| Titel | Metruk Adam – Der Verlassene Mann |
| Genre | Drama |
| Jahr | 2025 |
| FSK | 12 |
| Regie | Çağrı Lostuvalı |
Starttermin: 22.08.2025 | Netflix
Ein Mann, ein Kind – eine zweite Chance?
Das Wort Rührstück ist im Kontext einer Review meist abgedroschen – doch nicht annähernd so abgedroschen wie die Filme, denen dieses Etikett zugesprochen wird. „Metruk Adam“ ist einer dieser Filme und gleichzeitig das perfekte Beispiel dafür, was passiert, wenn ein Drehbuch so tut, als hätte es Tiefe, aber eigentlich nur in der seichten Pfütze seiner eigenen Melodramatik planscht. Es ist der Versuch, Tragik zu beschwören, während die angestrebten Gefühlsregungen Behauptung bleiben. Kein guter Film also – aber warum eigentlich?

Und darum geht es…
Baran (Mert Ramazan Demir) kommt nach 15 Jahren im Gefängnis zurück in eine Welt, die er kaum noch wiedererkennt. Einst wurde er für die Taten seines Bruders verurteilt und trägt seitdem die Last seiner Vergangenheit allein. Als er unerwartet die Verantwortung für seine Nichte Lidya (Ada Erma) übernehmen muss, sieht er sich gezwungen, sein Leben neu zu ordnen. Dabei trifft er auf alte Freunde und Feinde, gerät in Konflikte aus der Vergangenheit und muss lernen, Vertrauen, Verantwortung und Hoffnung wieder zuzulassen. Zwischen Schuld, Loyalität und dem Wunsch nach einem Neuanfang kämpft Baran darum, einen Platz in der Welt zu finden, der ihm lange verschlossen schien.

Ein Rührstück aus der Konserve
Noch ehe der Vorspann einsetzt, der Schriftzug: „Für Kinder mit verletzten Seelen“ – komisch nur, dass sich das türkische Netflix Original für Lydia und ihr Seelenwohl so rein gar nicht zu interessieren scheint. Aber der Film heißt ja auch nicht „Metrûk Çocuk“ (türkisch: verlassenes Kind), sondern „Metruk Adam – Der Verlassene Mann“ – und so konzentriert sich die Handlung zunächst einmal auf den titelgebenden Herren mit gequälter Trauermiene. Baran ist ein Guter, zu Unrecht im Gefängnis, nach 15 Jahren entlassen und mit den Scherben seines Lebens konfrontiert. Die Welt ist gegen ihn. Sein reumütiger Bruder, ein mittelloser Alkoholiker; vermeintliche Geschäftspartner, Betrüger; der mögliche Hoffnungsschimmer in Form eines neuen Arbeitgebers, ein Arschloch. Angesiedelt in einem Universum, in dem jeder Nebencharakter nur dafür existiert, Barans Leid wie ein schlecht beleuchtetes Neon-Schild noch greller in Szene zu setzen.

„Metruk Adam“ ist ein Rührstück, ja – aber eines aus der Konserve. Große Gesten, schwülstige Musik, bedeutungsschwangere Blicke: alles auf Knopfdruck abrufbar, alles sofort wieder vergessen. Die Beziehung zwischen Baran und Lidya bleibt ein blinder Fleck. Immerhin, das muss man fast schon lobend erwähnen: Auf eine Romanze verzichtet man. Für diesen Stoff ungewöhnlich, und doch der einzige Hauch von Mut. Baran selbst bleibt unbeweglich, eine Schachfigur, die nicht einmal den Versuch einer Entwicklung unternimmt. Der einzige Anflug von Leben kommt von einem Werkstattbesitzer aus dem Baukasten „Gran Torino“ für Arme – eine tragikomische Miniatur, die fast etwas zu erzählen hätte, würde der Rest nicht in seiner eigenen Langeweile ertrinken.

Fazit
„Metruk Adam“ liefert Gefühle aus der Mikrowelle: künstlich aufgeheizt, sofort erkaltet. Ein Rührstück ohne Rührung, Pathos ohne Seele – und damit glattweg überflüssig.


