DER WATCHDOG

Titel	Liebe findet uns
Genre	Romanze, Drama
Jahr	2025
FSK	12
Regie	Lasse Hallström

Von der Buchseite zur Postkarte

Eben noch wurde „Outer Banks“-Star Madelyn Cline von einem blutrünstigen Hakenmann in „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“ über die Leinwand gejagt, da wartet schon die große Liebe im Streamingformat auf sie. In der Romanadaption „Liebe findet uns“ begibt sich Cline auf eine Reise durch die verwinkelten Gassen europäischer Großstädte, die nicht nur geografische Wege erschließt, sondern auch die verborgenen Pfade des Herzens. Schenkt man den Stimmen aus Presse und Leserschaft Glauben, ließ die Vorlage mehr als nur Herzen höherschlagen – nun steht die Frage im Raum, ob die Verfilmung diesem Anspruch gerecht wird.

Und darum geht es…

Heather (Madelyn Cline) hat ihr Leben durchgeplant – Job, Beziehung, Zukunft. Doch bevor der Ernst beginnt, zieht es sie mit Freundinnen auf eine letzte große Europareise. In Paris begegnet sie Jack (K. J. Apa), einem unberechenbaren Freigeist, der alles verkörpert, was sie nie gewagt hat. Aus einer zufälligen Begegnung wird eine gemeinsame Reise voller Städte, Geheimnisse und überraschender Wendungen. Je weiter Heather Jack folgt, desto mehr gerät ihre festgefügte Lebensplanung ins Wanken – und am Ende steht die Frage, ob man sein Herz oder den Verstand wählen kann.

Der schöne Schein der großen Gefühle

Es gibt Liebesgeschichten, die unter die Haut gehen, die sich wie ein Echo festsetzen, lange nachdem der Abspann verklungen ist. Und es gibt Filme wie „Liebe findet uns“, die während des Sehens manchmal sogar angenehm wirken, aber sofort in sich zerfallen. Zurück bleibt nichts als ein hübsches Urlaubsalbum ohne Seele. Madelyn Cline spielt Heather, eine junge Amerikanerin, die noch zwischen Abschluss und erstem Job taumelt, bevor sie in die sichere Welt des Berufslebens eintritt. Eigentlich eine Lebensphase, die nach Unsicherheit, nach Aufbruch und der Suche nach Identität schreit. Stattdessen wird sie hier zur Postkarte degradiert. Man sieht sie lächeln, durch Spanien schlendern, später durch Portugal, man sieht sie in goldene Sonnenuntergänge getaucht – und spürt doch nie wirklich, wer sie ist. Dünn, blass, austauschbar. Dann tritt Jack auf, ein Neuseeländer mit geheimnisvollem Blick, Hemingway im Gepäck und einem absehbaren Geheimnis: eine tödliche Krankheit. Schon die Enthüllung fühlt sich weniger wie ein Schlag in die Magengrube an, sondern wie ein mechanischer Knopfdruck, der die obligatorische Tränenmaschine in Gang setzen soll. 

Das Problem ist nicht, dass “Liebe findet uns” diesen alten Trick benutzt – sondern dass er nichts damit anzufangen weiß. Krankheit wird hier nicht zur existenziellen Auseinandersetzung, nicht zum Anlass für echte Verletzlichkeit, sondern bleibt bloße narrative Abkürzung, eine billige Einladung zur Rührung. Und so reist man mit ihnen weiter, von einem pittoresken Ort zum nächsten, von einer gedehnten Dialogszene zur anderen. Immer wieder predigt Jack das Leben im Moment, fordert dazu auf, Pläne über Bord zu werfen, den Wind der Freiheit zu atmen. Leere  Instagram-Floskeln, die man schon hundertmal gelesen hat. Die Kamera fängt all das makellos ein: Straßen in Barcelona, das Licht an den Küsten Portugals, italienische Plätze, die sich im Sonnenuntergang baden. Aber Schönheit ohne Reibung, ohne Risiko, bleibt Dekor. Man schaut und denkt: Ja, das sieht alles sehr nett aus – aber warum sollte es mir etwas bedeuten? Was bleibt sind Widersprüche. Vermeintlich große Fragen – über Kontrolle und Hingabe, über Pläne und Zufall, über Herz und Kopf – mit belangen Antworten.