| Titel | Bad Thoughts |
| Genre | Komödie |
| Jahr | 2025 |
| FSK | 18 |
| Creator | Tom Segura |
Starttermin: 13.05.2025 | Netflix
Derb, derber, Bad Thoughts
Lange wirkte Sketch-Comedy wie ein Anachronismus – ein Format, das abseits von “Saturday Night Live” als letzter Konstante zunehmend in der Versenkung verschwand. Während Streamingdienste das narrative Erzählen für sich entdeckten, verlor die lose, pointengetriebene Form an Sichtbarkeit und kulturellem Gewicht. Namen wie “Key & Peele” oder “Chappelle’s Show “ verblassten, ohne dass echte Nachfolger nachrückten. Doch dann kam “I Think You Should Leave” und erinnerte das Publikum daran, wie wirkungsvoll kurze, absurde Eskalationen sein können, wenn sie mit maximaler Konsequenz gespielt werden. Tim Robinsons Kultserie setzte neue Maßstäbe: radikal, schamlos, jenseits konventioneller Pointe. Ein Revival, das seinem Namen gerecht wurde und dem Genre einen zweiten Frühling Luft verschaffte – und “Bad Thoughts” geht da noch einmal ein gutes Stück weiter.

Komiker Tom Segura nutzt das kompakte Format seiner Netflix Original Serie, um tief in die abgründigen Ecken des Alltags zu blicken: in Szenen, die scheinbar harmlos beginnen, aber schnell in moralisch fragwürdige, grotesk-komische Albträume kippen. Die sechs Episoden der ersten Staffel sind pointierte Miniaturen des Unwohlseins – irgendwo zwischen bitterem Lachen und verhaltenem Stirnrunzeln. Segura schlüpft selbst in viele Rollen, unterstützt von einem gut aufgelegten Ensemble. Was “Bad Thoughts” dabei besonders macht, ist nicht nur der schwarze Humor, sondern die unnachgiebige Bereitschaft, gesellschaftliche Fassaden bröckeln zu lassen – Szene für Szene.

Mal lustig, dann wieder nicht – aber immer unter der Gürtellinie
Die Freigabe ab 18 sagt eigentlich schon alles – so dauert es keine fünf Minuten und der erste Schädel zerplatzt, Hosen füllen sich mit körperlichen Ausscheidungen und selbst vor der körperlichen Versehrtheit Neugieriger wird kein Halt genommen. “Bad Thoughts” kennt keine Kompromisse und zielt genau da hin, wo es weh tut – mit hoher Treffsicherheit. Manch einer mag versuchen, hinter den grotesken Szenen tiefere Bedeutung zu suchen – eine Kritik an toxischer Männlichkeit, an bürgerlichen Zwängen, an der Absurdität sozialer Konventionen. Doch ehrlich gesagt, verweigert sich “Bad Thoughts” nahezu konsequent jeder doppelbödigen Lesbarkeit. Die Serie ist keine Parabel, kein Kommentar, keine Mahnung. Sie ist pure Anarchie. Jede Szene folgt nur einer Logik: der der maximalen Entgleisung. Wer hier einen roten Faden sucht, findet höchstens eine Blutspur. Mal absurd, mal ekelhaft, oft beides zugleich. Wer dazu bereit ist, den guten Geschmack rechtzeitig über Bord zu werfen, bekommt von hochkarätig lustigen Sketchen, bis hin zu kleineren Enttäuschungen alles serviert.

Fazit
Kein Platz für den guten Geschmack: „Bad Thoughts“ könnte nicht pubertärer und alberner sein – und zieht genau daraus seinen bitterbösen Reiz!


