The Weekend: Kritik – Kritik zum blutigen Horrorfilm aus Nigeria

The Weekend Film 2024
TitelThe Weekend
Genre Horror
Jahr2024
FSKungeprüft
RegieDaniel Oriahi

Fantasy Filmfest Nights 2025

Blut ist dicker als Wasser! 

Ein Besuch bei den Schwiegereltern – harmlos, alltäglich, vielleicht ein wenig unangenehm. In “The Weekend” wird daraus eine groteske Reise in die Schattenseiten familiärer Bindung, angesiedelt zwischen dörflicher Isolation, lokaler Traditionen und kultureller Codierungen. Diese verdichten sich zu einem atmosphärischen Geflecht, das weit über die Grenzen Nigerias hinaus Resonanz findet. Trotz erzählerischer Schwächen und dramaturgischer Brüche bleibt “The Weekend” ein wichtiger Beitrag zum afrikanischen Genrekino – nicht zuletzt, weil er mit seiner internationalen Festivalpräsenz zeigt, dass Nollywood mehr sein kann als Massenware: nämlich vielstimmig, mutig und kulturell verwurzelt.

The Weekend Film 2024
The Weekend ©The Film Sales Company

Und darum geht es…

Nikiya (Uzoamaka Aniunoh) hat in ihrem Verlobten Luke (Bucci Franklin) die Familie gefunden, die ihr immer gefehlt hat. Kurz vor ihrer Hochzeit drängt sie darauf, endlich auch seine Eltern kennenzulernen. Doch Luke, der den Kontakt zu seiner Familie vor Jahren abgebrochen hat, zögert. Widerwillig stimmt er zu, und so macht sich das Paar auf den Weg in das abgelegene Dorf Kwasa. Was als harmloser Besuch beginnt, entwickelt sich schnell zu einem Alptraum. Nikiya stößt auf Geheimnisse, die Luke nie mit ihr geteilt hat, und entdeckt eine dunkle Vergangenheit, die sie und ihre gemeinsame Zukunft gefährdet. Der idyllische Ort verbirgt mehr, als sie je erahnen konnte.

Der Horror, den man Familie nennt

Blut ist dicker als Wasser – ein gern zitierter Satz, dessen Wahrheitsgehalt sich vielleicht in der Dichte zweier Flüssigkeiten messen lässt, kaum aber in der Tiefe menschlicher Beziehungen. Denn auch Käsefondue ist dicker als Wasser, sogar dicker als Blut – doch wer wollte ernsthaft behaupten, darin liege ein Beweis für seine emotionale Bindungskraft? Die Vorstellung, dass Konsistenz Nähe bedeutet, zerfließt in der Lächerlichkeit ihrer eigenen Metapher. Zwischen Nikiya und Luke offenbart sich genau an diesem Punkt ein unüberbrückbarer Graben. Nikiya, aufgewachsen als Vollwaise ohne Herkunft und Halt, klammert sich an das Ideal von Familie wie an ein rettendes Floß – an jene archetypische Wärme, die sie nie erfahren, aber stets ersehnt hat. Luke hingegen hat das Konzept längst durchschaut – nicht aus Kaltherzigkeit, sondern aus Erfahrung. Die Art Erfahrung, die Narben hinterlässt. Nun wäre “The Weekend” aber nicht Teil des Programms der diesjährigen Fantasy Filmfest Nights, wenn das sich anbahnenden Familiendrama nicht auch noch einen unappetitlichen Twist parat halten würde – und der ist wenig überraschend tief im Horror verwurzelt.

The Weekend Film 2024
The Weekend ©The Film Sales Company

„The Weekend“ – ein roher, blutgetränkter Albtraum, der jede romantische Vorstellung von Blutsverwandtschaft zersetzt. Nicht jede Schuld ist erblich, nicht jede Verbindung heilig. Und nicht jede Herkunft verdient Wiederholung. Die Botschaft ist unmissverständlich: Familie mag der Anfang sein, doch sie darf nicht das Ende definieren. Weder Blut noch Herkunft, weder Glaube noch Gewohnheit dürfen zur Entschuldigung für Selbstaufgabe werden. Es geht um Autonomie – und um das Recht, sich von überlebten Traditionen zu lösen, bevor sie das eigene Ich zum Schweigen bringen. „The Weekend“ inszeniert diese Abnabelung nicht als Akt der Kälte, sondern als Akt der Selbstrettung. Der Horror ist hier kein übernatürliches Spektakel, sondern eine Metapher für das Ersticken in Rollen, die man nie gewählt hat. Daniel Oriahi findet dafür eine Bildsprache, die zugleich intim und verstörend wirkt: familiäre Rituale kippen ins Groteske, warme Farben werden zu Warnsignalen, und selbst das Lächeln einer Gastgeberin kann sich in Sekunden in eine Drohung verwandeln. Dass “The Weekend” dabei nicht immer schlüssig erzählt wirkt, mag an manchen Stellen irritieren, kann durch die drückende Atmosphäre und die einnehmende Performance von Uzoamaka Aniunoh wieder abgemildert werden. Was bleibt, ist ein Film mit Nachhall!

The Weekend Film 2024
The Weekend ©The Film Sales Company

Fazit

„The Weekend“ ist kein Film über Blut, sondern über das, was es kostet, sich davon zu lösen – selbst wenn es dafür vergossen werden muss!

Bewertung: 3.5 von 5.
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