DER WATCHDOG

Titel	Bet
Genre	Drama, Thriller
Jahr	2025
FSK	16
Creator	Simon Barry

Highschool-Drama trifft Manga-Ästhetik

Manga-Adaptionen Made by Netflix – aka: Wenn der Westen im Osten wildert – stehen selten unter einem guten Stern. Glaubt man den Fans der Vorlagen, verfehlen westliche Produktionen oft den Kern ihrer Vorlage – nicht aus Mangel an Budget, sondern am Verständnis für Ton, Rhythmus und kulturelle Nuancen. “Death Note” und “Cowboy Bebop” gelten inzwischen als abschreckende Beispiele dafür, wie leicht sich Ästhetik von Inhalt entkoppeln kann. Figuren werden geglättet, moralische Ambivalenzen vereinfacht, narrative Komplexität zugunsten von Zugänglichkeit geopfert. Doch es gibt Ausnahmen: Die Live-Action-Adaption von “One Piece” überzeugte die Fangemeinschaft mit Respekt vor dem Original und mutiger Eigenständigkeit. Mit “Bet” liegt nun ein weiterer Versuch auf dem Tisch, der den explosiven Wahnsinn des Manga “Kakegurui” in ein westliches Format überführen will. Mit Erfolg?

Und darum geht es…

In einer Welt, in der das Glücksspiel den sozialen Status bestimmt, trifft die unberechenbare Austauschschülerin Yumeko Jabami (Miku Martineau) auf die Hyakkaou Private Academy – eine Eliteschule, in der Macht und Ansehen durch Wetten und riskante Spiele gewonnen werden. Ihre Leidenschaft für das Spiel, gepaart mit ihrem außergewöhnlichen Talent, erschüttert sofort die bestehende Ordnung. Doch Yumeko ist nicht einfach nur eine Spielerin – hinter ihrem scheinbar harmlosen Verhalten steckt ein finsterer Plan. Ihre Präsenz entfaltet sich als systematische Zerstörung der Hierarchien, die die Schule regieren. In einem gefährlichen Spiel zwischen Manipulation, Macht und Verrat verfolgt Yumeko ihren geheimen Racheplan und fordert das korrupte System heraus.

Unser Eindruck nach zwei Folgen

Was folgt, ist keine Gegenüberstellung zur Vorlage, kein bloßes Abtasten dramaturgischer und stilistischer Abweichungen – dafür gibt es schließlich Instagram-Kommentarspalten. Denn, wie bei jeder Adaption im Film– oder Serienformat gilt auch bei “Bet”: Kohärenz innerhalb des eigenen Systems wiegt schwerer als Werktreue. Entscheidend ist nicht, ob eine Szene exakt übernommen wurde oder wie nah die Figuren der Manga-Version kommen, sondern ob das erzählte Universum für sich steht – glaubwürdig, atmosphärisch, konsequent. “Bet” will vieles zugleich: Überzeichnung, Psychospielchen, Machtkampf. Im Grunde eine visuell überzeichnete Highschool-Serie, die das Prinzip sozialer Hierarchien mit Mitteln des Manga-Stils verpackt. Split Screens, wechselnde Bildformate und eingeblendete Texttafeln geben dem Geschehen einen bewusst comichaften Charakter. Die Inszenierung setzt auf schrille Farben, überzeichnete Typisierungen und kalkulierten Kitsch – mitunter effektiv, oft aber auch ermüdend.

Im Zentrum steht das bekannte Machtspiel: Neue Schülerin trifft auf ein System, das sich durch Kontrolle und Dominanz definiert – hier in Form von schulisch verordnetem Glücksspiele. Das ist dramaturgisch wenig originell, gewinnt aber durch die überdramatisierte Inszenierung an Eigenständigkeit. Einzelne Figuren überzeugen in ihrer Exzentrik, andere bleiben Abziehbilder. Dass “Bet” dabei nie subtil ist, gehört zum Konzept. Doch stilistische Konsequenz ersetzt nicht immer erzählerische Tiefe – so auch in diesem Fall. Unterm Strich bleibt ein formal auffälliger, inhaltlich konventioneller Genre-Mix, der bewusst übertreibt, aber selten überrascht. Für Fans stilisierter Inszenierung reizvoll, gerade im Teenager*innen-Alter, als Gesamterlebnis eher durchwachsen.