| Titel | iHostage |
| Genre | Thriller |
| Jahr | 2025 |
| FSK | 12 |
| Regie | Bobby Boermans |
Starttermin: 18.04.2025 | Netflix
Der reale Fall als Netflix Thriller
Was heute gestreamt wird, war einst Livematerial. Am Abend des 22. Februar 2022 blickte ganz Amsterdam – und bald darauf ganz Europa – auf einen Apple Store, in dem ein einzelner Mann eine ganze Stadt in Geiselhaft nahm. Bewaffnet, verkabelt, auf Krypto aus – und bereit, seine Forderungen notfalls mit Gewalt durchzusetzen. Drei Jahre später landet der Fall auf Netflix. “iHostage”, so der nüchtern-technisch gewählte Titel des niederländischen Thrillers, verspricht Spannung, Drama und einen fiktionalen Blick auf die Geschehnisse von damals. Doch kann er dieses Versprechen auch einlösen?

Und darum geht es…
Eigentlich wollte sich Ilian (Admir Šehović) nur neue Air Pods besorgen, da wird er unversehens zum Spielball einer tödlichen Geiselnahme, als ein bewaffneter Täter (Soufiane Moussouli) ein Apple-Geschäft in der Amsterdamer Innenstadt stürmt. Zwischen Schüssen, Bombendrohungen und verängstigten Geiseln beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Der Angreifer verlangt 200 Millionen Euro in Kryptowährung und freie Flucht, während draußen Spezialeinheiten und Polizei auf ein Ende ohne Blutvergießen hoffen. Nun ist es an der Verhandlerin Lynn (Loes Haverkort) die Lage unter Kontrolle zu bringen…

Mehr Protokoll als Plot
Ilian ist neu in der Stadt. Ilian ist verheiratet. Ilian heißt Ilian – viel wissen wir nicht über ihn. Aber noch befinden wir uns ja erst in den ersten Spielminuten von “iHostage” – und der noch jungfräuliche Steckbrief des schon bald in eine missliche Lage geratenden Protagonisten ist bereit befüllt zu werden. Es folgen: eine bewaffnete Geiselnahme, anrückende Einsatzkräfte, zwei SWAT-Beamte in Habachtstellung, eine Verhandlungsführerin am Telefon – ein Arrangement wie aus dem Lehrbuch. Dann: der Abspann. Wer den realen Fall kennt, auf dem das niederländische Netflix Original basiert, kennt auch dessen Ausgang, die darin entsponnene fiktionale Geschichte jedoch nicht. Bedauerlicherweise ändert sich daran auch nach 90 Minuten nichts. Eine echte Geschichte erzählt “iHostage” nämlich nicht.

Während Ilians Charakterzeichnung um ein Herzleiden erweitert wird, bekommt sein Geiselnehmer über die Dialoge ein in der Vergangenheit erfahrenes Unrecht auf die Zunge gelegt – doch echte Wandlungen bleiben aus. Ihre Motive, ihre Ängste, ihre inneren Widersprüche – sie werden zwar benannt, aber nie wirklich durchlebt. Stattdessen bevölkern stereotype Polizist*innen und namenlose Geiseln das Bild, als bloße Statisten einer wahren Geschichte – der wahren Geschichte zuliebe. Was will “iHostage” überhaupt erzählen? Die Macher scheinen es selbst nicht zu wissen. Die Dramaturgie bleibt flach, das Tempo gleichförmig, die Inszenierung distanziert. Was bleibt, ist ein geerdeter Geiselthriller ohne Identität, der nichts aus seiner Situation herauszuholen weiß.

Fazit
“iHostage” bleibt blass und spannungsarm – ein fiktionaler Thriller im realen Setting, der weder erzählerisch noch emotional über die Eigenschaften eines in Behördendeutsch verfassten Polizeibericht hinausgeht!

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