DER WATCHDOG

Titel	Play Dirty
Genre	Action, Komödie
Jahr	2025
FSK	16
Regie	Shane Black

Der Mythos Parker in neuer Form

Es gibt kaum eine literarische Figur, die so viele Leinwände erobert hat wie der von Autor Richard Stark erdachte Berufsverbrecher Parker – und doch entgeht der Zuschauerschaft weitgehend, dass sich hinter all den Variationen ein und dieselbe Figur verbirgt. Seit den 60ern stolpert er durch die Metropolen der Welt, ein Schatten zwischen Gesetz und Chaos. „Point Blank“ (1967) ließ Lee Marvin in kühle Rache eintauchen, „The Outfit“ (1973) setzte Robert Duvall in Szene, und 2013 wurde Jason Statham in „Parker“ zum modernen Antihelden. Jede dieser Fassungen schrieb ihre eigene Handschrift in denselben Mythos – und so stellt sich die Frage: Kann „Play Dirty“, die jüngste Adaption von Starks Romanwelt, diesem Mythos gerecht werden?

In „Play Dirty“ ist es nun also Mark Wahlberg („The Union“), der die Rolle von Parker übernimmt, einem erfahrenen und skrupellosen Profi, der einen letzten großen Coup in New York plant. Um seinen riskanten Raubzug durchzuführen, stellt er ein Team aus Spezialist*innen zusammen: Grofield (LaKeith Stanfield), sein loyaler, aber unberechenbarer Partner; Zen (Rosa Salazar), eine geschickte Hackerin; und Ed Mackey (Keegan-Michael Key), ein taktischer Stratege. Doch der Plan läuft schnell aus dem Ruder, als sie auf mächtige Gegner wie die New Yorker Mafia und andere kriminelle Akteure treffen, darunter Lozini (Tony Shalhoub) und Philly Webb (Thomas Jane). Während der Winter die Stadt in eisige Dunkelheit taucht, muss Parker nicht nur den Coup durchziehen, sondern auch Verrat und Intrigen innerhalb seines eigenen Teams überstehen – ein klassisches Katz-und-Maus-Spiel, das den Mythos der Figur fortschreibt.

Parker Reloaded: Cool, überdreht, vorhersehbar

Nachdem Taylor Hackford seinen Titelhelden in „Parker“ zu einer handelsüblichen Jason Statham-Actionfigur degradierte und auch sonst nicht über die bekannten Muster eines genormten Actionthrillers hinausging, ist es nun an Amazon, dem kultigen Berufsverbrecher Parker neues Leben einzuhauchen – oder zumindest zu versuchen, ihn aus der Routine gleichgeschalteter Hollywoodproduktionen zu befreien. Wer, wenn nicht Genrespezialist Shane Black („Kiss Kiss Bang Bang“, „The Nice Guys“), würde sich besser dafür eignen, Parker nicht nur als knallharten Profi, sondern auch als verschmitzten, selbstreflexiven Antihelden zu inszenieren, der zwischen cleverer Dialogspitze und mörderischer Präzision balanciert? Unter Blacks Regie wird der Coup nicht einfach nur zur Actionabfolge, sondern zu einem Spiel aus Intrigen, Humor und moralischen Grauzonen: Wahlbergs Parker ist charmant, brutal und unberechenbar zugleich, während sein Team aus Grofield, Zen und Mackey immer wieder die Dynamik des Films aufbricht. Sonderlich neu oder clever mag „Play Dirty“ abseits der amüsanten Interaktionen seiner gut aufgelegten Stars zwar nicht sein – und doch weiß das Ergebnis zu unterhalten.

„Play Dirty“ verwebt den bekannten Mythos mit charismatischen Nebenfiguren und klassischen Heist-Motiven und funktioniert dabei gleichermaßen als Hommage und eigenständige Neuinterpretation. Blacks Film lebt von seinem selbstbewussten, augenzwinkernden Ton, der brutale Präzision mit Humor verbindet und das Heist-Genre auf fast nostalgische Weise zelebriert. Stilistische Setpieces, schnelle Schnitte und ironische Brechungen halten die Handlung trotz vertrauter Muster frisch und geben dem Film Tempo und Leichtigkeit, die ihn gerade „dumm genug“ machen, um richtig zu unterhalten. Das CGI fällt dabei besonders auf – stellenweise bewusst übertrieben und künstlich, dürfte es Fans realistischer Action mit ziemlicher Sicherheit irritieren, trägt zugleich aber zum Charme bei. Die Überzeichnung betont die Absurdität des Coups, verstärkt den spielerischen Ton und sorgt dafür, dass das Amazon Original trotz vorhersehbarer Handlung durchweg unterhält – und das trotz gut 20 Minuten Überlänge.