| Titel | Delicious |
| Genre | Thriller |
| Jahr | 2025 |
| FSK | 16 |
| Regie | Nele Müller-Stöffen |
Starttermin: 07.03.2025| Netflix
Ein Postkartenidyll mit Fallhöhe
Türkisblaues Wasser, schneeweißer Sand – ein Paradies für all diejenigen, die es sich leisten können. Doch während sich Urlauber*innen ausgiebigen Schlemmereien hingeben, mit Schirmchendrinks am All Inklusive-Buffet im 5-Sterne-Resort, schuften nur wenige Meter entfernt die Einheimischen für Hungerlöhne. Ein vermeintliches Idyll, abgeschottet hinter dicken Steinmauern, bewacht von Security, während draußen Kinder barfuß am Straßenrand sitzen. Die Ungleichheit ist allgegenwärtig, doch meist unsichtbar für jene, die sich in den Räumlichkeiten der klimatisierten Hotelanlagen räkeln. Wohlstand wird importiert, die Armut bleibt. Ruben Östlunds dreifach Oscar-nominierte Satire “Triangle of Sadness” hat dieses Bild gekonnt auf die Spitze getrieben – und mit “Delicious” tritt Netflix nun in seine Fußstapfen. Doch gelingt es der Streaming-Plattform, die bissige Gesellschaftskritik ebenso treffsicher einzufangen?

Und darum geht es…
Während einer idyllischen Sommerreise nach Südfrankreich verbringt die wohlhabende deutsche Familie um Esther (Valerie Pachner), ihren Mann John (Fahri Yardım) und die beiden fast erwachsenen Kinder, Alba (Naila Schuberth) und Philipp (Caspar Hoffmann), entspannte Tage in einer abgelegenen Villa. Doch als sie eines Abends auf einer dunklen Landstraße eine verletzte junge Frau, Teodora (Carla Díaz), auflesen und ihr Unterschlupf gewähren, beginnt sich das scheinbar perfekte Familiengefüge langsam zu verschieben. Was zunächst als Akt der Nächstenliebe erscheint, entpuppt sich bald als ein unruhiges Spiel aus Begehren, Manipulation und unausgesprochenen Konflikten.

Eat the Rich auf dem Servierteller
Trotz des mediterranen Flairs unter der gleißenden Sonne Südfrankreichs drängt sich neben der eingangs gezogenen Triangle of Sadness-Parallele ein noch naheliegenderer Vergleich auf: „Parasite“. Bong Joon-hos Oscar-prämiertes Meisterwerk, das mit bitterböser Satire und messerscharfer Sozialkritik die unüberbrückbaren Gräben zwischen Arm und Reich seziert, dürfte Delicious eher als Inspirationsquelle gedient haben. Doch während „Parasite“ mit einem geschliffenen Drehbuch und präzise gesetzten Spannungsmomenten eine fesselnde Dynamik entfaltet, verstrickt sich das deutsche Netflix-Pendant in plakativen, wenig subtilen Symbolen – und tritt erzählerisch viel zu lange auf der Stelle. Erst das deutlich zu knapp gehaltene Finale lässt einen Funken des Wahnsinns aufblitzen, der der Erzählung hätte innewohnen können – bis dahin bleibt die Atmosphäre jedoch bemerkenswert zurückhaltend.

Dass sich die dunkle Vorahnung über die Erzählung hinaus nur selten auch auf der cineastischen Ebene manifestiert, entzieht der bissig gemeinten, aber nie scharf genug zugespitzten Eat the Rich-Metapher lange Zeit ihren Biss. Trotz des solide agierenden Casts und der handwerklich einwandfreien Inszenierung im Rahmen stimmungsvoll gestalteter Kulissen, bleibt “Delicious” so letztlich vor allem aufgrund des Schlussmoments im Gedächtnis, der fast so wirkt, als wäre ihm auf den letzten Metern doch noch eingefallen, was für eine Geschichte er eigentlich erzählen möchte. Was bleibt, ist eine eher oberflächliche Auseinandersetzung mit dem Thema Klassenkampf, die zwar Potenzial erahnen lässt, dieses aber nie wirklich ausschöpft.

Fazit
Erst am Ende entfaltet „Delicious“ den scharfen Biss, der der „Eat the Rich“-Metapher zu lange fehlt – eine späte, aber wirkungsvolle Wendung!

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