| Titel | Noise |
| Genre | Horror |
| Jahr | 2024 |
| FSK | ungeprüft |
| Regie | Kim Soo-jin |
Fantasy Filmfest Nights
Der Schrecken auf der Tonspur
Ein Rascheln. Dann Stille. Und plötzlich ein Flüstern direkt neben dem Ohr – obwohl niemand da ist. Horror beginnt nicht im Bild, sondern im Klang. Die wahren Gänsehautmomente entstehen im Unsichtbaren: knackende Dielen, ferne Sirenen, ein Atemzug zu viel. Sounddesign im Horror ist kein Beiwerk, sondern dramaturgischer Puls. Es steuert, wo wir hinschauen, wann wir zucken – und wie sehr wir uns fürchten, obwohl (noch) nichts passiert. Filme wie “Hereditary” oder “Der Babadook” wissen: Der Schrecken nistet sich nicht über Jumpscares ein, sondern über Frequenzen, die unter die Haut kriechen. Horror ohne Ton? Undenkbar. Genau hier setzt “Noise” an – ein auditives Horrorerlebnis, das das Hören selbst zum Einfallstor des Grauens macht, wenn ein Hörgerät nicht nur die Welt erschließt, sondern auch das Unheimliche hörbar werden lässt, das besser ungehört geblieben wäre.

Und darum geht es…
Ju-young (Lee Sun-bin), eine junge Frau mit Hörbehinderung, erfährt vom plötzlichen Verschwinden ihrer jüngeren Schwester Ju-hee (Han Soo-a). Bei ihren Nachforschungen in deren Apartment stößt sie auf abweisende Nachbar*innen, die hysterisch um Ruhe bitten. Nachts wird Ju-young von unheimlichen Geräuschen heimgesucht, die eine dunkle Präsenz anzulocken scheinen. Je tiefer sie in die Geheimnisse der Wohnung eindringt, desto mehr wird sie von einer unsichtbaren Bedrohung umgeben, die mit dem Verschwinden ihrer Schwester in Verbindung steht.

Horror für die ohren, aber nur bedingt
“Noise” entführt das Publikum in eine opulent abgemischte Klangwelt des Horrors, technisch auf hohem Niveau, und bereits in den ersten Minuten einnehmend in seiner auditiven Wirkung. Was zu Beginn noch fesselt, verliert jedoch schnell an Wirkung – spätestens dann, wenn der generische Plot seine Linie innerhalb der vorbestimmten Bahn des Genres einnimmt. Dass “Noise” dem Konzept des akustischen Horrors nicht besonders lange treu bleibt, um stattdessen den gängigen Tropen des Asiahorrors nachzugehen, wird insbesondere dann zum Ärgernis, wenn der Geschichte die inszenatorischen Ideen ausgehen. Die atmosphärische Soundkulisse weicht generischen, und darüber hinaus wenig effektiven Jumpscares – und die spannungsarme Erzählung nimmt ihren Lauf.

Der Plot begibt sich früh auf Ursachenforschung, ermittelt sich einmal durch die vertikal aufgebaute Nachbarschaft des Hochhauskomplexes und gibt dabei genau das wieder, was schon Filme wie “The Ring” oder “The Grudge” ausbremste – nur eben ohne den gänsehautverursachenden Unterbau. Zum Gruseln und Schauern gibt es in “Noise” wenig zu finden. Statt viszeralem Schrecken, herrscht vorhersehbares Abtasten bekannter Genrekonventionen. Wenn “Noise” mit seiner finalen Offenbarung dann auch noch eine unspektakuläre Auflösung im Gepäck hat, schließt sich der Kreis – und der koreanische Gruselfilm driftet vollends in die Belanglosigkeit ab. Gut gemeint, stellenweise effektiv umgesetzt, aber über den Großteil der Spielzeit schlichtweg zu generisch.

Fazit
“Noise” wirft seine interessante Prämisse frühzeitig zugunsten einer herkömmlichen Gruselgeschichte über Bord – nur eben ohne den gewünschten Grusel!


