| Titel | Orang Ikan |
| Genre | Horror, Action |
| Jahr | 2024 |
| FSK | ungeprüft |
| Regie | Mike Wiluan |
Fantasy Filmfest Nights 2025
Auf einer einsamen Insel lauert das Böse
Um eine Verwechslung aufgrund des ähnlichen Namens auszuschließen, sei gleich zu Beginn klargestellt: In „Orang Ikan“ geht es nicht um eine Monsterversion des Orang-Utans. Orang Ikan bedeutet so viel wie „Menschenfisch“ – eine Kreatur aus der indonesischen Folklore, die angeblich von Soldaten des Zweiten Weltkriegs auf den Kei-Inseln gesichtet wurde. Genau diese Geschichte nimmt Regisseur Mike Wiluan als Vorlage für seinen Monster-Horrorfilm, der im Programm der Fantasy Filmfest Nights 2025 vertreten ist.

Und darum geht es…
Mai 1942, mitten im Zweiten Weltkrieg: Ein japanisches Höllenschiff transportiert Kriegsgefangene zur Zwangsarbeit in besetzte Gebiete. Unter ihnen befindet sich Saito (Dean Fujioka), der von seinen Landsleuten als Verräter angesehen wird. Als zusätzliche Strafe ist er an den britischen Soldaten Bronson (Callum Woodhouse) gefesselt, der aufgrund seiner Herkunft nur Hass für Saito empfindet. Nach einem Angriff auf das Schiff werden die beiden Männer an den Strand einer scheinbar verlassenen Insel gespült. Doch schnell stellt sich heraus: Sie sind nicht allein. Ein Orang Ikan macht Jagd auf die Gestrandeten. Um zu überleben, müssen sie ihren gegenseitigen Hass überwinden.

Der wahre Horror trägt Uniform – nicht Schuppen
Wer erinnert sich noch an die Episode der Kultserie „Buffy – Im Bann der Dämonen“, in der sich ein Schwimmteam in fischartige Kreaturen verwandelte und am Ende ins Meer verschwand? Das ist aus ihnen geworden. Könnte man jedenfalls meinen, wenn „Orang Ikan“ nicht zu einer völlig anderen Zeit spielen würde. Stattdessen befasst sich Mike Wiluan in seinem Monsterfilm mit dem Horror des Krieges – und damit, wie sich Menschen in blindem Fremdenhass verlieren und gegenseitig bekämpfen, statt zu erkennen, wer die wahren Monster sind. Und wie einfach sich das ändern ließe, wenn Menschen anfangen würden, einander wirklich kennenzulernen – unsere Unterschiede und Kulturen zu zelebrieren, anstatt ihnen mit Ablehnung zu begegnen. Eine simple, aber immer wieder relevante Botschaft, die Wiluan nicht gerade subtil – fast schon etwas plump – vermittelt. Und dennoch: Es funktioniert. Vielleicht gerade, weil man von einem trashigen B-Film nicht erwartet, dass er überhaupt mehr sagen will.

Wiluan hatte kaum Geld zur Verfügung – das macht er auch in seiner kleinen Videobotschaft vor der Filmvorführung deutlich – dennoch schafft er es, mit wenigen Mitteln viel herauszuholen. Besonders beim Monsterdesign erweist sich das geringe Budget als Vorteil: Die Kreatur wurde mit spürbarer Liebe zum Genre entworfen, alles ist handgemacht und erinnert an frühe Vertreter des Subgenres, die offensichtlich als Vorbild dienten. Auch bei den Gewaltspitzen setzte Wiluan auf praktische Effekte – sieht man zwar manchmal, schmälert aber kaum den Spaß. Im Gegenteil: Vielen Horrorfans ist das immer noch lieber als seelenloses CGI. Was allerdings weniger überzeugt, sind die Dialoge und schauspielerischen Leistungen. Diese wirken oft hölzern, die Chemie zwischen den beiden Hauptfiguren ist kaum spürbar. Und warum man bei einer Laufzeit von knapp 80 Minuten am Ende noch alles in kitschigen Rückblenden zusammenfassen muss, bleibt ein Rätsel. Wir leben zwar in der TikTok-Generation – aber selbst die sollten noch genug Aufmerksamkeitsspanne besitzen, um sich an die vorherige Stunde zu erinnern.

Fazit
„Orang Ikan“ hat das Herz am rechten Fleck, scheitert aber oft an seinen eigenen Ambitionen. Trotz spaßiger Monster-Effekte und einer wichtigen Botschaft gegen Fremdenhass wirken Dialoge und Darsteller hölzern und die Inszenierung bleibt holprig. Wer Trash mit Haltung mag, dürfte hier fündig werden.


