| Titel | Die schwarze Witwe |
| Genre | Thriller, Krimi |
| Jahr | 2025 |
| FSK | 16 |
| Regie | Carlos Sedes |
Starttermin: 30.05.2025 | Netflix
Nach einer wahren Geschichte
Das Leben schreibt die schönsten Geschichten – aber auch die grausamsten. Kein Wunder, dass sich True Crime seit Jahren großer Beliebtheit erfreut. Keine fiktionalen Schauergeschichten, keine gesichtslosen Ängste, sondern echte Menschen. Der Nachbar, der immer freundlich grüßt, die verlässliche Arbeitskollegin, der eigene Partner – hinter jeder noch so vertrauten Fassade könnte das potenzielle Böse lauern. So auch im Fall María Jesús Moreno – einer Frau, die zur Witwe wurde, weil sie es so wollte. “Die schwarze Witwe” erzählt ihre Geschichte, nicht als dokumentarisch aufgearbeitete Reportage, wie so oft auf Netflix, sondern verpackt im Spielfilmgewand – doch gelingt das auch überzeugend?

Und darum geht es…
Als die Leiche eines Mannes gefunden wird, führen die Ermittlungen die Polizei zu Maje (Ivana Baquero), der jungen Witwe des Opfers, die erst seit weniger als einem Jahr mit ihm verheiratet war. Unter der Leitung der erfahrenen Kommissarin Eva (Carmen Machi) beginnt die Mordkommission, die Hintergründe des Verbrechens zu erforschen. Dabei stoßen sie auf Salva (Tristán Ulloa), einen Kollegen und Geliebten von Maje, der in den Mord verwickelt zu sein scheint. Hinter der Fassade offenbart sich ein komplexes Netz aus Manipulation, Geheimnissen und emotionaler Abhängigkeit, das die wahren Motive des Verbrechens langsam enthüllt.

True Crime mal anders
Was, wenn ein Thriller kein Rätsel bietet – und trotzdem fesselt? „Die schwarze Witwe“ lässt von Beginn an kaum Raum für Zweifel. Die meisten Werke dieses Genres nähren sich vom Dunkel, vom Ungewissen: Wer war es, aus welchem Motiv, und wie fügt sich alles zu einem Ganzen? Die schwarze Witwe schlägt einen anderen Weg ein. Trailer, Inhaltsangabe, die ersten Minuten – sie legen offen, was andere sorgsam verhüllen. Was Maje getan hat, was sie antrieb, wer mitverantwortlich ist – all das steht fest, lange bevor sich das klassische Spannungskonzept überhaupt entfalten kann. Spannung entsteht hier nicht aus dem „Was“, sondern aus dem „Wie“ – aus der Art, wie die Geschichte erzählt und die Figuren gezeichnet werden. Doch der Film verliert dadurch nicht an Kraft. Er verschiebt den Blick – und gewinnt gerade in dieser Verschiebung an Schärfe.

„Die schwarze Witwe“ pendelt zwischen semi-dokumentarischer Ermittlungsarbeit und charakterzentriertem Thriller – leise erzählt, aber eindringlich in seiner Intensität. Statt seine Spannung aus dem Ungewissen zu ziehen, taucht das Netflix Original zunehmend tiefer ein in eine Welt aus Lügen, emotionaler Manipulation und berechnendem Kalkül. Im Zentrum steht Ivana Baquero, die Maje mit beunruhigender Ambivalenz verkörpert – als manipulativer Schönheit mit kalkulierter Kälte, verführerisch und undurchschaubar zugleich. Mit ihrer Performance erfüllt die junge Spanierin den Titel auf eindrucksvolle Weise und verleiht den vom betörenden Sirenengesang der Liebe getriebenen Männerwelt um sie herum eine fast schon greifbare Glaubwürdigkeit. “Die schwarze Witwe” mag inhaltlich wenig Neues bieten, doch die präzise Inszenierung und die dramaturgisch andersartig aufgearbeitete Erzähleise verleihen dem altbekannten Stoff eine überzeugende Frische.

Fazit
“Die schwarze Witwe“ erzählt Bekanntes mit klarem Blick und ruhiger Hand – ein Thriller, der durch seine Erzählweise überzeugt.


