| Titel | Die Herrscher des Glücks |
| Genre | Thriller |
| Jahr | 2025 |
| FSK | 16 |
| Regie | Heitor Dhalia, Bernardo Barcellos, Bruno Passeri |
Starttermin: 29.10.2025 | Netflix
Brasilien, Glücksspiel, Machtspiele – und kein Funken Neues
Wir sind müde. Müde von Serien, die in dunklen Bars und gläsernen Penthouses dieselbe alte Liturgie anstimmen: Loyalität gegen Verrat, Blut gegen Geld, Familie gegen sich selbst. Netflix, der Ort, an dem dieselben Motive immer wieder auftauchen, nur in anderen Gewändern – ein kolumbianisches Medienimperium, dessen CEO nach einem Mordanschlag ums Überleben kämpft („Medusa“), ein spanischer Zeitungsverlag, in dem der Patriarch nach Krankheit einen erbitterten Machtkampf mit seinen Kindern entfacht („Vergiftetes Vermächtnis“), ein australisches Rinderimperium, das nach dem Tod des Erben in erbitterte Erbstreitigkeiten stürzt („Territory“). Dasselbe in Grün. Wieder und wieder aufgekocht: Die Söhne wollen die Väter stürzen, die Frauen intrigieren in goldenen Käfigen, und über allem weht der Staub der Macht, der den letzten Funken Menschlichkeit unter sich zu begraben droht. Netflix’ „Die Herrscher des Glücks“ reiht sich da nahtlos ein, in die endlose Prozession der immergleichen Motive – nur dieses Mal angesiedelt in Brasilien, im Sumpf des Glücksspiels.

„Die Herrscher des Glücks“ beginnt in der kriminellen Unterwelt von Rio de Janeiro, wo vier mächtige Familien – Moraes, Guerra, Fernandez und Saad – erbittert um die Kontrolle über das illegale Glücksspiel kämpfen. Im Zentrum steht Profeta (André Lamoglia), ein junger Mann, der mit wenig Erfahrung, aber viel Mut in diese gefährliche Welt tritt und sich schnell an die Regeln der Macht und Intrige gewöhnen muss. Während Profeta noch lernt, welche Allianzen lebenswichtig sind, haben andere Parteien (u.a. Giullia Buscacio, Juliana Paes, Chico Díaz) längst ihre Position gefunden – und sie sind nicht bereit, ihre Vorherrschaft einfach so zu teilen. Geld, Macht, Intrigen – die komplette Klaviatur des Streaming-Algorithmus eben.

Déjà-vu in der Netflix-Matrix
Es kommt der Tag, an dem jede Stimme der Film– und Serienkritik an denselben Punkt gelangt: dem Moment der Ratlosigkeit. Nicht, weil es an Worten fehlt, sondern weil sie längst verbraucht sind. Man sitzt da, vor einem weißen Dokument, starrt auf die blinkende Linie – und weiß, dass man all das schon einmal geschrieben hat. Zu anderen Serien. Zu anderen Filmen. Zu denselben Bildern, denselben Konflikten, denselben glatten Gesichtern, die dieselbe Geschichte spielen, nur unter neuem Titel. „Die Herrscher des Glücks“ ist so ein Fall. Eine Serie, die sich mühelos in Dutzende frühere Kritiken einfügen ließe, ohne dass jemand den Unterschied bemerken würde. Man könnte einfach ein paar Namen austauschen, die Stadt wechseln, das Verbrechen anpassen – und es würde passen. Vielleicht ist das die eigentliche Müdigkeit: nicht die Serien selbst, sondern das Gefühl, als Kritiker immer wieder an denselben Satz zurückzukehren, nur leicht umformuliert.

Man fragt sich irgendwann, ob man überhaupt noch schreibt – oder nur noch variiert. Ob man mit Synonymen gegen die eigene Redundanz kämpft. Oder ob man kapituliert und die KI schreiben lässt, die den Zyklus perfekt beherrscht: Input „Netflix-Drama mit Machtkämpfen“, Output „ambitioniert, aber vorhersehbar“. Fertig. Aber vielleicht ist das hier der ehrlichste Weg: nicht so zu tun, als gäbe es Neues zu sagen, sondern über das Nichts selbst zu schreiben. Über die Leere, die Serien wie diese hinterlassen – glänzend produziert, austauschbar gespielt, und so bekannt, dass sie im eigenen Algorithmus verschwinden. Wer trotzdem wissen will, worum es in „Die Herrscher des Glücks“ geht, kann einfach eine beliebige Kritik zu einem Netflix-Thriller der letzten Jahre lesen und gedanklich das Setting austauschen: Statt Kokain – Glücksspiel. Statt Madrid – Rio. Statt Erben – Gangster. Das Prinzip bleibt gleich. Trainierte Körper, gierige Reiche, vermeintliche Freund*innen, die sich verraten. Familien, die an der eigenen Macht zerbrechen. Das kennt man. Auch in schlechter. Wer genau das sucht, wird hier fündig. Wer mehr will, wird sich wieder müde fühlen. „Die Herrscher des Glücks“ ist keine schlechte Serie – sie ist nur eine, die man schon gesehen hat, lange bevor man auf „Play“ drückt. Standardware für die Netflix-Top-10: effizient, routiniert, austauschbar.

Fazit
„Die Herrscher des Glücks“ ist stilistisch solide, erzählerisch leer – ein weiteres Echo im Netflix-Kosmos, das mehr Routine als Relevanz hinterlässt. Austauschbar, glatt, vergessen.
(ohne Wertung / Fazit nach zwei Episoden)


