| Titel | Eternaut |
| Genre | Sci-Fi, Thriller |
| Jahr | 2025 |
| FSK | 16 |
| Creator | Bruno Stagnaro |
Starttermin: 30.04.2025 | Netflix
Buenos Aires versinkt im toxischen Schnee
Es gibt Geschichten, die überdauern die Zeit – egal wie alt sie sind. Héctor Germán Oesterhelds Sci-Fi-Comic “Eternaut” ist eine davon, wenngleich sie über die Landesgrenzen seines Heimatlandes Argentinien vermutlich die wenigsten kennen. Veröffentlicht in den späten 50ern, erzählt der Comic von einem tödlichen Schneefall, der Buenos Aires unter einer unsichtbaren Bedrohung begräbt. Früher Science Fiction, heute eine Metapher für globale Krisen wie Pandemien, Klimakatastrophen und autoritäre Systeme. Was folgt, ist kein Heldenepos, sondern das Überleben einfacher Menschen im Kollektiv. Gerade 2025 wirkt diese Geschichte erstaunlich gegenwärtig: Sie fragt, was bleibt, wenn das Vertraute zerbricht – und antwortet mit Zusammenhalt statt Überlegenheit. Ein Motiv, das auch die gleichnamige Adaption auf Netflix aufgreift – als visuell düstere Neuinterpretation im Serienformat.

Und darum geht es…
1963: In Buenos Aires wird während eines Schneesturms eine tödliche Substanz vom Himmel geweht, die alles Leben zerstört. Juan Salvo (Ricardo Darín), seine Familie und Bekannte verbarrikadieren sich in ihrem Haus und basteln improvisierte Schutzanzüge, um draußen zu überleben. Schnell wird klar, dass der Schneesturm Teil einer groß angelegten, feindlichen Invasion ist – orchestriert von außerirdischen Mächten. Salvo und seine Gruppe schließen sich dem Widerstand an, doch sie kämpfen nicht nur gegen außerirdische Wesen, sondern auch gegen Verzweiflung, Verrat und Hoffnungslosigkeit.

Unser Eindruck nach den ersten drei von sechs Episoden
Die Netflix Adaption der argentinischen Comicvorlage verspricht viel: postapokalyptische Kulisse, historische Schwere, ein globaler Stoff mit lokalem Herzen. Was sie liefert, ist solide Genre-Erzählung – aber mehr Behauptung als Wirkung. Buenos Aires liegt unter einer toxischen Schneeschicht, angesiedelt in der Gegenwart und nicht, wie im Originalstoff, in den 50ern. Ein tödlicher Niederschlag, ein (lange Zeit) ungelöstes Mysterium, der Zusammenbruch der Ordnung. Die heimische Streaming-Bühne ist bereitet für großes Kino – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. Doch was sich entfaltet, ist eine Erzählung, die sich schwertut, aus ihrem eigenen Schatten zu treten. “Eternaut” reiht Ereignisse, Konflikte, Gefahren aneinander, ohne je wirklich ins Innere ihrer Figuren oder in die Tiefe ihrer Welt vorzudringen.

Was bei Oesterhelds Original eine politische Allegorie (glaub man den Erzählungen) von beklemmender Wucht war, verkommt hier zur vertrauten Dystopieformel: Der wahre Feind ist – einmal mehr – der Mensch. Misstrauen, Machtmissbrauch, Zerfall des Sozialen. Es ist nicht falsch, aber auch nicht neu – und schon gar nicht überraschend. “Eternaut” verweilt im Symbolischen, ohne es mit erzählerischer Substanz zu füllen, während die solide Inszenierung ähnlich untergeht, wie die dramaturgische. Die apokalyptische Atmosphäre ist spürbar, das Design der versunkenen Stadt glaubhaft – doch die Schauwerte bleiben rar, die Spannungsbögen flach, und selbst die dramatischsten Momente verfehlen ihre emotionale Schlagkraft. Es fehlt an Dringlichkeit – und an einer erzählerischen Handschrift, die mehr will als die Vorlage zu illustrieren.

Fazit
“Eternaut” ist kein Fehlschlag, aber ein verpasstes Versprechen. Eine Serie, die viel andeutet, aber wenig ergründet. Die sich zu sehr auf den Nimbus ihrer Vorlage verlässt und dabei vergisst, selbst Geschichte zu schreiben!


