| Titel | Der Hooligan |
| Genre | Drama, Thriller |
| Jahr | 2025 |
| FSK | 16 |
| Regie | Łukasz Palkowski |
Starttermin: 29.01.2025 | Netflix
Gewalt, Gruppenzwang und Verbrechen
Fußball ist für viele weit mehr als nur ein Sport. Es ist ein Gefühl, das sich in jedem Stadion entfaltet und über die heimischen TV-Geräte hinaus bis in die Herzen der Fans schleicht. Zusammenhalt, Gemeinschaft, fast schon Familie – so lautet das Ideal. Doch in den Schatten der Tribünen, fernab der scheinwerferdurchfluteten Grünrasenflächen regt sich eine Dynamik, mit zerstörerischen Ausmaß. Dort, wo Emotionen zur Sprache des Spiels werden, zeigt sich eine Fratze, die die positiven Attribute des Fußballs in den Schatten stellt: Hooligans. Sie brechen den Zauber des Spiels mit Gewalt und zerstören die Brücke, die Sport eigentlich bauen sollte. Es ist ein Paradoxon, dass gerade der Sport, der Menschen vereinen soll, für einige zur Bühne roher Aggression wird. “Der Hooligan” erzählt die Geschichte eines Jungen, dessen bis dato klare Trennlinie zwischen Fußballliebe und Bandengewalt zunehmend verwischt.

Und darum geht es…
Kuba (Grzegorz Palkowski) wächst in einer Welt auf, in der Fußball mehr ist als ein Sport – es ist Familie, Identität und Konflikt. Sein Vater, ein einst gefürchteter Hooligan, kehrt nach Jahren im Gefängnis zurück und bringt Kuba unweigerlich in Kontakt mit einer düsteren Subkultur, die von Gewalt und Kriminalität geprägt ist. Während zwei rivalisierende Fußballclubs ihre Fehde nicht nur auf dem Spielfeld, sondern auch in brutalen Straßenschlachten austragen, versucht Kuba, seinen eigenen Weg zu finden und sich dem gewalttätigen Erbe seines Vaters zu entziehen. Doch in einer Umgebung, in der Stärke oft mit Brutalität verwechselt wird, bleibt die Frage, wie lange er standhalten kann, bevor er selbst in den Abgrund gezogen wird.

Zu wenig Milieustudie zu viele Klischees
Obwohl sich die Zahl der Gewaltverbrechen in den meisten Ländern Europas rückläufig zeigt, scheint die Gewaltbereitschaft innerhalb der Welt der Hooligans wenig beeindruckt von diesem Trend. Auch wenn die körperlichen Ausschreitungen eher auf eine toxische Form von Gruppendynamik und Männlichkeit und weniger auf kriminelle Strukturen zurückzuführen sind, ist die Grenze zwischen organisierten Verbrechen und fanatischem Fandome oft fließend. So findet auch Kubas Entwicklung vom Fußballfan, zum Hooligan, zwangsläufig den Weg mitten ins Drogenmilieu – mit schwerwiegenden Folgen. “Der Hooligan” hält sich dabei an bekannte Genrekonventionen, gibt sich betont düster und brutal und setzt auf eine kompromisslose Inszenierung, die die rohe Realität der Szene ebenso einfängt wie die emotionalen Abgründe ihrer Protagonist*innen – ein Zustand, der leider nicht allzu lange anhält.

Mit nur fünf Episoden erzählt das polnische Netflix Original seine Geschichte in einem atemlosen Tempo, das kaum Raum für Zwischentöne lässt und sich schnell in altbekannten Erzählmustern verfängt. “Der Hooligan” reiht dabei Schicksalsschlag an Schicksalsschlag, während sich die Klischees die Klinke in die Hand geben und ein Crime Movie-Element das nächste jagt. Über zwei Staffeln verteilt sicherlich kein Ausschlusskriterium für eine Serie dieser Art, gedrungen in fünf Episoden jedoch viel zu viel auf einmal. Somit bleibt “Der Hooligan” trotz eindringlicher Momente, interessanten Aspekten eines Sozialdramas und düsteren Momentaufnahme aus der rauen Welt des radikalen Fußballwahns, ein überfrachtetes Erlebnis, das mehr auf Quantität als Qualität setzt und dabei echte Tiefe vermissen lässt.

Fazit
In seiner Eigenschaft als düsteres Sozialdrama oft wirkungsvoll verliert sich “Der Hooligan” letztlich doch in einer überladenen Aneinanderreihung von Klischees und Genretropen!

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