| Titel | Monster: Die Geschichte von Ed Gein |
| Genre | Thriller, Krimi |
| Jahr | 2025 |
| FSK | 16 |
| Creator | Ryan Murphy, Ian Brennan |
Starttermin: 03.10.2025 | Netflix
Die wahre Geschichte hinter Norman Bates, Leatherface und Buffalo Bill
Ed Gein – ein Mann, der die reale Welt erschreckte und gleichzeitig Hollywood zu seinen Albträumen inspirierte. Seine Taten waren grausam und verstörend – und boten Filmemachern den Stoff für unvergessliche Figuren. So trug bereits Norman Bates in „Psycho“ (1960) Geins isolierte Psyche und die obsessive Bindung zu seiner Mutter in sich, Leatherface in „The Texas Chain Saw Massacre“ (1974) die makabre Faszination für menschliche Körper, und Buffalo Bill in „Das Schweigen der Lämmer“ (1991) den morbiden Perfektionismus, der Realität in Horror verwandelte. Geins Leben zeigt, wie echte Grausamkeit in Fiktion übersetzt wird, und bleibt so ein düsterer Mythos, dessen Schatten sowohl die Wirklichkeit als auch die Leinwand nachhaltig prägte. Doch nun ist es an der Zeit, der grausamen Legende ein realistisches Gesicht zu geben – in „Monster: Die Geschichte von Ed Gein“.

Die von Ryan Murphy und Ian Brennan geschaffene Anthologieserie erzählt nach „Monster: Die Geschichte von Jeffrey Dahmer“ (2022) und „Monster: Die Geschichte von Lyle und Erik Menendez“ (2024) nun das Kapitel über den Mann aus Wisconsin, der zur Ikone des Horrors wurde. Charlie Hunnam verkörpert Ed Gein in einer Geschichte, die zurückführt in die Enge der 1950er Jahre: zu den Feldern, den leergefegten Straßen und dem bedrückenden Elternhaus, in dem seine dominante Mutter Augusta (Laurie Metcalf) den Ton angab. Von hier aus entfaltet sich eine Erzählung, die Geins Kindheit, seine zunehmende Isolation und den schleichenden Übergang von bizarren Obsessionen zu unvorstellbaren Verbrechen nachzeichnet – bis zu den Morden, die ihn berüchtigt machten und die US-amerikanische Öffentlichkeit in einen Schockzustand

Zwischen Mythos und Wirklichkeit
„Unsere Zuschauer haben ein neues Monster gefunden. Das Monster sind wir“, sagt Alfred Hitchcock, verkörpert von Tom Hollander, und erläutert seinem sichtlich erschütterten Gegenüber die eigentümliche Faszination, die das unsagbar Böse auf die Menschen ausübt – eine Faszination, die ihn selbst in der grausamen Geschichte von Ed Gein zu seinem Meisterwerk „Psycho“ inspirierte. „Monster: Die Geschichte von Ed Gein“ ist nämlich weit mehr als nur die Chronik eines Nekrophilen, Mörders und Schizophrenen. Es ist ein Meta-Werk, das Geins Leben sezieren will und gleichzeitig die Spuren nachzeichnet, die er in der Filmwelt hinterlassen hat – ein düsterer Fluch, der noch Jahre später jeden verfolgt, der sich seinem Mythos nähert. Nur leider wollen sich die erhoffte Dekonstruktion des True-Crime-Genres – also jener Welt, in der sich auch „Monster: Die Geschichte von Ed Gein“ bewegt – das finstere Psychogramm eines Serienkillers und die Verwebung von Geins Rolle mit dem Thriller– und Horrorgenre – gerade im Schatten von „Psycho“ oder „The Texas Chain Saw Massacre“ – kaum zu einem stimmigen Ganzen verschmelzen.

So wirkt das Involvieren von Figuren wie Alfred Hitchcock oder Anthony Perkins – also des Mannes, der den an Gein angelehnten Norman Bates in „Psycho“ verkörperte – weniger wie ein smarter Metakommentar und mehr wie ein Mittel, das zu kaschieren versucht, was der Erzählung über Geins Werdegang vom schüchternen Muttersöhnchen zum kaltblütigen Monster fehlt: hinreichende Charakterzeichnung. „Monster: Die Geschichte von Ed Gein“ nämlich weiß diese Entscheidung als billigen Lösungsweg für sich zu nutzen, Hintergründe über die psychische Welt seines Titelmonsters zu liefern, statt diese über dessen Figuren lebendig werden zu lassen. Während die Menendez-Brüder in Staffel 2 noch als poppiges True-Crime-Varieté zwischen stylisierten Crime-Drama und charmantem Retro-Thriller über den Bildschirm tanzten und Jeffrey Dahmers Gräueltaten in der ersten Staffel als beklemmend-brutaler Psychohorror inszeniert wurden, geht der Versuch, die Anthologieserie mit „Monster: Die Geschichte von Ed Gein“ auf die Metaebene zu heben, nicht ganz auf – und die eigentlich interessanteste Geschichte, die über Gein selbst, rückt zunehmend in den Hintergrund. Das dämmt die atmosphärische Wirkung deutlich ein und lässt die Geschichte selbst kaum zur Geltung kommen.

Fazit
Starke Idee, düstere Atmosphäre – doch statt packender Einsichten verliert sich „Monster: Die Geschichte von Ed Gein“ in Metaspielereien. Das Resultat: mehr Fassade als fesselnder True-Crime-Horror.


