| Titel | The Ritual |
| Genre | Horror |
| Jahr | 2025 |
| FSK | 16 |
| Regie | David Midell |
Heimkinostart: 11.07.2025
The Ritual? Eher: The Routine
Die unheimlichsten Geschichten schreibt bekanntlich das wahre Leben – etwa die von Emma Schmidt, die über Jahrzehnte hinweg unter angeblicher dämonischer Besessenheit litt. Ihr Fall gipfelte Ende der 1920er Jahre in einem monatelangen Exorzismus, einem der am besten dokumentierten seiner Art. Diese reale Begebenheit dient als Vorlage für den neuen Horrorfilm „The Ritual“, prominent besetzt mit Al Pacino.

Und darum geht es…
Der Priester Theophilus Riesinger (Al Pacino) soll einen Exorzismus an der jungen Emma Schmidt durchführen, die seit Jahren von furchtbaren Anfällen geplagt wird. Der Ritus soll in einem Kloster in Iowa stattfinden, das vom jungen Priester Joseph Steiger (Dan Stevens) geleitet wird. Dieser ist zunächst alles andere als begeistert – hält er Emma doch eher für einen Fall für die Medizin. Doch als er Zeuge wird, wie die junge Frau unheimliche Anzeichen dämonischer Besessenheit zeigt, beginnt auch er zu zweifeln: Sind hier tatsächlich finstere Mächte am Werk?

Wenn Russell Crowe keine Zeit hat, muss Al Pacino als Priester einspringen
„The Ritual“ wirft zwei entscheidende Fragen auf. Erstens: Sind alternde Oscar-Gewinner neuerdings verpflichtet, in Exorzismusfilmen mitzuspielen? Nachdem Russell Crowe – gleich zweimal – ran musste, hat es nun auch Al Pacino erwischt. Und zweitens: War William Friedkin bewusst, dass er mit seinem Kultklassiker „Der Exorzist“ ein Subgenre begründet hat, das Jahrzehnte später immer noch mittelmäßige bis schlechte Filme mit der ewig gleichen Geschichte hervorbringt? Man könnte fast meinen, hier sei wirklich etwas Dämonisches am Werk. Crowes „The Pope’s Exorcist“ hatte immerhin noch einen gewissen Charme – campy, unterhaltsam, auf seine eigene schräge Weise funktional. „The Ritual“ hingegen wirkt leblos. Regisseur David Midell schleppt sein müdes Publikum durch eine fade, völlig einfallslose Geschichte, die auch noch im unpassenden Mockumentary-Stil erzählt wird – samt wackeliger Kameraarbeit, die für Kopfschmerzen sorgt.

Selbst wenn die Geschichte um Emma Schmidt auf wahren Begebenheiten basieren mag – sei es nun paranormal oder psychologisch – bringt die Verfilmung dem Genre rein gar nichts Neues. Schlimmer noch: Sie ist schlichtweg langweilig inszeniert. Auch das eigentlich talentierte Ensemble wirkt lustlos. Al Pacino spielt lediglich Dienst nach Vorschrift und scheint nur für den Gehaltsscheck am Set gewesen zu sein. Dan Stevens, der sonst im Horrorgenre überzeugend spielt, hat man schon in besserer Form gesehen. Und Abigail Cowen, die sich als besessenes Opfer zwar bemüht, wirft dennoch die Frage auf: Warum castet man eine Mittzwanzigerin, wenn die echte Emma Schmidt bei ihrem letzten Exorzismus bereits in ihren 40ern war? Was kommt als nächstes – Teenager spielen Methusalem? Einzig in den Momenten, in denen Joseph Steiger an seinem Glauben zweifelt, blitzt kurz echtes Potenzial auf, doch statt diesen psychologischen Aspekt auszubauen, setzt Midell lieber auf generische Schockeffekte von der Stange.

Fazit
Und täglich grüßt der Exorzismus! „The Ritual“ ist ein weiterer Beitrag zu einem ausgelaugten Subgenre, das seine besten Zeiten längst hinter sich hat – da kann selbst die Starbesetzung nicht viel retten.



