DER WATCHDOG

Titel	Frischer Wind
Genre	Historie, Drama
Jahr	2025
FSK	16
Creator	Rojda Sekersöz

Ein neuer Wind weht durch Stockholm

1958: Schweden befindet sich im Umbruch, doch nicht alle sind bereit, diesen zu akzeptieren. „Frischer Wind“ erzählt von den ersten Polizistinnen des Landes, die in Stockholm ihren Dienst antreten – aus Mangel an Personal – und doch trifft die Entscheidung auf öffentliche Skepsis, institutionellem Widerstand und Misstrauen innerhalb der Polizei. Statt heroischer Erfolgsgeschichte zeigt die schwedische Miniserie den mühsamen Alltag einer kleinen Gruppe von Frauen, die in einer feindseligen Umgebung um Anerkennung kämpfen müssen – unterfüttert mit einer spannenden Kriminalgeschichte.

Im Mittelpunkt stehen die Polizistinnen Carin Eriksson (Josefin Asplund), Siv Morell (Agnes Westerlund Rase) und Ingrid Gustafsson (Malin Persson), die sich als unerfahrene Anwärterinnen in der männerdominierten Polizei behaupten müssen – gemeinsam lernen sie, Herausforderungen zu meistern, sich gegenseitig zu unterstützen und ihren Platz in einer feindseligen Umgebung zu finden. „Frischer Wind“ gelingt es dabei, den obligatorisch erhobenen Zeigefinger frühzeitig beiseitezuschieben und den hart erkämpften Weg der Frauen innerhalb patriarchaler Polizeistrukturen mit einer leichten, fast spielerischen Hand zu inszenieren. Vom ersten Tragen der Uniform, die nie selbstverständlich ist, bis zu Einsätzen, in denen der Umgang mit Gewalt, Konflikten und schwierigen Entscheidungen ebenso zur Prüfung wird wie das Aushandeln von Autorität, zeichnet sich ein eindrückliches Bild ihres Alltags ab. 

Pionierarbeit im Verborgenen

Die Strukturen, die sie kleinhalten wollen, sind stets spürbar, ebenso der Widerstand, den ihre bloße Präsenz auslöst – und dennoch bleibt die Erzählweise beschwingt. Dank der straffen Inszenierung kann „Frischer Wind“ zudem einen hohen Unterhaltungswert aufweisen. Aufgeteilt in einzelne Handlungsstränge folgt die Zuschauerschaft den Wegen der Polizistinnen tief hinein in die sozialen Spannungsfelder Stockholms – bis ins kriminelle Rotlichtmilieu, in dem Machtkämpfe, Ausbeutung und Gewalt zuspitzen. Diese Parallelstrukturen schaffen nicht nur Abwechslung, sondern verstärken zugleich den Eindruck, dass sich die Frauen an mehreren Fronten behaupten müssen: im Dienst, in der Gesellschaft und in ihrer eigenen Institution.

„Frischer Wind“ ist damit nie nur historische Rekonstruktion, sondern auch ein Kommentar zur Gegenwart. Die Fragen, die sie aufwirft – wie viel Veränderung eine Institution zulässt, wie lange es dauert, bis Frauen nicht mehr als Fremdkörper betrachtet werden – sind zeitlos. Sie macht sichtbar, dass Pionierarbeit weniger im heroischen Durchbruch besteht als im beharrlichen Aushalten von Ablehnung, im Durchsetzen von Selbstverständlichkeit und im Weitermachen trotz Rückschlägen. So entsteht ein Historiendrama, das die ersten Polizistinnen Schwedens nicht verklärt, sondern ihren Kampf gegen Strukturen und Vorurteile zeigt und um eine spannende Kriminalhandlung erweitert.