamik zwischen ihm und Famke Janssen bleibt kraftlos. Wo ein emotionales Duell auf Augenhöhe entstehen könnte, herrscht Distanz – und das, obwohl die Serie alles dafür aufbietet: Verrat, Begehren, Machtspiele. Nichts davon zündet. Janssen wirkt leblos, Derwig verloren. Diese Leere durchzieht die gesamte Erzählung von „Amsterdam Empire“. Keine Figur, die trägt, keine Beziehung, die atmet. Die Dialoge sind holprig, die Konflikte mechanisch.

Die Atmosphäre, die Amsterdam sonst mit Leichtigkeit bietet, verpufft in austauschbaren Innenräumen, schlecht beleuchteten Industriehallen und beliebigen Straßenszenen. Das, was die Stadt als Ort des moralischen Schwebezustands so reizvoll machen könnte, bleibt reine Kulisse – postkartenhaft und leblos. „Amsterdam Empire“ will Großstadt, liefert aber Provinz. Die zentrale Schwäche liegt jedoch im Drehbuch. Das Netflix Original erzählt zwar vom Drogenhandel, interessiert sich aber kaum für das Milieu selbst. Statt einer präzisen Studie der Szene entsteht eine seifenopereske Abfolge persönlicher Intrigen. Der moralische und ökonomische Unterbau des Amsterdamer Coffeeshop-Systems – ein Thema voller Widersprüche, Machtfragen und gesellschaftlicher Brüche – wird angerissen, aber nie durchdrungen. Was bleibt, ist ein Werk, das zu viel verspricht und zu wenig wagt. „Amsterdam Empire“ hätte ein spannungsgeladener, moralisch ambivalenter Blick auf eine Stadt und ein System sein können, in dem alles erlaubt scheint und doch alles einen Preis hat. Stattdessen versinkt die Erzählung in Klischees: zu glatt, zu konstruiert, zu vorhersehbar. Die Figuren wirken wie Platzhalter in einem Spiel, das sie selbst nicht verstehen. Kein Vibe, keine Wucht, kein Leben – nur das Echo einer Geschichte, die sich selbst zu ernst nimmt. Was bleibt ist Rosenkrieg, der lieber C-Promi-Gossip spielt, statt wirklich Milieu zu zeigen.

Fazit
„Amsterdam Empire“ ist mehr Gossip als Crime – oberflächlich, flach und ohne Biss.
(ohne Wertung / Fazit nach zwei Episoden)


