Das Elixier: Kritik zum Netflix Film – Ewige Jugend und blutige Horden

Das Elixier Netflix Film 2025
TitelDas Elixier
Genre Horror, Thriller
Jahr2025
FSK16
RegieKimo Stamboel

Starttermin: 23.10.2025 | Netflix

Die Untoten der ewigen Jugend

Zombies treten in unzähligen Gestalten auf: mal träge und schwankend wie die Masse in George A. Romeros „Night of the Living Dead“, mal rasend, gehetzt wie in „28 Days Later“. Manchmal sind sie wirklich tot – vom Leben entrissen, verwest –, manchmal nur infiziert, biologisch entstellt und unaufhaltsam. Mal treibt sie blinde Wut, mal der Hunger nach Fleisch. Doch ihr Schrecken reicht tiefer als jedes zerfetzte Glied. Er ist ein Spiegel unserer Welt. Konsum, Angst, Gewalt, Seuchen, die leise Verrottung der Moral – alles steckt in ihren trüben, leeren Augen. Wir sehen uns selbst in ihnen, die Abgründe, die wir zu ignorieren versuchen. Zombies sind brutal, entmenschlicht, animalisch – und doch finden wir uns selbst in ihnen wieder. Wir sind längst Teil der Horde. Auch in Netflix‘ „Das Elixier“ versteckt sich hinter dem klassischen Untotenhorror eine deutliche Botschaft – doch bleibt offen, ob sie wirklich als Warnung gemeint ist oder nur als Vorwand dient, um das bekannte Spektakel in neuem Gewand zu zeigen.

Das Elixier Netflix Film 2025
Das Elixier ©Netflix

Die Handlung von „Das Elixier“ beginnt, als der Patriarch eines traditionsreichen Unternehmens für pflanzliche Heilmittel ein neues Elixier entwickelt, das ewige Jugend und Heilung verspricht. Anfangs als Wunder gefeiert, zeigt das Gebräu bald seine wahre Wirkung: Konsument*innen verwandeln sich in aggressive, untote Kreaturen, die schon bald das gesamte provinzielle Umland zu überrennen drohen. Zwischen familiären Spannungen, internen Machtspielen und dem verzweifelten Versuch, das Chaos einzudämmen, entfaltet sich so ein Kampf ums nackte Überleben – und genau das liefert das indonesische Netflix Original: Horden taumeln durch Straßen und Wohnzimmer, reißen alles nieder, was sich bewegt. Es wird gebissen, gebrüllt, geblutet – ein blutiges Spektakel, das sich selbst längst zu kennen scheint, routiniert in seinem eigenen Untergang.

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Zwischen Parabel und Autopilot

„Das Elixier“ deutet zu Beginn an, wie ein moderner Zombiefilm hätte aussehen können: eine Parabel auf Jugendwahn, Kapitalgier und die Obsession mit ewiger Schönheit. Regisseur Kimo Stamboel knüpft damit an die Tradition an, die George A. Romero 1968 mit „Night of the Living Dead“ begründete – Kino, das den Schrecken der Untoten stets als Spiegel der Gesellschaft verstand. Romeros Film ließ sich als Kommentar auf die bröckelnde soziale Ordnung und den Zerfall bürgerlicher Werte lesen; spätere Werke griffen diese Lesart auf und verwandelten Zombies in Metaphern für Konsum, Entfremdung und politische Angstzustände. „Das Elixier“ jedoch kratzt nur an der Oberfläche seiner eigenen Ambition. Das Verlangen nach ewiger Jugend, hier buchstäblich zum Virus geworden, verliert sich schnell im Lärm des blutigen Treibens. Der geizige Geschäftsmann, dessen Hybris den Ausbruch verursacht, steht kurz im Mittelpunkt, nur um bald zugunsten altbekannter Motive beiseitegeschoben zu werden. Danach übernimmt der Autopilot des Genres: Es wird gerannt, geschrien, gebissen; Horden wälzen sich durch die Straßen, Kehlen werden aufgerissen, Gliedmaßen durch die Luft geschleudert, und das Chaos breitet sich aus wie eine alles verschlingende Flut. Die Tropen des Genres wirken dabei so unsterblich wie die Kreaturen selbst.

Das Elixier Netflix Film 2025
Das Elixier ©Netflix

In der Flut an Zombieproduktionen der vergangenen Jahre hat sich längst ein Sättigungsgefühl eingestellt – etwas, das man den gefräßigen Untoten nicht vorwerfen kann. So fressen sich selbige unaufhaltsam durch eine reizlose, fast karikaturhafte Familienarchitektur, die ungeniert in Richtung „The White Lotus“ schielt – nur ohne die Subtilität oder feinsinnige Schärfe der Erfolgsserie zu erreichen –, und später auch durch ebenso farblose Nebenfiguren. Die solide inszenierte Zombie-Action allein trägt „Das Elixier“ jedenfalls nicht: zu vertraut die Machart, zu vorhersehbar der Rhythmus von Angriff und Rückzug. Einzelne makabre Einfälle – etwa eine grotesk halbierte Zombiefrau – lassen kurz schwarzen Humor aufblitzen, doch solche Momente bleiben rar. Am Ende bleibt ein Film, der nichts wirklich falsch, aber auch nichts wirklich neu oder überzeugend macht: ein routiniert gefertigter Beitrag zum endlosen Reigen des Untotenkinos, der seine eigene Metapher vom Verfall vielleicht doch ein wenig zu wörtlich nimmt.

Das Elixier Netflix Film 2025
Das Elixier ©Netflix

Fazit

Zombies hetzen, Menschen stolpern, alles bleibt beim Alten. ‚Das Elixier‘ zeigt: Der Hunger nach Blut kennt keine Innovation, nur Wiederholung.

Bewertung: 2 von 5.
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