Xoftex: Kritik zum Film – Der reale Horror im Flüchtlingslager

Xoftex Film 2024
TitelXoftex
Genre Drama, Horror
Jahr2024
FSK16
RegieNoaz Deshe

Kinostart: 17.04.2025

Wenn die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen

Zwölf Jahre ist es her, seit Regisseur Noaz Deshe, der in Berlin lebt, mit seinem Film „White Shadow“ für Furore sorgte und auf Filmfestivals als aufstrebendes Talent gefeiert wurde. Damals widmete er sich dem Überlebenskampf eines Albinos. Sein neuestes Werk, „Xoftex“, zeigt hingegen schonungslos das harte Leben in einem Flüchtlingslager und verbindet realen Horror mit fantasievollen Bildern. 

Xoftex Film 2024
Xoftex ©Port au Prince Pictures / Noaz Deshe

Und darum geht es…

Der Teenager Nasser (Abdulrahman Diab) sitzt in einem Flüchtlingslager in Griechenland fest und wartet auf die Bearbeitung seines Asylantrags. Die endlose Wartezeit überbrückt er, indem er mit Freunden kleine Filme dreht – von satirischen Sketchen bis hin zu Zombiefilmen. Doch der Lageralltag setzt ihm immer mehr zu, und schon bald verschwimmen die Grenzen zwischen Fiktion und Realität.

Der reale Horror von Flüchtlingen, vor dem viele lieber die Augen verschließen

Migration ist in Deutschland ein heiß diskutiertes Thema und stand auch bei der Bundestagswahl im Februar im Mittelpunkt. Ebenso bleibt der Nahostkonflikt zwischen Israelis und Palästinensern allgegenwärtig. Doch während unsere Politiker fieberhaft Pläne schmieden, wie sie Asylbewerbern das Leben noch schwerer machen können, und der 70-jährige Herbert aus Ostdeutschland beim Kaffee über seinen Nachbarn Mohammed herzieht, weil ja bekanntlich alle Ausländer eine Gefahr sind und unsere Jobs klauen, hat sich wohl kaum einer von ihnen jemals ernsthaft damit beschäftigt, wie das Leben für Menschen aussieht, die zur Flucht gezwungen werden. Wie schwer dieser Prozess ist, welche Ängste damit verbunden sind – das tägliche Bangen um Sicherheit, das Trauma, aus der Heimat gerissen zu werden. Regisseur Noaz Deshe, der 2016 selbst bei der Seenotrettung half und in Flüchtlingslagern Theaterworkshops anbot, nimmt sich diesem Thema an. In seinem Film wirft er einen unverblümten Blick auf das Leben in den Lagern und verbindet die harte Realität mit surrealen Elementen.

Xoftex Film 2024
Xoftex ©Port au Prince Pictures / Noaz Deshe

Filme können sowohl eine Flucht aus der Realität sein als auch ein Mittel, um Erlebtes zu verarbeiten. Beides trifft auf Hauptfigur Nasser zu, der sich im kargen Flüchtlingslager gefangen wie zwischen Leben und Tod gefangen fühlt. Seine einzige Ausdrucksform ist das Filmemachen, mit dem er seinen Emotionen Raum gibt. Regisseur Deshe fängt immer wieder das desorientierende Gefühl des Lagers ein, welches in einem ganz eigenen Universum zu existieren scheint – aus dem es kein Entkommen gibt. Wie ein dunkles Wartezimmer, in dem man einen prägenden Zeitraum seines Lebens verbringen muss. Dieses Empfinden wird verstärkt durch Deshes geschicktes Spiel mit Licht sowie sein beeindruckendes Auge für außergewöhnliche Kameraperspektiven. Auch der eindringliche Score trägt zur Atmosphäre bei und unterstreicht die düstere Realität der Menschen, die auf Asyl warten. Je weiter der Film voranschreitet, desto mehr driftet er ins Surreale ab und spiegelt Nassers Innenleben wider. Dabei kommen die Emotionen nicht immer vollends beim Zuschauer an, doch die kraftvollen Bilder sprechen für sich – und bleiben im Gedächtnis.

Xoftex Film 2024
Xoftex ©Port au Prince Pictures / Noaz Deshe

Fazit

Surreal und dennoch fest in der harten Realität verankert – Regisseur Noaz Deshe brilliert in „Xoftex“ mit seiner einzigartigen Regie und liefert außergewöhnliche Bilder, die von einem düsteren Score untermalt werden. Emotional kann das etwas sperrige Horrordrama nicht immer völlig mitreißen, doch ein Blick lohnt sich allemal. 

Bewertung: 3 von 5.
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