| Titel | Wayward – Unberechenbar |
| Genre | Mystery, Thriller |
| Jahr | 2025 |
| FSK | 16 |
| Creator | Mae Martin |
Starttermin: 25.09.2025 | Netflix
Tall Pines: Eine Stadt voller Geheimnisse
Hinter dem weißesten Lächeln, der akkuratest gezähmten Hecke und dem strahlendsten, scheinbar unerschütterlich glücklichen Familienfoto lauern oft die dunkelsten Geheimnisse. Ein falsches Wort und die glänzende Fassade beginnt zu bröckeln. Es sind diese unsichtbaren Risse, die Mysteryfilme so faszinierend machen. Das subtile Spiel zwischen Perfektion und Bedrohung, zwischen Harmonie und unterdrücktem Chaos. Nicht erst seit „Don’t Worry Darling“ oder „Die Frauen von Stepford“ erzählen Geschichten von glänzender Oberfläche, hinter der das Unaussprechliche lauert. Es ist der Schrecken, der aus der Normalität wächst, die Stille, die plötzlich schreit, und die Erkenntnis, dass Glück manchmal nur ein sorgfältig inszeniertes Theaterstück ist. Auch Netflix’ „Wayward – Unberechenbar“ bedient sich dieser vertrauten Mechanik – doch gelingt der Serie das Spiel zwischen Glanz und Abgrund wirklich, oder bleibt sie in bekannten Strukturen stecken?

Und darum geht es…
Tall Pines wirkt auf den ersten Blick beschaulich, doch hinter der Fassade der Stadt brodelt ein dunkles Geheimnis. Die Tall Pines Academy nimmt Jugendliche auf, die Schwierigkeiten haben, sich Regeln und Autoritäten zu fügen – doch die Schule ist mehr als nur ein Ort der Erziehung. Evelyn Wade (Toni Collette), ihre charismatische Leiterin, hält die Zügel fest in der Hand. Als zwei Schülerinnen fliehen, trifft die neu zugezogene Polizistin Alex Dempsey (Mae Martin) auf sie und beginnt, die verborgenen Strukturen der Akademie und der Stadt zu durchleuchten. Jeder Schritt enthüllt Machtspiele, Manipulationen und Geheimnisse, die das Bild von Tall Pines von Grund auf erschüttern.

Mystery ohne Biss
Auf den ersten Blick wirkt „Wayward – Unberechenbar“ wie ein sicheres Paket: Toni Collette, ein rätselhaftes Mysterium, die Aussicht auf Enthüllungen, die fesseln könnten. Man startet die Serie mit der Erwartung, in ein gut getaktetes Mystery-Universum einzutauchen, doch schnell zeigt sich: die ansprechende Oberfläche gibt kaum etwas preis. Die Welt von „Wayward – Unberechenbar“, formal an Vorbilder wie „Don’t Worry Darling“ oder „Die Frauen von Stepford“ angelehnt, bleibt seltsam heterogen. Sie balanciert zwischen Heiterkeit und Bedrohung, doch das Gleichgewicht kippt nie – die dunklen Andeutungen wirken diffus, die scheinbar heitere Fassade bleibt unerschütterlich. Dabei ist die Entscheidung, Coming-of-Age und Ermittlungsplot miteinander zu verweben, im Kern durchaus reizvoll. Doch während die dunklen Momente aufglimmen, um sofort wieder zu erlöschen, erweist sich auch das zugrundeliegende Mysterium als vorhersehbare und kaum fesselnde Angelegenheit.

Selbst Collettes ständige Präsenz kann daran nichts ändern – Evelyn Wade bleibt eine Karikatur, die sich in ihrer eigenen Überzeichnung verliert, und so verkommt auch „Wayward – Unberechenbar“ letztlich zu einer Karikatur dessen, was es eigentlich sein möchte: eine packende Mystery. Dabei ist die Netflix Serie nicht völlig wertlos: Die Inszenierung ist sauber, der Bildrhythmus konsequent, die Serie kennt ihre Regeln und setzt formale wie genretypische Elemente sicher um. Nur das Herz fehlt. Was bleibt, ist ein glänzender Schaukasten: Die Stücke sind sichtbar, die Absicht erkennbar, doch das, was man spüren sollte – Spannung, Angst, Dringlichkeit – bleibt unsichtbar, kaum greifbar.

Fazit
„Wayward – Unberechenbar“ bleibt eine formal geschliffene Serie ohne emotionale Tiefe. Anspruch und Präsenz sind da, Wirkung und Spannung fehlen. Toni Collette trägt, was zu tragen ist, doch die Serie selbst bleibt eine Karikatur ihrer eigenen Ambition.


