| Titel | Danke für nichts |
| Genre | Komödie, Drama |
| Jahr | 2025 |
| FSK | 16 |
| Regie | Stella Marie Markert |
Kinostart: 23.10.2025
Im Schwebezustand der Jugend
Nichts wirkt so leicht wie Jugend – bis sie beginnt, an sich selbst zu zerbrechen. In „Danke für nichts“ blickt Stella Marie Markert auf vier junge Frauen, die zwischen Aufbruch und Absturz leben, und lässt uns spüren, wie nah beides beieinander liegt. Mit sanftem Trotz taucht ihr Film in das fragile Terrain junger Selbstfindung ein. Stella Marie Markert beobachtet ihre Figuren mit einem Blick, der zugleich zärtlich und kompromisslos ist. Ihr Film spielt in einem betreuten Wohnprojekt, einem Mikrokosmos aus vier jungen Frauen, die versuchen, das Leben zu begreifen, während sie es bereits an den Rändern austesten. Was sie verbindet, ist weniger ein gemeinsames Ziel als eine gemeinsame Unruhe – ein Schwebezustand zwischen Trotz, Sehnsucht und dem Willen, irgendwo anzukommen, wo es nicht mehr wehtut.

Und darum geht es…
Katharina (Lea Drinda) ist der leise Kern dieses Gefüges. Sie hat beschlossen, nicht älter als achtzehn zu werden – ein Gedanke, der in seiner Radikalität so unspektakulär ausgesprochen wird, dass man ihn erst verspätet begreift. Drinda spielt diese Figur mit einer Mischung aus Schärfe und Verletzlichkeit, die selten in deutscher Coming-of-Age-Dramaturgie zu finden ist. Ihr Trotz wirkt nie wie Pose, sondern wie ein Schutzpanzer, der jede Berührung schmerzhaft werden lässt. Doch während Katharinas innere Dunkelheit greifbar bleibt, verlieren sich die anderen Figuren in Andeutungen: Ricky (Safinaz Sattar), Victoria (Sonja Weißer) und Malou (Zoe Stein) haben ihre eigenen Kämpfe, ihre eigenen Brüche, aber „Danke für nichts“ erlaubt ihnen nur kurze Momente der Tiefe, bevor er wieder zur nächsten Episode überblendet. Vier Perspektiven, vier Stimmen – und doch entsteht kein Chor, sondern ein Echo, das sich in der eigenen Vielstimmigkeit verliert.

Verspielt, aber flüchtig
„Danke für nichts“ arbeitet mit Humor, Rhythmus und Lebensgefühl: Kapitelüberschriften, Voice-Over, surreale Einschübe – all das verleiht der Erzählung eine Leichtigkeit, die sie trägt und zugleich von innen her aufbricht. „Danke für nichts“ will nicht beschweren, sondern auflockern, will inmitten von Schmerz und Orientierungslosigkeit einen Ton der Verspieltheit bewahren. Gerade darin liegt seine Stärke – aber auch seine Schwäche. Denn so sehr der Film die Schwere umkreist, so wenig wagt er, sie wirklich auszuhalten. Katharinas Suizidgedanken, ihre Entfremdung vom Leben, ihr stilles Ringen mit dem eigenen Dasein werden nie verkitscht, aber auch nie ganz ernst genommen. Es ist, als wolle Markert den Schmerz in Watte legen, um ihn greifbar, aber nicht erdrückend zu machen. Eine noble, aber riskante Entscheidung: „Danke für nichts“ bewahrt sich lieber seine Leichtigkeit – und verliert dabei etwas an Gewicht. Was die Coming-of-Age-Geschichte rettet, sind die Zwischentöne. Die flüchtigen Momentaufnahmen zwischen den Mädchen, die Chemie untereinander, die mehr sagen als Dialoge; das gemeinsame Lachen, das in den nächsten Atemzügen in Schweigen kippt.

„Danke für nichts“ ist in diesen Momenten von einer eigentümlichen Wahrheit durchzogen: von der Erkenntnis, dass Nähe oft aus Distanz entsteht und Freiheit nicht ohne Einschränkungen existieren kann. Markert zeigt eine Jugend, die keine Antworten mehr sucht, sondern sich in der Orientierungslosigkeit selbst verortet. Und doch bleibt am Ende das Gefühl verpasster Tiefe. „Danke für nichts“ hat Mut – ästhetisch, thematisch, formal –, doch er zögert, diesen Mut bis zum Ende zu tragen. Der Film will berühren, ohne zu beschweren, und schafft es, sein Publikum mit Witz, Rhythmus und Charme bei Laune zu halten. Er funktioniert als Stimmungsfilm, als Momentaufnahme, als Abbild eines Gefühlsraums, in dem das Leben leise, aber spürbar pulsiert. Doch unter der beschwingten Oberfläche bleibt vieles vage. „Danke für nichts“ unterhält, doch seine Wirkung ist flüchtig.

Fazit
„Danke für nichts“ ist leichtfüßig, charmant und stimmungsvoll, unterhält zuverlässig, doch hinter der Leichtigkeit verbirgt sich wenig Tiefe – ein flüchtiger, sympathischer Blick auf Jugend.


