The Rule of Jenny Pen: Kritik – Psychologischer Horror im Pflegeheim

The Rule of Jenny Pen Film 2024
TitelThe Rule of Jenny Pen
Genre Horror, Thriller
Jahr2024
FSKungeprüft
RegieMichael Sloane

Fantasy Filmfest Nights 2025

Im Pflegeheim hört dich niemand schreien!

Das Alter, ein Zustand des langsamen Zerfalls, in dem der Körper nicht mehr das tut, was er einst konnte, und der Geist, von Erinnerung und Zeit zerfressen, sich immer weiter von der Welt entfernt. Es ist der Verlust der Fähigkeit, sich selbst zu erkennen, der Verlust der Vertrautheit mit der eigenen Existenz. In dieser düsteren Welt des Vergessens und Vergessenwerdens setzt “The Rule of Jenny Pen” an. Darin verwandelt Regisseur Michael Sloane das Pflegeheim in einen Ort, an dem Realität und Wahn miteinander verschmelzen – nicht als gelebte Bedrohung, sondern als ständigen, unaufhaltsamen Verfall der Identität

The Rule of Jenny Pen Film 2024
The Rule of Jenny Pen ©Charades

Und darum geht es…

Eben noch verkündete Richter Stefan Mortensen (Geoffrey Rush) sein hartes aber gerechtes Urteil vor Gericht, da zwingt ihn ein Schlaganfall schon in eine Pflegeeinrichtung. Dort trifft er auf den exzentrischen Dave Crealy (John Lithgow), der eine unheimliche Marionette namens Jenny Pen besitzt – oder von ihr besessen wird? Schnell wird klar: Hier herrscht nicht nur der Zerfall des Alters, sondern auch eine unterschwellige Bedrohung, die sich zwischen den Bewohnern und ihren Schatten abspielt.

Ein diabolisches Psychoduell

Sloane weiß das Setting des Pflegeheims eindrucksvoll für sich zu nutzen und stilisiert die karge Oase des Älterwerdens zu einem lebendigen Organismus des Vergessens, dessen irdischer Schrecken untrennbar mit den tiefsten Ängsten seines Protagonisten verwoben ist. Inmitten dieses verstörenden Szenarios entfaltet sich so ein makabres und bitterböses Spiel der Manipulation, das spielerisch von der intensiven Wechselwirkung zwischen John Lithgow und Geoffrey Rush getragen wird. Während Lithgow seinen Charakter mit einer faszinierenden Mischung aus manischer Energie und nervenaufreibendem Humor durchdringt, verkörpert Rush einen zunehmend desorientierten Mann, dessen rationaler Verstand langsam zerbröckelt – händeringend darum bemüht, die Kontrolle über seine eigene Wahrnehmung und seine Umwelt zu erhalten.

The Rule of Jenny Pen Film 2024
The Rule of Jenny Pen ©Charades

“The Rule of Jenny Pen” entfaltet sich zunächst als präzise austarierter psychologischer Horror, der mit leiser Beklemmung unter die Haut geht. Doch je weiter der Wahnsinn Raum greift, desto mehr verliert der makabre Psycho-Flick seine erzählerische Kontrolle. Die suggestive Dichte der ersten Hälfte wird zunehmend von grotesken Übersteigerungen überlagert, die den subtilen Schrecken der Anfangsphase verwässern und die innere Logik des Geschehens aushebeln. Was als verstörend-schwarzhumorige Reflexion über Alter, Isolation und den schleichenden Verlust des Selbst beginnt, mündet in ein stilistisch reizvolles, aber inhaltlich entgleitendes Konstrukt. So bleibt “The Rule of Jenny Pen” ein atmosphärisch beeindruckendes Werk mit starkem Ensemble, das seine besten Momente dort hat, wo es auf Zurückhaltung setzt – und nicht auf demonstrative Eskalation.

The Rule of Jenny Pen Film 2024
The Rule of Jenny Pen ©Charades

Fazit

„The Rule of Jenny Pen“ ist ein unheimlicher, stellenweise brillant inszenierter Horrorfilm, der mit starken Schauspielleistungen und einem beklemmenden Setting punktet. Die Thematik des Alterns als Horror ist klug gewählt, auch wenn der Film nicht immer den Mut hat, seine psychologische Tiefe bis zum Ende auszukosten. 

Bewertung: 3.5 von 5.
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