| Titel | Abschlussfahrt: Mallorca |
| Genre | Komödie |
| Jahr | 2025 |
| FSK | 18 |
| Regie | Paco Caballero |
Starttermin: 31.05.2025 | Prime Video
Zwischen Isolation und Eskalation
Jugend ist Chaos mit Ansage – laut, unvernünftig, intensiv. Sie will nicht erklärt, sondern gelebt werden. Grenzen sind dazu da, überschritten zu werden. Fehler müssen gemacht werden. Alkohol, Partys, Drogen – das kann man verurteilen, aber es ist Teil eines Lebensgefühls, das sich nicht reglementieren lässt. Zwischen Rausch und Rebellion formt sich Identität. Natürlich ist nicht alles harmlos. Aber wer versucht, Jugend in Konformität zu pressen, erntet nur Trotz – oder war selbst nie jung. Die Abschlussfahrt, der erste Vollrausch, das gebrochene Herz: Erinnerungen, die bleiben, weil sie echt sind. Jugend darf wehtun. Muss sie sogar manchmal – aber nicht so, wie es die COVID-Pandemie tat. Man stelle sich nur vor, man wäre selbst in dieser Position gewesen: jung, voller Tatendrang und getrieben von einem unbändigen Durst nach Freiheit. Da wirken die Entgleisungen in “Abschlussfahrt: Mallorca“ gar nicht mal so abwegig – und vielmehr zwangsläufig.

Und darum geht es…
Sommer 2021: Nachdem der monatelange Corona-Lockdown das Leben der Jugendlichen auf Pause gestellt hat, geht es für die Abschlussklasse von Gala (Berta Castañé) und ihren Mitschüler*innen Martí (Martí Cordero), Sara (Sara Vidorreta) und Enzo (Enzo Oliver) endlich zu ihrer langersehnten Abifahrt nach Mallorca. Doch kaum angekommen, schlägt die Freude um: Eine neue COVID-Welle zwingt die Gruppe in Quarantäne – eingesperrt in den Zimmern ihres Hotels. Gefangen zwischen Frust, Langeweile und dem Verlangen, endlich zu feiern, eskaliert die Situation schnell. Was als Versuch beginnt, die verlorene Zeit nachzuholen, entwickelt sich zu einem chaotischen, teils exzessiven Ausnahmezustand voller ausgelassener Partys, Konflikte und enthemmter Grenzüberschreitungen.

“Project X” mit erhobenem Zeigefinger
Hämmernde Bässe, geweitete Pupillen, Teenager*innen tanzen in Ekstase. Ein Baseballschläger zertrümmert Hotelmobiliar. Die Poollandschaft gleicht einem Krisengebiet. Explosionen. Feuer. Chaos zwischen Drogenrausch und Alkoholnebel. “Project X” lässt grüßen – wäre da nicht der Audiokommentar: Eine Teenagerin erhebt mahnend die Stimme. Die Jugend ist im Aufruhr. Verloren, verunsichert, allein gelassen. Die Eskalation? Ein Echo einer vergessenen Generation. Kein Aufstand, sondern eine Rückkopplung. Die Quittung für jahrzehntelanges Schweigen, Wegsehen, Abwälzen. Eine Jugend, die den Preis zahlt – für die Fehler derer, die vor ihr kamen. Noch keine fünf Minuten sind vergangen, da inszeniert sich “Abschlussfahrt: Mallorca” bereits als mahnendes Zeitgeistporträt – und vergisst dabei einen simplen, aber entscheidenden Umstand: Teenies wollen feiern. Einfach feiern. Wie ihre Eltern. Und deren Eltern. Corona hin oder her. Zwischen behaupteter Systemkritik und hyperstilisierter Exzesslust bleibt nur heiße Luft. Ob Pandemiepolitik oder diffuse Weltschmerz-Parolen – die Wut wirkt angelernt, die Botschaft leer. Was als Anklage gedacht war, endet als misslungene Gesellschaftskritik. Schade, der Vibe nämlich lädt zum Mitfeiern ein.

“Abschlussfahrt: Mallorca“ funktioniert immer dann am besten, wenn sich das Amazon Original ganz dem Rausch hingibt. Doch die beinahe zweistündige Laufzeit lässt dem ekstatischen Exzess zu viel Raum, um sich unvermittelt mit den angeblichen Sorgen der Jugend auseinanderzusetzen – Sorgen, die irgendwo zwischen Pandemie, Zukunftsangst und postpubertärem Weltschmerz changieren, aber stets aufgesetzt wirken. Ein echtes Gespür für die Lebenswelt seiner Figuren entwickelt die Erzählung nicht. Das beginnt bei den Charakteren, die allesamt als grelle Stereotypen auftreten, setzt sich in hölzernen Dialogen fort und mündet schließlich in einer ziellos mäandernden Themenpalette, in der alles angeschnitten, aber nichts durchdacht wird. Was genau die Botschaft sein soll, wenn die bis dahin hochgeschlossen auftretende Gala – Latzhose, Pferdeschwanz – nach einem MDMA-Trip zur befreiten Revoluzzerin mit offenen Haaren mutiert, bleibt ebenfalls schleierhaft. Für glaubhafte Entwicklungen scheint sich “Abschlussfahrt: Mallorca“ ohnehin nicht zu interessieren. Was bleibt, ist ein leises Gefühl von Bedauern, nicht selbst mitgefeiert zu haben – aber auch ein umso lauteres Staunen darüber, wie sehr sich ein Film in seinen Ambitionen verrennen kann!

Fazit
Als plumpe “Project X“-Kopie hätte “Abschlussfahrt: Mallorca“ zumindest das Potenzial für eine unterhaltsame Eskapade gehabt – so aber verkommt die Lockdown-Party zu einem wirren Gemisch aus alkoholgeschwängerter Exzessorgie und gescheiterter Gesellschaftskritik!


