DER WATCHDOG

Titel	The Trauma Code: Heroes on Call
Genre	Drama
Jahr	2025
FSK	16
Schöpfer	Choi Tae-kang

Die südkoreanische Antwort auf Dr. House und Co.

Auf den Fluren der fiktiven Kliniken dieser Welt blühen die Dramen wie Blumen im Frühling – nur giftiger. Hier trifft kollegiumsinternes Beziehungschaos auf markerschütternde Schicksalsschläge und obligatorische Horrordiagnosen, die den Betroffenen mindestens eine Episode lang Zeit geben, um über den Sinn des Lebens zu sinnieren. Krankenhausserien wirken wie ein emotional aufgeladene Kanalisator für große Gesten. Sie jonglieren mit Leben und Tod, während sie die Belegschaft als Gött*innen in Weiß zelebrieren, die ebenso genial wie unfehlbar sind – zumindest, wenn es nicht gerade um ihr eigenes Gefühlsleben geht. Ob die südkoreanische Weißkittelserie “The Trauma Code: Heroes on Call” in den Kanon mit einstimmt? Um das beurteilen zu können, haben wir uns die ersten beiden Episoden des Netflix Originals mal unter die Lupe genommen.

Und darum geht es…

Traumachirurg Baek Kang-Hyuk (Ju Ji-hoon) gilt als einer der besten seines Faches. Seine Expertise, die er während diversen Auslandseinsätzen in Krisenregionen weltweit unter Beweis stellte, ist auch der Grund dafür, warum gerade er dazu ausgewählt wurde, als Leiter der Unfallchirurgie einer Universitätsklinik endlich die Abteilung aus ihrem desolaten Zustand herauszuführen und neue Standards zu setzen.. Das gesamte Krankenhaus ist chronisch unterbesetzt und kämpft mit erheblichen finanziellen Engpässen. Nun ist es an Baek Kang-hyuk zusammen mit seinem Team (u.a. Jeong Jae-kwang und Choo Yeong-woo) den Laden schnellstmöglich auf Vordermann zu bringen und gleichzeitig eine zufriedenstellende Patient*innenversorgung zu gewährleisten – eine Aufgabe, die Fingerspitzengefühl, Durchsetzungskraft und unermüdliches Engagement erfordert.

Unser Fazit nach den ersten beiden Episoden

Am Horizont eine gigantische Bergwand. Ein Motorrad rast über den Asphalt einer einsamen Landstraße, umrahmt von den trockenen Weiten der Wüste. Am Lenker, Baek Kang-hyuk, Arzt. Die Fliegerbrille auf der Nase, die Lederjacke am Leib. Über seinen Kopf erheben sich Kampfjets. Bomben fallen. Willkommen im südkoreanischen “Top Gun: Maverick”. Moment, was? Wären da nicht die Openig Credits, die das Publikum schnell zurück in die Realität verfrachten und daran erinnern, womit sie es hier eigentlich zu tun haben, könnte man nach den ersten Sekunden wirklich denken, “The Trauma Code: Heroes on Call” wäre eine inoffizielle Fortsetzung der US-Fliegerfilme mit Tom Cruise und nicht etwa eine sechsteilige Krankenhausserie aus Südkorea. Doch ist man erst einmal angekommen, in der medizinischen Melodramatik, geht es auch schon gewohnt zur Sache. Heißt: Es wird diagnostiziert, operiert und bürokratisiert, wie man es bereits aus vielen Serien dieser Art, jedoch vornehmlich aus den Vereinigten Staaten von Amerika, kennt. Doch irgendetwas ist anders…

Zum einen wären da die wiederholt, die Grenzen diverser Filmgenres überschreitenden Momente, die “The Trauma Code: Heroes on Call” immer wieder für wenige Momente, mal zum Kriegsfilm, mal zur Actionkomödie, mal zum Katastrophenfilm mutieren lassen. Aber auch die tonal völlig diffuse Tonalität, die unbeholfen zwischen albernem Quatsch und bierernster Herangehensweise hin und her springt, ist anders. Das liegt natürlich auch an der in koreanischen Produkten üblichen Theatralik, samt großen Gesten, oft überspitzt dargestellt, nicht selten von einer gewissen Komik begleitet. “The Trauma Code: Heroes on Call” gelingt es dabei jedoch nicht, das breit gefächerte Pensum an Gefühlen, Genres und Motiven unter einen Hut zu bringen. Die eingestreute Kritik am Gesundheitswesen bleibt oberflächlich, das persönliche Drama aus – und selbst die Operations- und Diagnose-Zusammenschnitte, können, bei all den Super-Doktor*innen und Wunderkindern der Krankenhausserien-Historie kaum mehr beeindrucken.

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