| Titel | Tin Soldier |
| Genre | Thriller, Action |
| Jahr | 2025 |
| FSK | 16 |
| Regie | Brad Furman |
Starttermin: 23.07.2025 | Prime Video
Hollywood-Schwergewichte auf dünnem Eis
Brad Furman weiß, wie man Hollywoods Schwergewichte versammelt: Matthew McConaughey in „Der Mandant“, Justin Timberlake und Ben Affleck in „Runner Runner“, Bryan Cranston in „The Infiltrator“, Johnny Depp in „City of Lies“. Namen wie Schlagzeilen – und doch: Der große Nachhall blieb meist aus. Furmans filmisches Schaffen ist stets solide, nie visionär, selten mutig. Furman liefert – aber eben keine Handschrift, die sich einbrennt. Wenig überraschend reiht sich auch in „Tin Soldier“ Star an Star: Jamie Foxx, Robert De Niro, Scott Eastwood. Auf dem Papier ein großer Coup. Auf dem heimischen Bildschirm bei Prime Video, wo der Actionthriller seine Deutschlandpremiere feiert, alles andere als ein Jackpot. Furmans größte Stärke bleibt sein Casting – sein Kino dagegen wirkt konfus wie nie!

Und darum geht es…
Ein Kult, geführt von einem charismatischen Kriegsveteranen. Eine Armee von Ausgestoßenen, die bereit ist zu töten. Und ein Mann mit nichts mehr zu verlieren. Nash Cavanaugh (Scott Eastwood) war einmal Soldat – jetzt lebt er im Verborgenen. Doch als er erfährt, dass seine totgeglaubte Frau noch lebt, kehrt er zurück zu dem Ort, der ihn alles gekostet hat: einer paramilitärischen Bruderschaft, angeführt vom selbsternannten Erlöser „The Bokushi“ (Jamie Foxx). Während eine Spezialeinheit unter der Leitung des abgebrühten Agenten Ashburn (Robert De Niro) die Gruppe observiert, wird Nash zum doppelten Spiel gezwungen. Zwischen Loyalität und Rache, Wahrheit und Wahnsinn, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit – mit dem Leben seiner Frau und seiner eigenen Menschlichkeit auf dem Spiel.

Das narrative Desaster nimmt seinen Lauf
Posttraumatische Belastungsstörung – im Militärkontext eine ernsthafte Diagnose. In „Tin Soldier“ allerdings wirkt sie wie ein dramaturgisches Feigenblatt, unter dem ein filmisches Trümmerfeld liegt. Denn das eigentliche Trauma ist dieser Film selbst: 78 Minuten Nettolaufzeit voller wirrer Rückblenden, falscher Erlösungsversprechen und bedeutungsloser Monologe, inszeniert mit bleiernem Ernst und erstaunlicher Gleichgültigkeit gegenüber erzählerischer Kohärenz. Es wirkt, als sei die Off-Erzählung nie Teil des ursprünglichen Konzepts gewesen, sondern im Nachhinein hastig darübergelegt. Notdürftig montiert über einen auf nicht einmal komplett auf Spielfilmlänge gestreckten Rohling von einer Geschichte, als künstliches Rückgrat für ein Konstrukt ohne innere Statik. Was lange nur verwirrt, im besten Fall langweilt, mutiert so schließlich zu einem großen, alles überschattenden Fragezeichen, das sprachlos zurücklässt.

„Tin Soldier“ ist Trash – vielleicht schon früher, spätestens jedoch ab der Hälfte. Wo Furmans Bereitschaft, sich von gängigen Konventionen zu lösen, im Zusammenspiel mit einigen atmosphärischen Momenten immerhin noch die Vision dessen durchblitzen ließ, was sich unter der undurchsichtigen Erzählung verbergen könnte, zerfasert das Ganze schnell zu einer unfreiwillig komischen Aneinanderreihung wirrer Handlungsfragmente, die zunehmend ins Lächerliche abdriften. Was dann noch bleibt, ist eigentlich nur der Cast – ein Blickfang, der auf der Benutzeroberfläche des Streamingsdienstes steht und, wie Jamie Foxx‘ Afro, direkt ins Auge sticht, dabei aber ebenso fehl am Platz wirkt. Ein Fremdkörper, wie De Niros Paycheck-Pflichtprogramm, wie Foxx’ theatralisches Overacting, wie Eastwoods Nicht-Schauspiel – wobei jenes immerhin Hand in Hand mit Furmans konsequenter Nicht-Regie geht.

Fazit
„Tin Soldier“ ist konfuser, prätentiöser B-Film-Trash mit großer Besetzung, aber ohne Richtung – ein erzählerisches Wrack, das in 78 Minuten komplett entgleist!


